Migranten und Sex ist ein geradezu unerschöpfliches Thema. Das liegt nicht nur daran, dass die Begegnung der Geschlechter immer auch etwas mit dem auf Verschiedenheit und Ähnlichkeit basierenden Spiel zu tun hat, sondern noch viel mehr mit Macht: “Everything in the world is about sex except sex. Sex is about power”, soll Oscar Wilde gesagt haben – Eine Gastautorin berichtet von ihren Erfahrungen mit Migranten in Dating-Netzwerken.
Sie sind da und nun natürlich wollen sie Frauen. Nicht jeder von ihnen grabscht einfach auf der Straße zu oder überfällt eine Frau, wenn ihm danach ist. In den Lagern: viele Männer, kaum Frauen und die „gehören“ meist schon jemandem. Sie wollen Sex, natürlich wollen sie den. Ihre Frauen sind weit weg oder sie haben keine und sie wollen eine. Dann gehen sie ins Internet und hier bieten sich Frauen an, mit Augenaufschlag, keckem Lächeln, schönem sichtbarem Haar, vielleicht die Schulter noch entblößt. „Die die bieten sich geradezu an. DIE kann man haben … die wollen es doch so“, werden sie denken.
Zwei Welten prallen aufeinander und auch hier knallt es bald mit Gewalt
Perspektivenwechsel: Ein Blick als Frau in die Dating-App – immer mehr dunkelhäutige und neudeutsch als „südländisch aussehend“ zu bezeichnende Männer mischen sich unter die Dating-Profile. „Mohammeds“, „Ahmeds“, „Charlies“, „Chocolates“ schauen mich an.
Die wenigsten lächeln auf ihren Fotos. Männer, die 15 Jahre jünger sind, schreiben mich an: „Hello“ (oft nicht mehr) oder sie schicken irgendeinen Text, übersetzt mit dem Google-Translator: „Hallo wie geht es dir gut“, ist da noch sinnbehaftet und harmlos.
Die meisten von ihnen sind mittlerweile vom Anbieter schon wieder als „unangemessen gesperrt“. Mich wundert es nicht, aber es beruhigt mich. Wenn sie hier nicht fündig werden, wo dann?
Was mir schnell klar wird: WIR suchen nicht das Gleiche, diese Männer und ich. Männer aus dem europäischen oder amerikanischen Kulturkreis verstehen ein „NEIN!“ auch nicht immer und versuchen es trotzdem.
So viel beleidigt und bedroht, wie in letzter Zeit, wurde ich aber noch nie. Ich will schon nicht mehr antworten – schaue auf den Namen, Herkunftsmerkmale und fühle mich „rassistisch“, weil ich sie anders behandle …
Werden wir Frauen die Beine breit machen müssen?
Ich versuche diese Männer genauso zu behandeln, wie ich es sonst mit allen getan habe, indem ich weiter höflich eine begründete Absage schreibe. „Du bist mir zu jung.“ Oder: „Es passt nicht. Ich wünsche Dir alles Gute!“. „Die Entfernung ist mir zu groß …“
Ich werde schnell sofort als Rassistin beschimpft, das ist fast noch nett und hier versuche ich zu entkräften, dass ich unter solchen Umständen immer so antworte.
Ich gebe mir Mühe diesen Männern zu antworten, die mich nicht interessieren, die mir nicht gefallen, schreibe sogar mehr als sonst.
Was ich für den Versuch eine verständnisvollen und wertschätzenden Kommunikation erhalten habe: Beschimpfungen, Beleidigungen, Bedrohungen. Dass mir aber das so richtig Maul gestopft gehört, dass ich schon sehen werde (da draußen), dass ich hier in diesem Land bald gar nichts zu sagen haben werde:
„Wenn ich sag du bist gut Frau für mich, bist du das“. Ein „Nein“ macht sie nicht selten schnell aggressiv.
Ganz ehrlich: Was wollen sie einer Frau hier auch bieten? Die Frage der „Perspektive“ kann man kaum stellen. Selbst, wenn sie ernsthaft suchen – und man nicht nur Zwei- oder Drittfrau wird oder einfach für die Aufenthaltsberechtigung sorgen soll?
Was will ich mit einem wesentlich jüngeren Mann, der mich doch eigentlich nehmen will, weil er sonst keine abkriegt hier? Würde ich doch auch sonst nie machen. Wer will diese Männer eigentlich beglücken?
Warum sollte ich den Vorstellungen dieser Männer genügen wollen, so wie sie es gewohnt sind, so wie es rückschrittlich und frauenverachtend in ihrem Land gelebt wird – das wünschen sie sich, das wollen sie, das fordern sie …
Soll ich mich freuen, mich verschleiern zu dürfen, meine Töchter beschneiden zu lassen?
Natürlich wollen auch sie ihre Bedürfnisse und Wünsche erfüllt sehen. Eine Frau hat in ihrer Welt eine andere Bedeutung und völlig anders zu sein. Da geht es um Dienen und Clanerhaltung …– mich sehen sie als einen einzigen Angriff auf ihr Weltbild, ich bin auch noch selbständig. Die meisten der Profile sind schon wieder verschwunden.
Einer schrieb sehr nett: „Die Liebe kennt keine Entfernung“, der einzige von vielen – er war trotzdem nicht mein Typ und viel zu jung. Es ist meist die Entfernung von ganzen Welten, die sich auch hier zeigt – Liebe ist da doch implizierte Nebensache.
Virtuell kann man sie blockieren, die Anbieter können sie da aussperren, physisch sind sie da aber alle weiter draußen.
Ihr Frust wird verständlicherweise weiter ansteigen, wie der Hass auf uns Frauen hier. Was, wenn sie es sich bald einfach nehmen? In ihrem Herkunftsland und Heimat steht das ja nicht mal unter Strafe.
Werden wir bald doch herhalten müssen, für etwas das so gar nichts mit „Liebe“ zu tun haben wird?