Mittwoch, 13. November 2024

Lourdes – oder: Die mexikanische Besiedlung der Türkei und der UN-Migrationspakt

(Gastbeitrag) Am 11. und 12. Dezember möchten die Staats- und Regierungschefs der Länder der Vereinten Nationen im südfranzösischen Marienwallfahrtsort Lourdes den UN Migrationspakt unterschreiben. Die Türkei ist bekanntlich besonders von Migration aus Lateinamerika betroffen.

Präsident Erdowahn hat deshalb sein Kommen und seine persönliche Unterschrift unter das Abschlussdokument bereits zugesichert. Erdowahn betont immer wieder wie sehr ihm das Thema Flüchtlingsaufnahme am Herzen liegt.

Perspektivlosigkeit treibt immer mehr zur Flucht

In die Türkei sind in den letzten Jahren über 5 Millionen christliche Flüchtlinge eingewandert. Sie fliehen vor Perspektivlosigkeit aus den Großstädten Lateinamerikas oder vor kriminellen Banden. Per Flugzeug kommen die Flüchtlinge in der Regel an europäischen Flughäfen wie Frankfurt, Wien, Rom oder Budapest an. Von dort geht es dann per Bus in das bulgarisch-türkische Grenzgebiet.

Christliche Organisationen wie die Caritas versorgen die Flüchtlinge dabei mit Informationen, Logistischer Unterstützung, Beratung, Essen und Kleidung. Im Grenzgebiet zur Türkei wird dann regelmäßig in größeren Gruppen die Grenze überquert. Kritiker werfen den christlichen NGOs vor, auch diesen Grenzübertritt zu organisieren, was diese vehement bestreiten.

Laute „Jesus“- und „Sieg“-Rufe bei Grenzübertritt in Türkei

Nach dem Grenzüberschritt werden die zumeist katholischen Flüchtlinge dann von den türkischen Behörden registriert und auf das Land in Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt. Viele Flüchtlinge reisen aber auch direkt zu Ihren Verwandten, die sich bereits länger im Land eingerichtet haben. Immer wieder erreichen die Medien Videos, auf denen die Einwanderer beim Grenzübertritt begeistert laut „Alabado sea Jesucristo“ („Gelobt sei Jesus Christus“) rufen.

Größere mexikanische Gemeinden gibt es dabei in beispielsweise in Zentralanatolien. Die Stadt Konya, die ursprünglich mal als islamistische Hochburg galt, hat so mittlerweile eine mehrheitlich christliche Bevölkerung. Es gibt Fahita und Enchilada an jeder Ecke. Am Sonntag ertönt das Kirchengeläut vom MP3 Player in den zahlreichen improvisierten Kirchen, die sich meist in Privatwohnungen angesiedelt haben.

Kirchenbauten für Verbesserte Integration

Maria Ruberria von der örtlichen Interessensorganisation „Mexikanische Christen in der Türkei“ ist über diesen Zustand erbost: „Ich habe schon so häufig der türkischen Stadtverwaltung gesagt, dass wir zentrale Grundstücke für Kirchenbauten in der Innenstadt brauchen. Unsere Gläubigen müssen immer weit zum Gottesdienst fahren, was zu zusätzlichen Verkehr führt“.

Zudem führt Maria weiter aus, sollte der Staat auch mit Steuermitteln den Bau von Kirchen fördern, da nur so eine bessere Integration gewährleistet werden kann.

Sehr besorgt ist Maria aber auch über die immer wieder stattfindenden Angriff auf Häuser von Flüchtlingen. Es hat im Jahr 2018 bereits 650 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Auf Nachfrage erklärt Sie die Zahlen. Demnach sind 80% der Angriffe Schriftzüge. In der Regel schreiben türkische Jugendliche das Islamische Glaubensbekenntnis an die Wände der Unterkunft.

