(David Berger) Unser PP-Foto der Woche ist schon einige Jahre alt. Es zeigt Alice Weidel mit meiner Wenigkeit auf dem Neujahrsempfang der „Jungen Freiheit“ in Berlin im Januar 2017. Aus aktuellem Anlass wurde es nun wieder „ausgegraben“: Gestern haben die AfD-Spitzen Alice Weidel als Kanzlerkandidatin nominiert.
„Herzlichen Dank an alle Länderchefs und den Bundesvorstand für die große Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen. Ich freue mich auf einen erfolgreichen Wahlkampf als Kanzlerkandidatin unserer AfD“, ließ Weidel gestern Mittag auf X wissen – noch bevor die großen Mainstreammedien die Nachricht, natürlich mit entsprechendem Framing versehen, verbreiten konnten:
Die „stärkste Frau der AfD bietet viel Angriffsfläche“, so t-Online. Und die im Zusammenhang mit der Champagner-Münchhausiade aufgeflogene Nicole Diekmann urteilte pflichtgemäß beim ZDF, Weidel sei „eine Frau der Widersprüche“. Dass bei diesem inzwischen der AfD mehr nützlichen als schädlichen Bashing auch der „Zentralrat der Juden in Deutschland“ nicht fehlen wollte, dürfte keinen verwundern, der sich halbwegs in unsere politischen und medialen Landschaft auskennt.
Gegen Weidel kommen die Journalunken mit ihren Stereotypen nicht an
Mein Kollege Dennis Riehle bemerkt dazu: Während Miosga & Co ungeniert ihr Berufsethos verlassen haben und ihre Sendungen zu Wahlkampfveranstatungen für die Grünen pervertiert sind, „überziehen sämtliche Haltungsmedien die Frontfrau der Alternative für Deutschland mit zutiefst unfairen, ergebnisgeschlossenen und denunziatorischen Fragestellungen, Anheftungen und Etiketten, dass ein gerechtes Ringen um die besten Lösungen und Antworten für unsere Zukunft gar nicht mehr möglich ist.“
Das hat auch damit zu tun, dass Weidel so gar nicht in das Stereotyp passt, dass sie für einen AfDler entworfen haben und das letztlich nur Ausdruck ihrer schon lange verloren gegangenen Bodenhaftung ist:
Da tritt „eine höchst couragierte, rhetorisch brillante und fachlich versierte Persönlichkeit“ für die AfD an, „die sich darüber hinaus offen homosexuell gibt – und damit so gar nicht in das Vorurteil passen mag, wonach die bösen Rechtsextremen ein Problem mit Schwulen und Lesben hätten. Da tritt ein Charakter auf die Bühne des Ringkampfes um Unterstützung für den 23. Februar 2025, die im Bundestag durch ihre pointierten, demaskierenden und fulminanten Reden des Zerstörens zeitgeistiger Visionen auf sich aufmerksam macht.“ Und erweist sich „schon allein deshalb staatsmännischer als ihre maskulinen Gegner von CDU oder Grünen, weil sie Rückgrat und Biss hat.“
Kein besseres Gesicht für den Wahlkampf denkbar
Natürlich ist Weidel dabei auch in ihrer Partei nicht gänzlich unumstritten. Aber das wäre auch schlimm. In einer wirklich demokratisch gesinnten Partei gehören auch einmal harte Diskussionen mit zum Leben, sind Zeugnisse ihrer Vitalität. Und wie in jedem noch so kleinen Verein sind auch persönliche Scharmützel überhaupt nicht vermeidbar. Ich weiß, wovon ich rede. Auch ich ließ mich 2019 in einen kleinen Konflikt mit Weidel locken.
Das hat aber – dieser Blog zeugt davon – an meinem großen Respekt für ihre Arbeit, besonders ihre parlamentarischen Auftritte nie etwas verändert. Und an meiner Dankbarkeit, dass ich der einzige Journalist war, mit dem sie das bislang einzige Interview zu Homosexualität und AfD, das weltweit für Aufsehen sorgte – geführt hat.
Zeit für Hoffnung
Und was über all dem noch wichtiger ist: Es geht bei den kommenden Wahlen nicht um die politische Karriere von Alice Weidel. Es geht auch nicht darum, ob man sie mag oder nicht, ob man von ihr gemocht wird oder nicht. Es geht um die einzige Alternative, die es zu der uns immer vehementer bedrängenden Krise gibt. Und die inzwischen schon die zweitstärkste Partei dieses Landes ist. Es dürfte keinen in der AfD geben, der nicht zugestehen muss, dass es keine erfolgversprechendere Lösung gibt, als die jetzt gefundene: Nämlich, dass Weidel diesem Kampf ein Gesicht gibt, ein Gesicht der Hoffnung für alle, die unser Land zuerst lieben.
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