Mittwoch, 18. Dezember 2024

Keiner der „Heiligen Drei Könige“ war schwarz, trotzdem wird fleißig über Rassismus diskutiert

Alle Jahre wieder, pünktlich zum Tag der „Heiligen drei Könige“ am 6. Januar, flammt sie wieder auf: Die Diskussion um den angeblich „Schwarzen König“ Melchior (In anderen Berichten ist von Caspar die Rede. In Wahrheit ist es Balthasar). Ein Gastbeitrag von Klaus Lelek

Statt sich an der wunderbaren Legende zu freuen, dass auch aus Afrika ein König den Weg nach Bethlehem gefunden haben könnte und dies als Zeichen zu werten, dass für Jesus alle Menschen gleich sind, ist diese humanitäre, universelle Symbolfigur angeheizt durch bildungsferne von Selbsthass zerfressene Eliten zu einem Stein des Anstoßes geworden. Laut Albertus Magnus war der schwarze König ein Äthiopier. Vielleicht ist heutigen Beamten-Kirchenvertreter nicht mehr bewusst, dass es in Äthiopien schon seit dem 3. Jahrhundert eine Christliche Kirche gibt, die im Gegensatz zu Deutschland nicht mit Auflösungserscheinungen und massivem Mitgliederschwund kämpft.

„Verkörperung kolonialrassistischer Stereotype“

Bereits Weihnachten 2020 wurden im Ulmer Münster die historischen Krippenfiguren komplett entfernt. Dabei beriefen sich die Kirchenvertreter nach Meinung der Medienplattform katholisch.de möglicherweise auf Aussagen der umstrittenen Black-Lives-Matter-Bewegung, wonach der schwarze König eine „Verkörperung kolonialrassistischer Stereotype“ beinhaltet. Von dieser unseligen Diskussion betroffen sind auch die Sternensingen, deren Schminkaktion inzwischen als „Blackfacing“ geächtet wird. Facebook hat die Abbildung von farbig geschminkten Sternen Singer streng verboten. Wer viel Lärm macht und auch mal die Muskeln spielen lässt, scheint recht zu bekommen.

Dabei ist die Frage, ob es überhaupt einen farbigen König oder überhaupt „Könige“ gab, leicht zu beantworten. Laut Matthäusevangelium eindeutig NEIN. Da ist von „Sterndeutern“ die Rede, die aus dem Morgenland kommen (Math. 2,1fl). Damit ist wahrscheinlich Babylonien, Zweistromland gemeint, wo bereits vor 5000 Jahren von hohen Zikkuraten (Stufentempeln) aus, der Lauf der Sterne beobachtet wurde. Alle drei waren demnach Orientalen und mutmaßlich hellheutig. Auch auf frühmittelalterlichen Mosaiken sieht man nur hellheutige Heilige. Wie und wo entstand die Legende vom „schwarzen König“?

Ein Edelstein aus der Antike wurde als Porträt gedeutet

Vieles deutet daraufhin, dass die wunderbare Geschichte vom farbigen König aus Afrika in Köln entstanden sein könnte. Dort werden seit dem siegreichen Feldzug Barbarossas gegen die Stadt Mailand im Jahre 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige aufgebahrt. Einer der Heerführer war der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel. Um der Kriegsbeute einen angemessenen Platz zu geben, wurde lange vor dem Bau des Domes jener Dreikönigschrein angefertigt, der auch heute noch bewundert werden kann.

Absolutes Kleinod in dem goldenen Sarkophag war das sogenannte „Bildnis der Heiligen Drei Könige“ (Foto: (c) Gryffindor,c ropped by user:sailko, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons) . Ein wertvoller großer Cameo aus Sardonyx (Ptolemäer-Cameo). Er stammt aus einer anderen Kriegsbeute. 1204 plünderten Kreuzfahrer die Stadt Konstantinopel – den eigenen Verbündeten – und überschwemmten anschließend West und Osteuropa mit wertvollen Schätzen, Ikonen, Büchern usw. Darunter befand sich auch ein dreifarbiger dreilagiger Sardonyx, der zur Mineralien-Gruppe der Chalcedone zählt. Niemand ahnte, dass es sich bei den in Stein geschnittenen Porträts um die Abbildung des hellenistischen Herrscherpaares Ptolemaios II (308-246v. Chr.) und seiner Frau Arsinoe II. handelt. Das Kleinod war nach dem Tod der Königin Kleopatra in Römischen Besitz gelangt und zuerst in Rom später in Konstantinopel aufbewahrt worden, ehe er als weitere Kriegsbeute in Köln eintraf. 1574 wurde er gestohlen und gelangte nach weiteren Irrfahrten durch Italien und Deutschland nach Wien, wo er im Kunsthistorischen Museum besichtigt werden kann.

Albertus Magnus entdeckte einen „bärtigen Äthiopier“

Wie man auch auf Wikipedia nachlesen kann, sah bereits der Kölner Scholastiker Albertus Magnus (1200-1280) in einer Figur auf dem Helm des Hellenistischen Königs – es handelt sich um den ägyptischen Gott Ammon – einen „schwarzbärtigen Äthiopier“. Tatsächlich heißt einer der Sterndeuter „Balthasar“ der „Schwarzbärtige“. Für den Hobby-Mineralogen, besser gesagt Pionier der mittelalterlichen Mineralogie, der nach eignen Aussagen Bergkristalle und Achate ausgegraben, und über alle zwölf Edelsteine des „Himmlischen Jerusalems“ (off 21,9) lange Abhandlungen geschrieben hatte, fügte sich alles harmonisch zusammen. Der Stein war ein Geschenk des Himmels und der kleine schwarze König – er wurde ohne Diamantbohrer aus den dunklen Onyx-Teilen herausherausgeschnitten – kam gleichfalls aus himmlischen Sphären.

Sah Albertus Magnus rassistisch oder herablassend auf Baltasar herab? Dazu war er im Gegensatz zu heutigen Gender-Woke-Eliten zu gebildet. Er wusste um die Existenz der Äthiopischen Kirche, die erfolgreich den islamischen Eroberern getrotzt hatte. Seine Kreation des „bärtigen Äthiopiers“ ist eine Verneigung vor einem afrikanischen Kulturvolk, dass bereits von Herodot erwähnt wird und sogar Juden während der Babylonischen Eroberung Zuflucht geboten hat. Als nationales Heiligtum wird die Bundeslade in Äthiopien verwahrt. Die Äthiopier haben also – abgesehen von der historischen Wahrheit – ihren schwarzen König doppelt und dreifach verdient. Dass ihn jetzt ausgerechnet weiße Eliten verdammen und als „rassistisches Kolonialerbe“ verbannen, grenzt an Schizophrenie und konterkariert christliche Werte.

Es nährt den begründeten Verdacht, dass nicht der schwarzbärtige Balthasar abgeschafft werden soll, sondern das Christentum als universelle alle Hautfarben vertretene Religion. Dass Kinder sich rassistisch verhalten, wenn sie ihre Gesichter schwarz färben, ist schwer zu vermitteln. Umgekehrt färben in Haiti und Kuba farbige Anhänger der Santeria und anderer Yoruba-Religionen ihre Gesichter weiß, wenn sie zum Beispiel Aufnahmerituale praktizieren. Die Diskussion ist also schräg. Sie offenbart vor allem eins: Bildungsferne, Selbsthass und die Lust die eigene Kultur zu zertrümmern.

Quellen:

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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