Samstag, 28. Dezember 2024

Von März bis Merz – Mit der Corona-Hysterie in die Katastrophe

Niemand hat die Absicht, Panik zu verbreiten. Niemand möchte Mauern bauen. Nicht erst die neuere Marketinggeschichte lehrt uns jedoch: Panik kann durchaus ein probates Mittel sein, um Menschen und Ziele zu erreichen. Ein Gastbeitrag von Richard Feuerbach

Was im März des Jahres 2020 noch von vielen müde belächelt und abgetan wurde, ist inzwischen ein Gewohnheitszustand mit unabsehbaren Folgen und unabsehbarer Dauer geworden. Bei vielen Menschen weltweit ist Panik ausgebrochen. Die Angst vor der Multigefahrenlage einer tödlichen Coronainfektion oder möglichen Langzeitschäden nach einer durchgemachten Infektion hat zahllose Menschen im Griff. Oder sollte man Würgegriff sagen?

Es wird an die Menschen appelliert, aber vor allem viel und immer mehr gedroht

Eine Corona-Nachricht jagt die andere und den Nächsten in und neben uns. Hiob hätte seine wahre Freude an der neuen Realität. Aus Solidarität zuhause bleiben, Maske tragen. Aus Haltung jene zeigen, die sich in diesem Sinne unsolidarisch verhalten. Eine Politik im Dauerwahlkampfmodus überbietet sich mal mit Lockerungen, mal mit scheriffstarken Verschärfungen. Ein Wirrwarr aus Informationen, Zahlen, Fakten, Fakenews und Meinungen überflutet die Massen.

Doch wo bleibt der Mensch? Wo bleiben Wahrheit und Wahrhaftigkeit? Können die Menschen Wahrheit von Wahrhaftigkeit überhaupt noch unterscheiden? Wo liegt der tiefere Sinn von all diesen Vorgängen, die weltweit seit Monaten geschehen?

Nachdem sich die Weltwirtschaft schon in einer ersten Lockdownwelle fast in den Ruin getrieben hat, wird nun in immer mehr Staaten und Regionen die zweite Lockdownwelle eingeleitet. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie schäbig man doch ist, wenn man menschliche und wirtschaftliche Verluste gegeneinander abzuwägen sucht.

Lockdown light

Ewigkeitskanzlerin Angela Merkel denkt laut und euphemistisch über einen Lockdown Light nach.

Als Grundlage für all diese Maßnahmen halten Zahlen her. Nicht wirklich Menschen, sondern vor allem Zahlen, Kurven, Grafiken und mittels Formeln errechnete Werte. Mathematik soll Menschen schützen. Das die Menschlichkeit dabei längst auf der Strecke geblieben ist, ist ein sowohl unsolidarisches als auch unwissenschaftliches Argument. Gefühle lassen sich nicht messen. Weder Angst noch Wut. Beides hat sich hinter einer Maske zu verstecken.

Trotz all der bisher angeordneten noch so radikalen Einschränkungen oder je nach Meinung wegen der beibehaltenen oder zurückgegebenen Freiheiten wird die Welt weiterhin vom Virus beherrscht. Es wurde bisher nichts Dauerhaftes gewonnen, aber viel verloren.

Unfassbare Geldsummen

Alleine Deutschland hat beispielsweise über 70 Milliarden in das nationale Corona-Hilfpaket gepumpt. Die G20 haben im April einen mindestens einjährigen Zahlungsaufschub in Höhe von 11 Milliarden Dollar, den sie ärmeren Ländern gewähren, beschlossen. Zusätzlich stellen die G20-Staaten ein Hilfspaket von bis zu fünf Billionen Dollar zur Verfügung. Der Internationale Währungsfonds stellt 900 Milliarden Euro als Kredithilfen zur Verfügung.

Die EZB hat ein Hilfspaket mit der Bezeichnung Pandemic Emergency Purchase Programme geschnürt, für Anleihen im Wert von 750 Milliarden Euro. Christine Lagarde sagte dazu „Es gibt für unser Versprechen keine Grenzen“. Die EU-Kommission plant weiterhin 100 Milliarden Euro für ein europäisches Kurzarbeitergeld mit dem überaus interessanten Namen „Sure“.

Dann ist da noch das Hilfspaket der EU-Staaten im Wert von etwa 540 Milliarden Euro. Laut einer Sprecherin der Europäischen Kommission haben die einzelnen Mitglieder der EU inklusive des 540-Milliarden-Euro-Hilfspakets der EU insgesamt 3,4 Billionen Euro aufgebracht, um die Wirtschaft zu retten. Jene Wirtschaft, die sie durch die Coronamaßnahmen vor die Wand fahren.

