Sonntag, 23. Februar 2025

Das Kreuz mit der Freiheit

Angela Merkel empfiehlt sich in ihre Autobiografie als Vorkämpferin der „Freiheit“. Doch wie halten es unsere Systemeliten mit der Freiheit wirklich? Ein Gastbeitrag von Frank Steinkron.

Vor einigen Tagen kommentierte der Journalist Felix Perrefort die Reaktion der Münchner Sicherheitskonferenz auf die historische Rede von J. D. Vance mit der griffigen Überschrift: Die deutsche Politik erkennt den freien Westen nicht einmal, wenn er vor ihr steht. In der Tat, es geht um das Erkennen von Freiheit – von wahrer Freiheit, und damit auch von Wahrheit an sich.

Die Feinde der Freiheit bei Platon

In gewisser Weise erinnerte der Versammlungssaal im Bayrische Hof zu München an den Schauplatz in Platons berühmtem Höhlengleichnis: Seit ihrer Geburt leben die Menschen in einer unterirdischen Grotte und blicken angekettet auf die Schatten, die ein hinter ihnen brennendes Feuer auf eine Wand wirft. Weil sie ihr Lebtag nichts anderes kennengelernt haben, halten sie die Schatten für reale Wesen.

Jedoch gelingt es einem der Gefangenen, sich zu befreien, die Höhle zu verlassen und ins Tageslicht zu treten. Das alles erhellende Sonnenlicht, für Platon Sinnbild der Wahrheit, schmerzt zunächst in seinen Augen. Doch allmählich gewöhnt er sich an die Helligkeit und kann die Welt sehen, wie sie wirklich ist. Dieser Mensch, Platon vergleicht ihn mit dem nach Wahrheit strebenden Philosophen, kehrt daraufhin in die Höhe zurück, um den übrigen Höhlenbewohnern seine Erkenntnis mitzuteilen. Sie aber glauben ihm nicht und töten ihn.

Die Feinde der Wahrheit bei Jesus

Von dem Bedürfnis, den Überbringer der Wahrheit für immer zum Schweigen zu bringen, erzählt auch eine andere Geschichte. Sie handelt vom Hohenpriester Kaiphas, der Jesus vor dem Hohen Rat wegen Blasphemie für todeswürdig erklärt, und von Pilatus, der Jesus angesichts einer aufgepeitschten Menge kreuzigen lässt.

„Was ist Wahrheit?“, hat der Skeptiker Pilatus Jesus kurz zuvor gefragt. Weder er noch Kaiphas und der Hohe Rat noch die Menschenmenge erkennen die Wahrheit, die in Jesus leibhaftig vor ihnen steht.

Der Zorn der Selbstgerechten

Nun ist James David Vance kein Philosoph und schon gar kein Messias. Und doch sind die Analogien offensichtlich. Im Bayrischen Hof sitzen die Hohenpriester der Moral und die Zyniker der Macht von heute. Wie Kaiphas und Pilatus ist ihnen die Wahrheit gleichgültig. Wie die Gefangenen in Platons Höhle leben sie in einem Kerker: korrumpiert durch Macht, verblendet durch Indoktrination, gelähmt durch geistige Trägheit.

In ihrer Schattenwelt des Selbstbetrugs und der Selbstgefälligkeit haben sie es sich sogar behaglich eingerichtet: unfähig und unwillig, die Wahrheit zu erkennen, geschweige denn sie anzuerkennen. Groß ist daher auch ihre Angst vor der Freiheit: vor der Freiheit der anderen, die ihre Privilegien bedrohen, vor aber vor der eigenen Freiheit, die zu schmerzlicher Selbsterkenntnis führen könnte.

Entsprechend weinerlich-selbstgerecht, ja hysterisch-aggressiv fielen die Reaktionen auf die Vance-Rede aus. Gewiss wird das Establishment schon bald wieder fanatisierte Massen auf die Straßen schicken, die hasserfüllt gegen die Freunde der Freiheit und der Wahrheit ein „Kreuzige ihn“ skandieren.

Freiheit bedeutet Wahrheit

Wahrheit und Freiheit gehören zusammen, bedingen einander. „Ihr werden die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen“, heißt es im Johannesevangelium. Dies bedeutet zweierlei. Freiheit kann nicht auf dem Boden der Lüge gedeihen. Und die Wahrheit lässt sich nicht einsperren. Unsere Eliten haben allen Grund, sich zu fürchten. Wir aber haben allen Grund, uns zu freuen.

PP-Redaktion
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Eigentlich ist PP nach wie vor ein Blog. Dennoch hat sich aufgrund der Größe des Blogs inzwischen eine Gruppe an Mitarbeitern rund um den Blogmacher Dr. David Berger gebildet, die man als eine Art Redaktion von PP bezeichnen kann.

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