(Patrizia von Berlin) Das Erscheinen eines Artikels in der Welt vom 12. Februar 2019 warf bei kritischen Lesern die Frage auf: Warum hofiert ein -sich als „konservativ“ verortendes- deutsches Medium einen politisch links stehenden US Multimilliardär wie George Soros, der mit Unsummen massiv auch die europäische Politik manipuliert?
Die Menschen in Europa müssen aufwachen, bevor es zu spät ist
So titelt die Welt am 12. Februar und was folgt hatte ich zunächst für einen Gastbeitrag von George Soros gehalten. Mein Fehler, der aber zumindest einer Freundin genauso widerfuhr. Durchaus verständlich, denn der Bericht ist eigentlich nur eine Abschrift eines Gastbeitrages von George Soros auf einer ihm nahe stehenden und vom ihm mitfinanzierten Plattform. Kritischer Journalismus? Fehlanzeige. Kein Wunder, die „Welt“ ist offizieller Partner dieser Plattform.
Wer andere Artikel der Welt über Soros liest, kann durchaus eine Linie erkennen. So schreibt der „Leitende Wirtschaftsredakteur“ am 25. Januar über Soros Rede in Davos. Die Sprache ist dabei interessant. Die Rede wird als „berühmt“ bezeichnet und Soros habe sich Chinas „Präsidenten Xi vorgeknöpft“.
Ein Kommentar des Chefreporters Ansgar Graw vom 15. Mai 2018 bescheinigt Soros gar ein „Philantrop“ zu sein. Jemand, der fremde Länder massiv beeinflusst und -wie manche Kritiker meinen- dies immer mit privaten wirtschaftlichen Interessen zu verknüpfen weiß, handelt legal und wie ich meine sogar legitim, aber unter einem Menschenfreund stelle ich mir etwas anderes vor. Der Begriff legt nahe: hier findet Hofberichterstattung statt.
Am 18. Januar 2018 benutzt Martin Niewendick Kritik der „Freien Welt“ an Soros sogar als Beleg, um der AfD Antisemitismus zu unterstellen (Fake News – hier der angesprochene Artikel zum Nachlesen).
Richtig kritische Artikel habe ich in der „Welt“ noch 2013/2014 entdeckt. „Die anmaßende Mission des Multimilliardärs Soros“ lautet etwa einer der Titel und beginnt mit „US-Multimilliardär George Soros maßregelt mit Vorliebe die Deutschen“. Der Artikel selbst eine klare Absage an Soros‘ Forderung einer Schuldenunion.
Wer sich selbst ein umfangreicheres Bild verschaffen will, dem sei die Seite „Soros“ bei welt.de empfohlen.
Check: Wie geht man mit Soros‘ Spiegelbild um?
Zu einer fairen Betrachtung gehört auch, dass man sich ansieht, ob dort mit der anderen Seite ähnlich sanft umgegangen wird. Dass AfD Politiker von so einem Umgang nur träumen können: geschenkt.
Aber es gibt ein Gegenstück zu Soros und zwar Steve Bannon (Breitbart). Soros links, Bannon rechts – die Gegenspieler. Beide sind US Amerikaner und mischen sich in europäische Politik ein, der eine länger und massiver (Soros), der andere kürzer und (noch) weniger spürbar (Bannon). Weitere Parallele: Bannon wurde über Jahre von Robert Mercer, einem US Multimilliardär und -wie Soros- Börsenguru unterstützt.
Und seltsam: zu Bannon findet die Welt keine solch warmen Worte. Ein „US-Rechtspopulist“, der „Europa erobert will“ und dem man in Artikeln auch gerne mal den als „liberal“ betitelten Soros gegenüberstellt.
Kritischer Journalismus? In meinen Augen klare Parteinahme. Und damit auch ein Sinnbild dafür, wie kaputt der Journalismus in diesem Land ist. Wie will man als Leser, wenn Parteilichkeit jede Zeile beherrscht, darauf hoffen so neutral informiert zu werden, dass man sich selbst ein Urteil erlauben kann?
Die alternativen Medien, die ihren Standpunkt klar und transparent kommunizieren, haben so lange eine Existenzberechtigung, ja -notwendigkeit, wie sich das nicht ändert.
