Samstag, 21. Dezember 2024

Burkina Faso- ist das noch Terror oder ist das schon Krieg?

Über 100 Menschen, unter den Zivilisten viele Frauen, sind bei bei einem blutigem Anschlag an Heiligabend in Burkina Faso ums Leben gekommen. Seit 2015 überziehen der Islamische Staat und Al-Kaida das Land mit ihrem „Dschihad“. Ein Gastbeitrag von Stephane Râteau.

Das Land der aufrichtigen Menschen (Burkina Faso) ist ein Musterbeispiel von friedlichem Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und Religionen. Zwar gehört das Land, zieht man den weitgehend anerkannten „Index der menschlichen Entwicklung oder HDI (Human Development Index)“ mit einem Wert von nur 0,43 als Vergleich zu Rate, zu den Ärmsten der Welt, jedoch zeichnet sich das Land durch eine besondere traditionelle religiöse Toleranz aus.

„Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis besteht die Freiheit der Religionswahl und -ausübung, und auch im alltäglichen Zusammenleben kommt es zu keinen Problemen“ frohlockt das Internet- Lexikon Wikipedia.

Dschihadistenangriff am Heiligen Abend

Vor diesem friedlichen Hintergrund ist es doch sehr überraschend, dass Meldungen von einem Angriff von „Dschihadisten“ am Heiligen Abend erschienen, bei denen mehr als 120 Menschen zu Tode gekommen seien.

Doch ist das wirklich so überraschend?  Schaut man genauer hin, so wird sofort klar, dass sich die Sicherheitslage in dem armen Savannenland spätestens seit 2015 dramatisch verschlechtert hat. Leider gibt es kaum deutschsprachige Quellen, so dass hier lediglich eine grobe Zusammenfassung gegeben ist. Es zeigt sich aber, dass die tiefe Besorgnis im französisch sprechenden Raum keinen besonderen Widerhall bei uns findet.

Stimmen die Zahlen wirklich, so hat es in Burkina Faso allein in diesem Jahr bereits 1700 (!) Tote durch islamische Anschläge gegeben. Somit ist zwar der neueste Angriff der Schlimmste aller bisherigen Anschläge, er fügt sich jedoch offenbar nahtlos in eine nicht enden wollende Reihe militärischer Aktionen ein.

Gut ausgerüstete Soldaten starteten den Angriff unter Verwendung von kriegerischen Schusswaffen, ausgerüstet mit Motorrädern, auf die Stadt Arbinda und eine in der Nähe befindliche Militärbasis. Neben Armeesoldaten wurden auch 35 Zivilisten getötet, darunter über 30 unbewaffnete Frauen. Bei den anschließenden stundenlangen schweren Gefechten konnten wohl viele Angreifer von der Armee getötet werden.

Al-Kaida und der Islamische Staat besonders aktiv

So stellt sich die Frage, welche Gruppierungen diese Aktivitäten starteten und welche Ideologie im Hintergrund schwelt. Da noch kein Bekenntnis vorliegt, ist lediglich in Erfahrung zu bringen, dass sowohl Al-Kaida als auch der Islamische Staat in der Region besonders aktiv sind. Die Frage der zugrunde liegenden Ideologie ist damit praktisch schon beantwortet. Unbeantwortet bleibt aber die Frage, ob hier vielleicht auch ein Krieg um eine dschihadistische Deutungshoheit zwischen beiden rivalisierenden Gruppen entbrannt ist, der in einer nicht enden wollenden Gewaltspirale gemündet ist.

Weiter stellt sich die Frage, wer neben der Armee das Ziel des Angriffs war.  Der bislang einzige Hinweis ergibt sich aus der Tatsache, dass der Heilige Abend als Datum gewählt wurde. Eine Bestätigung dafür, dass gezielt Christen angegriffen wurden, existiert (noch) nicht. Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit lehren, dass die Christen, die ca. 20% der Bevölkerung stellen, zwar häufig Anschlägen ausgesetzt sind, das aber auch gezielte Angriffe auf Moscheen (ca. 60% der Bevölkerung sind Muslime, der Rest ist als Anhänger ursprünglicher Naturreligionen zu kennzeichnen) stattfinden.

Unter Ausschluss der europäischen und amerikanischen Öffentlichkeit

Es wird wieder einmal deutlich, dass der afrikanische Kontinent, und hier insbesondere das westliche Afrika, immer mehr in einen menschenverachtenden Krieg hineingezogen wird. So wundert es nicht, dass in dieser stark bevölkerten Region, zu der auch die großen Länder Nigeria und Kamerun (Boko Haram, westliche Bildung ist Sünde) zu zählen sind, die meisten und brutalsten Christenverfolgungen weltweit stattfinden, weitgehend unter Ausschluss der europäischen und amerikanischen Öffentlichkeit.

So wundert es auch kaum, dass die Amerikaner derzeit intensive Überlegungen anstellen, sich komplett aus der Region zurückzuziehen. Die Zukunft des Kontinentes nimmt so sehr klare Konturen an.

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PP-Redaktion
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