Donnerstag, 19. Dezember 2024

Stümperhaft und nichtssagend: Das Gutachten des Verfassungsschutzes zur AfD

Das Gutachten des Verfassungsschutzes belastet die AfD schwer, nicht zuletzt dadurch dass es nur an linke Mainstreammedien -mutmaßlich illegal- weitergegeben wurde. Jetzt liegt PP eine Kopie des Gutachtens vor und wir wollten wissen, was an den Vorwürfen dran ist. Was also lag näher als uns den Passus über einen Politiker anzusehen, über den wir schon mehrfach geschrieben haben.

Martin Sichert, der Wahlsieger der bayrischen Landtagswahl, ist verheiratet und zwar mit einer -bereits vor vielen Jahren- gerichtlich anerkannten Asylbewerberin. Seine Frau ist Jesidin und die beiden wurden im letzten Jahr stolze Eltern einer süßen Tochter.
Wer hier Sympathie meinerseits für diese junge Familie heraus liest: genau das war Sinn und Zweck dieses Absatzes. Wir wollen ja dem Leser ermöglichen das Geschriebene kritisch gegenzulesen.

Was wird ihm nun im Gutachten des Verfassungsschutzes vorgeworfen?

Auch der bayerische AfD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Martin
Sichert erklärte im Rahmen einer Demonstration der Partei im Januar 2018:
„Dass so viele Deutsche so naiv im Umgang mit Menschen aus diesem
Kulturkreis sind, das ist für diese Deutschen lebensgefährlich.
Verantwortungsvolle Politiker und verantwortungsvolle Lehrer würden dafür sorgen, Kinder und Jugendliche über diese Gefahren aufzuklären. […] Das
alles sind keine Einzelfälle, das ist wohl eher die Regel als die Ausnahme!“[213]

Quellangabe des VfS: 213. Sichert, Martin: Redebeitrag auf AfD-Demonstration am 28.01.2018 in Erfurt, Videomitschnitt, veröffentlicht in: www.youtube.com.

Die Quellenangabe erfüllt nicht die Voraussetzung, die man an ein Gutachten dieser Bedeutung stellen muss. Insbesondere ist der Videomitschnitt unter diesem Titel weder bei google noch bei youtube zu finden, bzw. sicher zu identifizieren. Sauberes Arbeiten sieht anders aus.

Martin Sichert hat die entsprechende Passage der Rede auf seiner Facebook Seite online gestellt. Wir haben sie uns angesehen.

So redet ein verantwortungsvoller Vater

Er bezieht sich auf Straftaten, die jeder über die Medien nachvollziehen kann. Er nennt die Zahlen. Während das im Gutachten verwendete Zitat den Eindruck einer Pauschalisierung erzeugt, so ist das im Rahmen der Rede nicht mehr so. Vielmehr habe ich eher den Eindruck eines verantwortungsvollen Vaters, der auch seiner halbwüchsigen Tochter genau die gleichen Ratschläge mitgeben würde, um sie vor Schaden zu bewahren.

Wenn das ein Fall für den Verfassungsschutz ist, dann reichen dessen Kapazitäten vermutlich nicht zur Beobachtung der Millionen von Eltern, die diese Sätze genauso wiederholen würden.

Weiter spricht er die sexistische Sichtweise vieler Kulturen an und fordert Aufklärung. Auch fordert er Aufklärung darüber, dass es es sehr schwer sei Menschen, die so sozialisiert seien, „unsere gleichberechtigte und tolerante Weltsicht nahe zu bringen“. Man könnte das fast schon als Binsenweisheit gedeckt durch die Polizeiliche Kriminalstatistik bezeichnen.

Den Boten des Unheils zu beschimpfen, stoppt das Unheil nicht

Und er spricht noch einen wunden Punkt unserer Gesellschaft an. Die Zensur derer, die aufklären. Als würde es an den Tatsachen etwas ändern, wenn die Boten mundtot gemacht werden.

Martin Sichert, das spürt man, spricht über etwas, das er kennt und das ihm wichtig ist.
Man sollte einen Aspekt mit berücksichtigen. Seine Frau gehört einer Volksgruppe an, die über Jahrhunderte unter islamischer Verfolgung gelitten hat. Sie selbst wurde aus genau diesem Grund nach einem langen und damals noch sehr intensiven Verfahren als asylberechtigt anerkannt.

Opfererfahrung in die Debatte mit einbringen

Ihm hier zu verwehren, diese Opfererfahrung in die politische Debatte einzubringen ist Unrecht. Was, so frage ich mich, wenn der VfS bei der Opfererfahrung von Juden so verfahren würde? Sind die Erfahrungen von Jesiden weniger wert? Ihn deswegen in den Geruch der Verfassungsfeindlichkeit zu bringen ist unanständig.

Sollten alle anderen Details des Gutachtens ähnlich stümperhaft erstellt sein, muss die AfD sich wirklich keine Sorgen machen, dass es zu einer Überwachung der Partei durch den Verfassungsschutz kommt.

*

"Das Gutachten des sogenannten Verfassungsschutzes zeigt eindrucksvoll, mit welcher Art von Äußerungen und Handlungen man als Oppositioneller mittlerweile Gegenstand staatlicher Verfolgung werden kann."

Quelle:https://t.co/Ajl1gLjgca pic.twitter.com/N1EQwM6iZ0

— pip ? (@pip_news) January 29, 2019

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Patrizia von Berlin
Patrizia von Berlinhttps://philosophia-perennis.com/
Für die Freiheit nicht lügen zu müssen. Eine Lebensweisheit, die ich vor vielen Jahrzehnten von Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) erhielt. Ich lernte, was das Wichtigste für ihn war, als er in den freien Westen ausgesiedelt wurde. Nicht Reisen, nicht die Genüsse der Welt. "Dass ich nicht mehr lügen muss", war seine Antwort.

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