(David Berger) Der gestrige Baciamano-Skandals von Loreto scheint für Nichtkatholiken nur eine Äußerlichkeit, deren Aufregung lächerlich. Aber er berührt tiefe Seelenschichten gläubiger Katholiken, die sich unter diesem Pontifikat in der vielleicht schwierigsten Situation befinden, in die ein Katholik auf der Ebene des Glaubens geraten kann.
Anlässlich der Baciamano-Skandals von Loreto fragt mein Kollege Jürgen Fritz:
„Frage an David Berger, unseren ehemaligen Vatikan-Professor: Muss man eigentlich noch immer Katholik oder wenigstens Christ sein, um Papst werden zu können oder geht das inzwischen auch so? Falls diese alte Regel noch immer gilt und quasi eine conditio sine qua non darstellt, hat Franziskus da was Neues eingeführt im Vatikan? Kannst du uns dieses neue Spiel vielleicht erklären, David? Ich hab das so noch nie gesehen, scheint aber irgendwie witzig zu sein.“
Lieber Jürgen,
für einen Nicht-Katholiken klingt das Ganze erst einmal ziemlich lächerlich: Zuerst das Verhalten des Papstes, der in fast neurotisch scheinender Art immer wieder die Hand wegzieht, sich ziert wie eine alte Jungfer, die von übersexualisierten Männerhorden verfolgt wird. Und dann das der Gläubigen, die daraus einen Skandal machen, weil sie sich mit jenen Katholiken von Loreto verbunden fühlen, deren Glaube und Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl vom Papst gestern so gedemütigt wurden.
Nach heiligen Päpsten wie Johannes-Paul II ein unvorstellbarer Absturz
Für den Katholiken spielt das Papstamt aber einer enorme Rolle. Ich selbst bin einem Papst begegnet, der inzwischen zu den Heiligen gezählt wird, Papst Johannes-Paul II. und einem, der sicher auch die Ehre der Altäre erlangen wird, Papst Benedikt XVI. Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, manchmal auch Tränen in den Augen, wenn ich an diese Begegnungen zurückdenke. Meine Großeltern konnten das von Pius XII. sagen.
Umso krasser erleben wir nun alle den Absturz durch Franziskus: ein Mann mangelnder Intelligenz, ohne jedes Taktgefühl – aber was das Schlimmste ist: der den Eindruck erweckt, als wäre er eben kein Christ oder Katholik mehr – und klandestin längst zum Islam konvertiert. Von daher hat Deine Frage, lieber Jürgen, – jenseits des lustigen Aspekts – für gläubige Katholiken einen existentiell dramatischen Aspekt.
Was der Papst für Katholiken bedeutet kann man – jenseits von theologischen Grübeleien – an Franz Werfels Roman „Der veruntreute Himmel“ mitfühlen. Hier ein Ausschnitt aus der großartigen Verfilmung, in die Originalszenen einer Audienz mit dem großen Pius XII hineingeschnitten wurden.
Ein Dilemma
Ein Glaubensabfall des Papstes stellt daher den Katholiken vor ein Dilemma, dem er nicht entkommt, ohne in die Dunkelheit und Traurigkeit der Sünder zu verfallen. Diese dunkele Stunde durchleiden derzeit sehr viele Katholiken. Und mich als Katholiken schmerzt jedes böse Wort, das ich über den derzeitigen Papst schreibe oder spreche.
Aber selbst wenn man es nicht so tragisch sieht, wie ich das als traditionalistischer Katholik sehe, dann bleibt doch die Tatsache, von der der US-Pater Dwight Longenecker angesichts des Baciamano-Skandals spricht:
Diese Zurschaustellung seiner »Demut« ist peinlich
„Es scheint, dass er bisher noch nicht begriffen hat, das Papstsein nichts mit ihm zu tun hat. Die Tendenz seine Persönlichkeit und seine Meinungen ins Papsttum einfließen zu lassen begannen schon früh mit seiner Ablehnung beim ersten öffentlichen Auftreten auf dem Balkon keine Mozzetta und keine päpstliche Stola zu tragen. Diese Zurschaustellung seiner »Demut« sind peinlich und zeigen auf (wie der Widerstand gegen Personen, die seinen Ring küssen wollen), dass er sich selbst in den Vordergrund seines Amtes spielt.“
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