Wie viele Krankenhäuser könnte man eigentlich mit diesen Billionen bauen? Wieviele Intensivbetten anschaffen? Wie viel Pflegepersonal einstellen und ausbilden?

Diesen unfassbaren Aufwendungen stehen natürlich auch die volkswirtschaftlichen Schäden gegenüber. Eine Studie des IFO-Institutes schätzt die die Folgeschäden des Lockdowns für die deutsche Volkswirtschaft auf ungefähr 255 bis 729 Milliarden Euro. Je nach Szenario und Dauer eines Lockdowns. In der Studie des IFO-Institutes heißt es weiter:

„Am Arbeitsmarkt könnten bis zu 1,8 Mio. sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze (1,35 Mio. Vollzeitäquivalente) abgebaut werden und mehr als 6 Mio. Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen sein. Die öffentlichen Haushalte werden ohne Berücksichtigung der umfangreichen geplanten Bürgschaften und Kredite um bis zu 200 Mrd. Euro belastet. Von besonderer Relevanz für politische Entscheidungen ist die Frage, welche Kosten eine Verlängerung des Shutdown verursacht. Hier zeigt sich, dass eine einzige Woche Verlängerung zusätzliche Kosten in Höhe von 25 bis 57 Mrd. Euro und damit einen Rückgang des BIP-Wachstums von 0,7 bis 1,6 Prozentpunkte verursacht.“

Der zweite Lockdown und die Wirtschaft

In der Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird damit gerechnet, dass die Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 6,25 Prozent zurückgeht – vorausgesetzt, es gibt keinen zweiten Lockdown. Den wird es aller Voraussicht nach nun aber geben bzw. gibt es bereits. Zumindest in bestimmte Regionen, die damit wohl im föderalen Wettbewerb zurückgeworfen werden.

Ein zweiter Lockdown wird das reale Bruttoinlandsprodukt wohl für 2020 um zwei weitere Prozentpunkte sinken lassen. Das IW rechnet eine Rezession vor, die deutlich stärker ausfällt als in der Finanzkrise 2008/2009.

Die WTO erwartete Anfang April einen Rückgang des Welthandels von bis zu 32%. Nur für das Jahr 2020. Das die Coronakrise ins nächste Jahr geht, das wissen wir aber schon. Der IWF erwartet „vermutlich die schlimmste Rezession seit der Großen Depression in den 1930er Jahren“.

Die durch CancelCulture ins Gerede gekommene FAZ schrieb über die Pandemiekosten für Deutschland jüngst:

„Es wäre die größte Rechnung in der Geschichte der Bundesrepublik: Bis zu 1,9 Billionen Euro könnte die Corona-Pandemie den deutschen Staat kosten, so kalkulierte kürzlich die Deutsche Bank in einer Analyse. 1.900.000.000.000 Euro – das wäre so viel, wie die deutsche Wiedervereinigung gekostet hat, und mehr als fünfmal so viel wie der gesamte Bundeshaushalt des vergangenen Jahres. Die Pandemie, sie ist auch ein nie dagewesener Ausnahmezustand der Finanzpolitik.“

Neben all diesen völlig verrückt klingenden Zahlen gibt es aber vor allem noch die rein menschlichen Katastrophen und die unzähligen kleinen Schicksale, die keine Sau zu interessieren scheinen. Es gehen ja nicht nur ganze Branchen kaputt, wie die Reisebranche mit ihren Veranstaltern, Hotels und allem, was drumherum noch dranhängt. Es gehen gerade auch viele Gastronomen, Existenzialisten und große Teile der Eventszene kaputt. Die echte Eventszene wohlgemerkt.

Langsamer Tod der Weltwirtschaft

In welchem Verhältnis steht dieser langsame Tod der Weltwirtschaft, der nationalen Wirtschaft, der regionalen Wirtschaft, der einzelnen Unternehmerschicksale zu den Kosten einer im coronösen Ernstfall notwendigen medizinischen Versorgung? Was könnte man mit all dem reingepumpten Rettungsgeld und all den Verlusten anstellen und bewirken? Warum steckt man das ganze aus dem Nichts oder vom Steuerzahler geschöpfte Geld eigentlich nicht in unser Gesundheitssystem?

