Sonntag, 22. Dezember 2024

Zwei Jahre MeToo – eine Bestandsaufnahme

MeToo war – bis zum Auftreten Gretas – die wohl größte Medienkampagne des jungen 21. Jahrhunderts, mit weitreichenden, oft fragwürdigen Folgen für Politik und Gesellschaft. Hier habe ich Fakten und aktuelle Studien zu den bisherigen, teilweise auch für Frauen negativen Auswirkungen zusammengestellt. Ein Gastbeitrag von Pommes Leibowitz

Erfunden wurde das Schlagwort „MeToo“ bereits 2006 von der schwarzen Aktivistin Tarana Burke, die damit eigentlich auf die Probleme von farbigen Frauen in der ganzen Welt aufmerksam machen wollte. Zu einem Hashtag und feministischen Wutschrei weißer westlicher Frauen wurde der Begriff erst 2017 durch Alyssa Milano.

Milano selber forderte allerdings niemanden zur öffentlichen Denunziation auf. Vielmehr wollte sie, dass möglichst viele Frauen durch das schlichte Statement „MeToo“ auf die Tragweite des Problems aufmerksam machen. Nachdem die skandalsüchtigen Medien auf den Zug aufgesprungen waren, verselbständigte sich die Geschichte aber zu einem öffentlichen Pranger auf Basis von Verdacht und Vorverurteilung und einer nicht zu unterschätzenden Verzerrung der Anzahl tatsächlicher Sachverhalte durch Trittbrettfahrer und Wichtigtuer.

Gesellschaftliche Folgen:

Bereits 2018 gab es eine Studie des SHRM (Society for Human Resource Management) zum veränderten Verhalten von Führungskräften, die neben gewachsenem Problembewusstsein auch alarmierende Tendenzen für das Arbeitsklima und für die Chancen weiblicher Bewerber aufzeigte.

Noch ernüchternder ist das Fazit einer aktuellen Studie von Prof. Leanne Atwater (Arbeitsspychologie, Uni Houston). Während die positiven Auswirkungen weit hinter den Erwartungen zurückblieben, machen sich (vorhersehbare) Nebenwirkungen inzwischen massiv bemerkbar:

„Viele Männer gehen Frauen am Arbeitsplatz jetzt grundsätzlich lieber aus dem Weg, vermeiden Situationen, in denen sie mit Frauen alleine sind, oder wollten nicht mehr mit ihnen auf Reisen gehen.“

Zum gleichen Schluss kommt Prof. Rachel Sturm von der Wright State University in Ohio im Harvard Business Review:

„Wenn Männer sagen, dass sie Frauen nicht mehr anstellen, nicht mehr auf Dienstreisen schicken und von gemeinsamen Aktivitäten ausschließen, ist das ein Rückschritt.“

Was eben nichts anderes bedeutet, als dass die Chancen für Frauen, Jobs zu bekommen, Förderer zu finden, Netzwerke zu knüpfen, unter dem Eindruck des Risikos womöglich richtiger, aber häufig eben auch falscher, taktischer Beschuldigungen, massiv gesunken sind.

Man wird versuchen, den angerichteten gesellschaftlichen Schaden durch Frauenquoten zu heilen und ihn dadurch womöglich noch verschlimmern.

Verurteilungen (gerichtliche Folgen von MeToo)

Zerstörte Existenzen auf Basis unbewiesener Vorwürfe gab es inzwischen Hunderte. Rechtskräftige Verurteilungen dagegen bislang nur eine Handvoll. Die einzige weltbekannte Person darunter ist Bill Cosby, dessen Fall aber bereits 2014 losgetreten worden war. Mitte 2017 wurde das Verfahren eingestellt, da die Geschworenen zu keinem einstimmigen Urteil kamen.

Der MeToo-Effekt war hier, dass der gleiche Fall – 2018 erneut aufgegriffen – zu einem einstimmigen Urteil der Geschworenen und damit nachträglich zur Verurteilung Cosbys führte. Ob die Geschworenen durch den MeToo-Effekt erleuchtet oder eher befangen waren, möge jeder selber entscheiden. Ich wage hier keine Einschätzung.