Warum hofiert die Welt Soros?
Aber zurück zum Thema. Soros Open Border-Ideologie wird warmherzig journalistisch begleitet, die Gegenposition verdammt. Warum passiert das und warum unterbindet, bzw. sabotiert man damit das, was eigentlich in einer funktionierenden Demokratie stattfinden sollte, nämlich eine Debatte, ein Wettstreit der Ideen, der Ideologien, der Werte mit dem der Zielpunkt der Entscheidung des Souverains, des Bürgers an der Wahlurne?
Die gängige Erklärung in unserem Land sind die vorwiegend links-grünen Parteisympathien der Journalisten. Mich hat interessiert, ob es vielleicht -zusätzlich- eine Verbindung auf einer deutlich höheren Ebene gibt.
Eine Linie von Soros zu Springer
Nun sind wir in einer „kleinen Welt“, wie der US Psychologe das 1967 postuliert hat und jeder kennt jeden über angeblich sechs Ecken. Und manchmal, das weiß jeder von uns, sind es auch deutlich weniger Ecken. Etwa bei gemeinsamen Interessen oder wenn man einer sozialen Untergruppe angehört.
Wir haben also recherchiert, ob es hier so eine „Kleine Welt Verbindung“ geben könnte.
Und wir sind fündig geworden. Und zwar ganz oben.
Im Aufsichtsrat der Axel Springer SE (Societas Europaea – Europäische Gesellschaft) sitzt seit 2014 Martin Varsavsky, ein extrem erfolgreicher argentinisch-spanischer Unternehmer und Seriengründer.
(Foto l.: Martin Varsavsky (c) Loic Le Meur, CC BY 2.0, Wikimedia)
Formal und legal ist der Aufsichtsrat das Kontrollorgan einer Gesellschaft, das Werkzeug der Eigentümer um das Management, den Vorstand zu kontrollieren. In der Praxis jedoch wird der Aufsichtsrat auch genutzt, um Verbindungen zu schaffen.
Es gibt keinen Hinweis auf eine Kapitalbeteiligung von Martin Varsavsky an der Axel Springer SE. Man darf also annehmen, dass er aufgrund seiner überragenden unternehmerischen Erfahrung, seiner persönlichen Verbindungen, etc. in das Kontrollgremium berufen wurde. Am 6.11.18 gab Springer bekannt, dass im April 2019 mit einer Verlängerung des Mandats zu rechnen sei.
Die Zusammenarbeit wurde 2017 deutlich tiefer. Man gründete ein Gemeinschaftsunternehmen, die Varsavsky Axel Springer GmbH & Co. KG. Laut Angaben der Axel Springer SE „einen Investmentfonds für Medien-Start-Ups“.
Liest man im Branchenmagazin meedia, dann bekommt das eine wesentlich konkretere Richtung: den US Markt. Als Beleg nennt meedia auch die Tatsache, dass der Verantwortliche für diesen Deal auf Seiten von Springer das US Geschäft steuern würde.
Und was, werden Sie fragen, hat das mit unserer Ausgangsfrage zu tun? Raten Sie mal, wer Key Investor beim ersten Projekt von Martin Varsavsky 1995 war? Richtig, Soros. Und wenn man neu Jahre miteinander gearbeitet und dabei eine Milliarde gemacht hat, dann ist es fair zu sagen, dass eine Verbindung da ist. D.h. die kleine Welt braucht in diesem Fall gerade mal einen Zwischenstop für eine Verbindung Springer-Soros.
Geht man diesen Gedankengang weiter, dann sieht man sich an, welche Position Soros im US Medienmarkt hat. Und dann wird es richtig spannend. Da gehört z.B. eine größere Beteiligung an einem der größten Kabelnetzbetreiber der USA, der Liberty Broadband, dazu. Zugang zu Millionen von Kabelkunden. Spannend für Anbieter von Inhalten wie Springer es ist, finden Sie nicht? Oder eine Beteiligung an der, nach eigenen Angaben führenden, Musik- und Podcast Plattform Pandora mit 70 Millionen Nutzern pro Monat. Oder an der Tribune Media Corporation, einem großen Player auf dem US Medienmarkt mit knapp 50 Fernsehsendern und und und.