Wirtschaftlicher Tod und Sterblichkeit sind zwar zwei verschiedene paar Schuhe, aber für Menschen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, liegt der Spin manchmal näher als für den solidarischen, abgesicherten Gutbürger im Speckgürtel. Deshalb muss man wohl über diesen Vergleich sprechen dürfen. Der Sterblichkeit oder wie man so unschön sagt „Übersterblichkeit“ stehen nämlich nicht selten Schicksale gegenüber, die von den Barrikaden für manch einen im Suizid enden könnten, wenn man die Betroffenen einfach ausgrenzt oder gar als Verschwörungstheoretiker brandmarkt. Es geht übrigens bei Existenz auch nicht immer nur um Geld oder Care-Pakete, die der selbstgewählten Selbstständigkeit nicht selten diametral gegenüberstehen. Es geht um würdiges Leben und die Würde des Lebens.

Würde ist etwas, dass ein RKI oder ein Testverfahren – egal ob PCR oder Gurgeltest – nicht wirklich mit sich bringt. Ob und inwiefern PCR-Tests nun falsch positiv Getestete hervorbringen oder wie valide die Zahlenwerke der Chefvirologen auch sind: einen in seiner Existenz bedrohten Menschen juckt das vermutlich eher wenig. Egal, ob er in seiner Existenz nun durch einen wirtschaftlichen Supergau oder eine konkrete Virusinfektion mit mehr oder weniger Symptomen bedroht wird. Er hat Angst und Panik. Ist es das, was das Corona-Marketing erreichen will?

Impfen oder Panik einimpfen?

Will man die Menschen impfen oder ihnen Panik einimpfen? Ein Impfstoff ist noch nicht da. Aber das Marketing funktioniert. Denn „alle“ Wissenschaftler sagen nun mal, dass Corona eine extremst gefährliche Zombiepandemie ist und die Maßnahmen nur so drakonisch sein können und müssen, als würden wir die Pest oder Cholera in der Jetztzeit bekämpfen.

Lockdown um Lockdown, Auge um Auge, Zahn und Zahn. In vielen Ländern sind die Infektionsraten nach der Aufhebung der Lockdowns gesunken. Einfache Verhaltensänderungen wie häufiges Händewaschen und das Tragen von Schutztüchern oder auch Wetterveränderungen hätten einen größeren Einfluss auf die Infektionsrate als der Lockdown der Wirtschaft.

„In vielen europäischen Ländern deuten Studien darauf hin, dass die Maßnahmen keine Veränderung der Pandemieparameter wie der R-Rate bewirkten, heißt es in einem Bericht von J.P. Morgan. Gleichzeitig wurden Millionen von Lebensgrundlagen durch diese Abriegelungen zerstört.“

Es ist schlicht zynisch. Geht es um Maßnahmen oder Strafen, Bußgelder und Zerstörung? Um was geht es eigentlich?

Abgesagte Parteitage

Die Auswirkungen auf die Psyche und Entwicklung unserer Kinder spielt natürlich erst recht keine Rolle im Spiel des faktischen Solidarwissens. Ein Vater, der sich wegen der Luftnot seiner Kinder im Schulunterricht sorgt, darf sich in einer von Corona gespaltenen Gesellschaft nicht selten Mimimi vorwerfen lassen. Die Empathie ist bereits vor Corona gestorben. Artikel oder Studien über die Auswirkungen von Coronamaßnahmen auf die Psyche werden nicht großartig in den Diskurs gebracht. Dass der Maskenzwang verantwortlich für schwere psychische Schäden und die Schwächung des Immunsystems sein kann, ist nur Verschwörungstheorie. Und wer sich unversehens als Verschwörungstheoretiker betitelt sieht, der soll halt auf Demos gegen die Coronamaßnahmen in sein Klopapier weinen.

Wenn Politiker aus allen Parteien, ob Kubicki, Schäuble oder sogar Linke und Grüne davor warnen, dass die Demokratie Schaden nehmen kann, weil all die Maßnahmen gegen Covid-19 am Parlamet vorbei entschieden werden, dann…ja…was dann? Ist das nicht ein Weckruf? Geht das in der Panik unter?

Um Corona in diesem Herbst die Krone aufzusetzen, werden nun auch noch Parteitage abgesagt. Zumindest der einer ehemals christlich-konservativen Partei, deren D sicherlich weder für Digitalisierung noch Demokratie mehr stehen zu wollen scheint.

Die Freiheit endete im März, aber mit der CDU-Vorstandswahlposse um Merz ist die Show sicherlich noch lange nicht beendet. Es werden wohl noch viele Trittbrettfahrer von Corona profitieren.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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