Alle anderen Verfahren, die öffentliche Aufmerksamkeit genießen, laufen noch oder wurden aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Zu keiner Verurteilung und dennoch Totalzerstörung seines Lebens kam es bei Kevin Spacey. Aufgrund der Verjährung gab es keine Ermittlungen, so dass allerdings auch eine eventuelle Unschuld Spaceys nicht ermittelt wurde. Dennoch reichte bereits die pure Behauptung eines Schauspielkollegen, einen 30 Jahre zurückliegenden (aus meiner unmaßgeblichen Sicht harmlosen) Fall sexueller Belästigung schildernd, ihn öffentlich an den Pranger zu stellen. Als weitere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung, sowie offenbar eingestellte strafrechtliche Ermittlungen aus dem Jahr 2008, bekannt wurden, war seine Karriere beendet.

Er wurde sogar nachträglich aus einem Film herausgeschnitten, an dem er mitgewirkt hatte, was das ganze Ausmaß der Hysterie verdeutlichen mag. Wohlgemerkt: Es ging nie um Vergewaltigung, Nötigung etc. sondern immer nur um Personen, die sich nach vielen inzwischen vergangenen Jahren auf einmal belästigt fühlten.

Die wichtigsten noch laufenden Verfahren

Auch Filmproduzent Harvey Weinsteins Existenz ist schon lange vor einem Urteil komplett zerstört. So unwahrscheinlich es sein mag: Was wäre, wenn er freigesprochen würde? Darf die Unschuldsvermutung, als wichtige Säule des Rechtsstaates, nach Gutdünken oder per demokratischer oder quantitativer Abstimmung (viele Anklagen) aufgehoben werden?

Der bekanntest deutsche Fall ist Filmregisseur Dieter Wedel. Sein harter und angeblich diktatorischer Führungsstil ist bekannt. Fragwürdig aber nicht strafbar. Zumindest naheliegend aber ist der Gedanke, dass er sich damit im Laufe seines Lebens viele Feinde gemacht hat. Und so kam es auch bei ihm, als Echo des MeToo-Effekts, zu zahlreichen Vorwürfen, Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse betreffend. Interne Untersuchungen der Sender und Firmen (u. a. ZDF und Sat1), für die er arbeitete, ergaben allerdings keinerlei Hinweise auf sexuelle Übergriffe.

Die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs dauern dagegen immer noch an. Was darauf hindeutet, dass auch hier der Ausgang des Verfahrens völlig offen ist. Beschäftigen wird Herrn Wedel dennoch NIEMAND mehr. Berufsverbot auf Basis von Verdacht?

Rechtsexperten warnen schon länger davor, Beschuldigungen dieser Art publik zu machen.

Die Revolution frisst ihre Kinder (SheToo)

Wer mit dem Finger auf andere zeigt, der zeigt mit drei Fingern auf sich. So erging es auch zahlreichen MeToo-Aktivistinnen.

Die Schauspielerin Asia Argento, eine der Hauptakteurinnen der MeToo-Bewegung, wird verdächtigt, sich an einem zwanzig Jahre jüngeren, minderjährigen Schutzbefohlenen sexuell vergangen zu haben.

Die kalifornische Abgeordnete Cristina García, eifrig im Schildern der sexuellen Belästigungen, die ihr widerfuhren, sieht sich inzwischen selber solchen Vorwürfen von männlicher Seite ausgesetzt. Womöglich glaubte Frau, zu dürfen, was Mann keinesfalls darf. Aber wie man in den Wald hineinruft …

Die Professorin Avital Ronell (New York University) soll ihren von ihr als Doktormutter abhängigen Doktoranden Nimrod Reitman über den gesamten Zeitraum seines Promotionsstudiums sexuell und emotional belästigt haben. Ein interner Untersuchungsausschuss befand sie für schuldig.

Welches Weltbild steht hinter MeToo?

MeToo wurde als feministische Bewegung bezeichnet. Das impliziert aber, dass nur Frauen sich als Opfer sehen, und nur Männer Täter sein können (siehe auch das Titelbild).

Wenn aber, wie der Feminismus ebenfalls impliziert, Frauen genauso klug und begabt sind wie Männer, oder umgekehrt Männer gar archaische Idioten sind, die erst vom Feminismus domestiziert werden müssen, wie ist und war es dann möglich, dass die Welt angeblich total von Männern dominiert wird? Eine von beiden Thesen muss falsch sein!

Dominieren Männer, weil sie zwar primitiv aber körperlich stärker sind? Körperkraft spielt eigentlich in menschlichen Zivilisationen fast überhaupt keine Rolle. Zum Anführer wird man durch Klugheit, soziale und strategische Intelligenz. Im Kampf siegt man durch bessere Waffen und geschickten Umgang mit diesen. Überall, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben und Mann und Frau das Nachtlager teilen, könnte eine misshandelte Frau dem Mann während der Nacht sein bestes Stück abschneiden. Das bedarf keiner besonderen Stärke.

