Sonntag, 22. Dezember 2024

Google, Merkel und der Wahlkampf

Durch verschiedene Neuerscheinungen in den USA ist die mächtigste Internetsuchmaschine der Welt erneut in die Kritik geraten. Findet bei „Google“ eine ganz bewusste, politisch einseitig motivierte Einflussnahme auf die Art und Reihenfolge der Suchergebnisse statt? Versucht man über die Autocomplete-Funktionen kritische Beiträge im Netz – zum Beispiel zu Merkel – zu verdrängen? Ein Gastbeitrag von Collin McMahon

In seinem am 4. Juli in USA erschienenen Bestseller “Dangerous” behauptet der konservative Provokateur Milo Yiannopoulos, Internetdienste wie Twitter, Facebook und Google würden in den USA konservative Webseiten und Ergebnisse zensieren oder benachteiligen. Ähnliche Thesen vertritt der US-Autor Robert Spencer in seinem fast zeitgleich erschienenen Buch „The Complete Infidel’s Guide to Free Speech (and Its Enemies)

Im Falle von Twitter liegt tatsächlich der Verdacht nahe. Schließlich hat der Kurznachrichtendienst Yiannopoulos „auf Lebenszeit“ gesperrt, nachdem er angeblich „Ghostbusters“ Star Leslie Jones beleidigt und gemobbt haben soll.

Im Falle von Facebook Deutschland sorgt z.B. die Zusammenarbeit mit dem Soros-nahen „Recherche-Netzwerk“ Correctiv für Diskussionen.

Im Hinblick von Google verweist Yiannopoulos auf die enge Beziehung zwischen Google-Chef Eric Schmidt, der Barack Obamas und Hillary Clintons Wahlkampf unterstütze habe. Laut Wikipedia soll Schmidt 2015 an der Konferenz der Bilderberger-Gruppe in Telfs, Österreich teilgenommen haben.

Yiannopoulos belegt seine Behauptung mit dem Beispiel, dass man in der Autocomplete-Funktion, die bei Diensten wie „Yahoo!“ meistgesuchte Ergebnisse anzeigt, bei Google andere Ergebnisse erhält, dass z.B. bestimmte Begriffe nicht autocompleten, wenn sie Hillary Clinton kritisieren. Google begründet dies laut Yiannopoulos mit der Erklärung, man filtere Beleidigungen und persönliche Angriffe, aber dies scheine bei konservativen Politikern nicht der Fall zu sein.

Zum Suchbegriff „Donald Trump“ bekomme man aber jede Menge negative Stichworte in der Autocomplete-Funktion vorgeschlagen.

In Deutschland kann man dieses Experiment wiederholen. Gibt man z.B. bei „Yahoo!“ und Google “Afd sch” ein, so kommt im Autocomplete bei beiden an oberster Stelle “AfD Schießbefehl”. Gibt man “Gauland ra” ein kommt bei beiden als meist gesucht “Gauland Rassist”.

Gibt man jedoch bei Google „Merkel ver” ein, kommen bei Google Autocomplete an erster Stelle Ergebnisse wie „Merkel verdienst”, „Merkel vermögen” oder „Merkel verheiratet”. Bei „Yahoo!“ dagegen sind es bei „Merkel ver” die Begriffe „“Merkel Vertrauensfrage”, “Merkel Verrat”, “Merkel Verarsche” und „Merkel verrückt”.

Bei den Google-Suchergebnissen fällt Lesern der alternativen Medien schon länger auf, dass sehr erfolgreiche konservative Webseiten wie Tichys Einblick, Achse des Guten oder Philosophia Perennis selten oder nur weit hinten in der Google-Ergebnisliste zu finden sind.

Tippt man „Achgut“ in die Google Autocomplete-Funktion ein, landet man auf der Wikipedia-Seite zum Broder-Blog, wo die „Achse“ als „islamfeindlich“ eingestuft wird.

Sucht man ein Thema, das nur durch alternative Medien publik geworden ist und national Wellen geschlagen hat, so wie die G20-Menschenjagd auf unschuldige Journalisten durch den entlassenen Zeit-JournalistenSören Kohlhuber“, kommen bei der Google-Suche als erstes dessen Twitter-Seite und das linksextreme Antifa-Blog Indymedia, erst auf den hinteren Seiten kommen die extrem häufig geklickten Beiträge von JournalistenWatch und Philosophia Perennis, die den Skandal erst enthüllt haben.

Google hat ein langes und gutes Verhältnis zu Angela Merkel, die auch Google+ Talks gemacht hat. Merkel hat 2016 Einblick in die Algorithmen von Google gefordert. Besteht die Gefahr einer politischen Einflussnahme im Wahlkampf?

Dazu Google-Sprecher Ralf Bremer auf Anfrage des PP-Autors:

„Google hat noch nie und zu keinem Thema die Anordnung seiner Suchergebnisse verändert, um die Meinung der Nutzer zu manipulieren. Es gibt insbesondere auch keine Eingriffe in das Ranking, die auf Wahlen oder politische Kandidaten abzielen.

…von Anfang an verfolgte die Google-Suche das Ziel, unseren Nutzern stets die relevantesten Antworten und Ergebnisse zu liefern. Es würde das Vertrauen der Menschen in unsere Ergebnisse und unser Unternehmen untergraben, wenn wir von diesem Grundsatz abrücken würden,“ so Bremer.

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Wir dokumentieren hier komplett die Antworten von Ralf Bremer auf unsere Fragen:

Frage McMahon/PP: Werden regierungskritische Ergebnisse bei Google Autocomplete anders behandelt?

„Nein. Die automatische Vervollständigung wird algorithmisch auf Basis des Suchverhaltens vieler Nutzer bei Google generiert. Die Vervollständigungen werden auf Grundlage von Faktoren wie der Häufigkeit und Aktualität der Suchbegriffe generiert. Weitere Informationen zu Autocomplete finden Sie auf unserer Seite „Automatische Vervollständigung bei der Suche nutzen„.“

Frage McMahon/PP:  Werden die Google-Suchergebnisse in der Ergebnisliste politisch beeinflusst?

„Nein. Die Suchergebnisse bei Google spiegeln den Inhalt und die Informationen wider, die im Internet verfügbar sind. Das Ranking einer Website in den Suchergebnissen wird durch Algorithmen bestimmt, die Hunderte von Faktoren einbeziehen, um die Relevanz einer Seite für eine gegebene Abfrage zu ermitteln.“

Frage McMahon/PP:  Welche Absprachen gibt es zwischen Google und den dt. Behörden, was die Filterung von angeblicher “Fake News” angeht?

„Wir treffen keine “Absprachen mit Behörden”, wir halten uns an die Gesetze. Google wurde entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, nützliche Informationen zu finden und relevante Inhalte von einer Vielzahl von Webseiten zugänglich zu machen. Leider sind nicht alle Inhalte im Netz korrekt, deshalb haben wir im Oktober 2016 zusammen mit Jigsaw das “Faktencheck-Label eingeführt, mit dem Medienunternehmen und Verlage ihre entsprechenden Artikel kennzeichnen können. Dieses Label wird bei Artikeln angezeigt, die entsprechend überprüft wurden. Seit April ist das Faktencheck-Label weltweit verfügbar und wurde neben Google News auf die Google Suche in allen Sprachen ausgedehnt. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Blogpost.“

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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