Maria ist außer sich: „Die Scharfmacher der extremen türkischen Parteien wie die der Grauen Schafe spielen diese Fälle immer runter“. Es wird argumentiert, dass ein Spruch an einer Hauswand nicht als Angriff gezählt werden dürfte, führt sie weiter aus.

„Dabei fühlen sich die Flüchtlinge vom Islamischen Glaubensbekenntnis herabgesetzt und werden unnötig traumatisiert“, sagt Maria mit zitternder Stimme. Sie hat Tränen in den Augen. Die prekäre Situation, die die Flüchtlinge nach ihrer tausende Kilometer langen Flucht aushalten müssen, setzt Ihr sichtlich zu.

Die Regierung geht nur zögerlich gegen Hassrede vor

Mittlerweile nimmt die Regierung Erdowahn die Thematik allerdings ernst. So wurden zahlreiche Gesetze gegen Hassrede verabschiedet und alle Facebook-Seiten der Grauen Schafe geschlossen.

Bei führenden Mitgliedern der Grauen Schafe fanden Hausdurchsuchungen statt. Sie sollen auf ihren privaten Facebookseiten die Zahlen der Angriffe bezweifelt haben. Die Maßnahmen sind sicherlich auch ein Resultat der Verhandlungen zum UN-Migrationspakt. In diesem verpflichten sich die Zielländer gegen Xenophobie und Migrantenfeindlichkeit vorzugehen. Auch die Presse darf laut Migrationspakt eigentlich nur positiv über die Einwanderung berichten.

In einer Rede letzte Woche macht Staatspräsident Malik Gülen zudem klar, dass von einer Christianisierung der Türkei keine Rede sein kann. „Die aktuellen Zahlen zur Demografie zeigen, dass wir Türken bei gleichbleibender Einwanderung noch 40 – 50 Jahre in der Mehrheit bleiben werden“. Zur Sorge sei also kein Grund, versicherte das Staatsoberhaupt laut veröffentlichtem Redemanuskript weiter.

Bibelkurse und Spanisch-Kurse fördern Integration

Um der fortschreitenden Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken hat die Regierung nun Bibelkurse und Kirchenbesuche zum Schulpflichtfach erklärt. Zudem soll Spanisch als Zweite Fremdsprache an den Schulen eingeführt werden.

„Ich denke, dass diese Maßnahmen und der UN-Pakt ein Schritt in die richtige Richtung sind“, zeigt sich Maria Ruberria zufrieden über diese Maßnahmen. „Aber wir müssen immer klar machen, dass dies erst der Anfang sein kann.“ So fordert sie im weiteren Gespräch die Einbürgerungen zu beschleunigen. Viele Flüchtlinge haben noch nicht die türkische Staatsbürgerschaft.

Einwanderung als Beitrag zur Vielfalt Kleinasiens

Dabei zeigen Umfragen, dass 95% die christlichen Einwanderer die Türkei als ihr neues Zuhause sehen. Die Mehrheit der Einwanderer spricht dabei zwar lieber von Neu-Byzanz als von der Türkei, aber dies sind nur sprachliche Feinheiten und Übersetzungsfehler versichert Maria.

Zudem wäre der Traum vieler Flüchtlinge, die alten christliche Tradition Kleinasiens wieder zu beleben nur als Beitrag für Vielfalt zu verstehen. „Das hier immer wieder in Frage gestellt wird, die mexikanischen Einwanderer wären keine Türken und könnten keine loyale Staatsbürger werden ist ungeheuerlich“, sagt Maria wütend.

Aber auch hier hat die türkische Regierung bereits zugesagt bald tätig zu werden. Ein neues Staatsbürgerschaftsrecht ist in Ausarbeitung. Nach den Plänen von Erdowahn wird es Anfang Dezember verabschiedet werden. Dann könnte Erdowahn mit handfesten Zusagen nach Lourdes reisen und auf internationalem Paket ein freundliches Gesicht zeigen.

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PP-Redaktion
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