Wird Soros deswegen so hofiert?
Kommen wir also wieder von den Milliardenbeträgen zurück in unsere kleine deutsche Welt, in der freundlichst mit einem höchst umstrittenen Mann umgegangen wird, der sein Geld zur Beeinflussung fremder Länder benutzt und so ganz anders behandelt wird, wie andere, die Gleiches tun.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich weiß es nicht. Und weil ich keine Freundin von Verschwörungstheorien bin, will ich gleich hinzufügen, dass ich den Gedanken für völlig absurd halte, George (Soros) ruft Martin (Varsavsky) an und bittet ihn bei Frieda (Springer) dafür zu sorgen, dass man wohlwollend über ihn berichtet.
Wer mit solchen Überlegungen seine Zeit verschwendet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er nur eine Erklärung für sich selbst sucht, anstatt damit zu leben, dass das eigene Nichtwissen Teil des Lebens ist.
Aber es ist auch eine Lebensweisheit, dass solche Verbindungen eine Geschichte erzählen. Und wenn man ein bisschen im Blog des sehr sympathisch herüberkommenden Martin Varsavsky liest, dann erkennt man noch viel mehr Details, die nahelegen, dass er inhaltlich nicht weit von Soros entfernt ist.
Vereinigte Staaten von Europa als Ziel
- Er fordert die Vergemeinschaftung der Schulden in der EU, die Vergemeinschaftung des Haftungsrisikos für Banken mit dem Ziel der „United States of Europe“.
- Als Feind („enemy“) nennt er die Nationalstaaten (local powers). Beim Thema Islam verdammt er zwar ISIS und den Terror, aber ansonsten ist er apologetisch dem Islam gegenüber.
- Es findet keine Auseinandersetzung mit der demokratiefeindlichen und menschenrechtsfeindlichen Ideologie statt.
- Und so oberflächlich bleibt er auch beim Thema Flüchtlinge, mit dem er -auch bedingt durch seine deutsche Frau- vertraut ist. Selbst in die USA geflohen aus Argentinien, spürt man Solidarität aus seinen Zeilen mit jedem, der fliehen muss.
- Motivationen hinterfragt er nicht. Seine Analyse jedoch, die Deutschen würden so herzlich (kindness) handeln, um des Holocausts Willen und sie würden durch „Emotionen statt durch Vernunft getrieben“ ist sehr richtig.
- Sein Schluss, dass Deutschland am Ende profitieren (prosper) würde, zeigt dass er einfach keine Erfahrung mit 60 Jahren gescheiterter Integration von islamischer Zuwanderung und den daraus resultierenden Konsequenzen hat.
- Was sehr spannend ist: ihm ist durch eine Verhaftung in Syrien, weil er Jude ist, sehr wohl bewusst, was islamische Herrschaft bedeutet, aber das scheint keine Schlussfolgerung nach sich zu ziehen. Eine Parallele, so mein spontaner Gedanke, zu vielen LGBTs in Deutschland.
Womit der Kreis sich schließt und wir wieder die Ausgangsfrage stellen sollten, aber etwas umformuliert: Warum ist diese Ideologie der Förderung der illegalen Migration in Kombination mit einer völligen Außerachtlassung der Gefahr durch den Islam so stark?
Die Antwort: Weil es Menschen gibt, die sie vertreten und fördern. Und es bleibt die Binsenweisheit, dass Menschen mit Macht, sei es Geld, sei es Status, sei es öffentliches Interesse, das natürlich in ungleich größerem Maß tun können, als die Opfer dieser Entwicklung oder diejenigen, die Grund haben anzunehmen, dass sie zum Opfer werden, wenn diese Entwicklung weitergeht.
Und so macht diese kleine Geschichte aus der Welt des großen Gelds und des großen Einflusses auch Sinn, denn sie zeigt, warum es so ist, wie es ist, auch ohne jeden Funken einer Verschwörungstheorie. Und sie zeigt auch, warum es so wichtig ist, diese Dinge transparent zu machen.
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