Tatsächlich sind menschliche Verhältnisse in Zivilisationen also sicherlich nicht von Körperkraft oder reiner Gewalt bestimmt. Zu der vom Feminismus in Vergangenheit und Gegenwart hineininterpretierten Täter-Opfer-Beziehung braucht es deshalb immer ZWEI, soll heißen, neben angeblichen Tätern auch angebliche Opfer, die ihre Rolle freiwillig einnehmen.

Und ganz nebenbei sind und waren es doch auch immer die Frauen, die ihre Jungs und Mädchen erzogen und prägten, deren Weltbilder manifestierten. In allen Kulturen dieser Welt. Waren Frauen also sogar so dumm, dass sie ihre Kinder im Sinne der Männer erzogen? Die tatsächlichen Verhältnisse sind wohl wesentlich komplexer und das gängige Täter-Opfer-Klischee ähnlich primitiv wie JEDE Schwarzweißmalerei.

Und wie verhält es sich mit dem sexuellen Interesse?

Sind die Männer alles lüsterne Idioten, die die braven, eher asexuellen Frauen permanent belästigen? Auch das ein skurriles Weltbild, das, würde es tatsächlich zutreffen, längst zum Aussterben der menschlichen Gesellschaft geführt hätte.

Und was genau meint „sexuelle Belästigung“?

Wo liegt die Grenze zwischen Kompliment und anzüglicher Bemerkung, welche Berührung ist adäquat und welche nicht?

Da hat jeder Mensch seine eigenen Grenzen, und die Pflicht, diese durch deutliches Verhalten seiner Umwelt mitzuteilen. Gesetzlich definierbar ist das nicht und generell wird der Versuch, zwischenmenschliches Verhalten bis hinein in die Ehe gesetzlich zu regeln, unendliches Missbrauchspotential schaffen. Zu Entfremdung, Misstrauen, Bespitzelung, Denunziation und permanenten gegenseitigen Hexenjagden führen, sobald ein Rosenkrieg entbrennt oder ein Kampf um Posten stattfindet.

Menschen sind zu verschieden und zu komplex, als das man ihr Verhalten bis in zwischenmenschliche Details regeln könnte.

Mein persönliches Fazit:

Die ursprüngliche Idee, auf einen Missstand aufmerksam zu machen, war schon nach kurzer Zeit komplett pervertiert. Die pure Beschuldigung, für teilweise Jahrzehnte zurückliegende Vorgänge, reicht aus, um Existenzen zu vernichten.

Wer einmal am Pranger stand, als Prominenter oder Politiker, kann niemals wieder in seiner Branche Fuß fassen, ganz egal ob die Vorwürfe berechtigt waren oder nicht. Die Folgen dieser Vorverurteilung sind dabei vielfach sogar gravierender als jede strafrechtliche Verurteilung je sein könnte.

Viele der Vorwürfe hinterlassen auch einen faden Beigeschmack:

Ist die sexuelle Belästigung okay, solange man dafür die Rolle bekommt, aber anschließend, nachdem man Job und Gage einkassiert hat, nicht mehr okay? Womöglich Jahrzehnte später?

Moralisch ist es natürlich nicht, bei BEIDEN Beteiligten nicht. Aber rechtlich? War es nicht möglicherweise eine Form von Prostitution, um sich Vorteile zu verschaffen? Was, wenn jetzt Prostituierte anfangen würden, womöglich nach Jahrzehnten, Klage zu erheben, weil sie das ja eigentlich gar nicht wollten und nur „durch Geld gezwungen“ wurden? Auch hier muss das, aufgrund logischer Widersprüche in sich selbst zusammenbrechende Täter-Opfer-Klischee des Feminismus, hinterfragt werden.

Übrigens: Die Initiatoren von MeToo, Alyssa Milano und Rose McGowan, waren alle seit Jahren ohne nennenswerte Engagements. Milano hatte 2014 ihre letzte Serienrolle, McGowan überwiegend Sprechrollen in erfolglosen Kurzfilmen. Wer wollte Böses dabei denken, wenn sich die Damen just dann missbraucht vorkamen, als die Karriere nicht mehr lief? Nur so ein Gedanke!

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PP-Redaktion
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