Am 13. Juni 2025 beginnt eine neue Ordnung. Israel startet unter dem Codenamen Operation Rising Lion einen massiven Angriff auf iranische Ziele. Nuklearanlagen, Kommandozentralen, Wohnsitze hochrangiger Revolutionsgardisten. General Bagheri und General Salami tot. Teheran reagiert mit Drohnensalven, doch das Signal ist eindeutig. Die Zeit der roten Linien ist vorbei. Was folgt, ist kein Krieg, sondern ein geopolitischer Systembruch. Gastbeitrag von Kevin Eßer.
Während die Welt auf Raketen starrt, verschiebt sich im Schatten die Architektur der Macht. Nicht nur zwischen Israel und Iran, sondern innerhalb des Irans selbst. Das Regime wankt. Die Elite ist gespalten zwischen ideologischen Hardlinern und pragmatischen Technokraten, die längst wissen, dass die Zukunft nicht in Moskau oder Peking liegt. Von dort kommen Waffen ohne Stabilität, Kredite ohne Fortschritt.
BRICS war Irans Hoffnung auf Unabhängigkeit. Doch es lieferte neue Abhängigkeit. China kauft Öl mit Rabatt. Russland nutzt iranisches Territorium für Umgehungsgeschäfte. Indien zögert, Brasilien schweigt. Niemand investiert in Modernisierung. Kein Partner bietet echte Entwicklung. Iran bleibt isoliert.
Gleichzeitig verfolgt China ein klares Ziel. Iran soll Teil der eurasischen Achse werden, als Gaslieferant, Transitland, geostrategisches Kettenglied. Doch dieser Plan steht auf tönernen Füßen. Sollte Iran kippen oder sich öffnen, bricht die Achse. Nicht durch Krieg, sondern durch Entkopplung. Für Peking wäre das ein Rückschlag von kontinentalem Ausmaß.
Die iranische Gesellschaft ist längst weiter. Jung, vernetzt, gebildet. Die Proteste gegen das Kopftuchregime waren kein Kulturkampf, sondern der Ruf nach Zukunft. Die Menschen wollen keine westliche Kopie, sondern endlich wieder Iraner sein. Souverän, frei, modern.
Hier liegt das Zeitfenster. Kein Regimewechsel, keine Intervention. Sondern ein Deal. Gezielte Lockerung der Sanktionen, Investitionen unter Auflagen, technologische Öffnung gegen Abrüstung und Systemtransparenz. Ein Tausch, kein Geschenk. Kontrolle statt Vertrauen. Verflechtung statt Besatzung.
Die USA stehen vor drei Optionen. Erstens, Iran driftet endgültig nach Osten. Zweitens, Iran kollabiert, mit Folgen für die ganze Region. Drittens, die USA schaffen ein Gleichgewicht, ohne westliche Transformation, aber mit westlicher Zugänglichkeit. Nur dieser Weg sichert Einfluss ohne Truppen, Stabilität ohne Illusionen, Zugang zu Ressourcen ohne Krieg.
Denn ein implodierender Iran destabilisiert die ganze Region. Er schafft Räume für Islamismus, für russische Basen in Syrien, für chinesische Rohstoffachsen durch Asien. Ohne Iran bleibt Irak ein Vakuum, Syrien ein Protektorat, Afghanistan ein Rückfallraum. Iran ist das einzige Land in der Region mit dem Potenzial, mehr als Chaos zu verwalten. Es kann Ordnung stiften.
Washington weiß das. Deshalb kein Bombenkrieg, sondern stille Strategie. Iran soll nicht fallen, sondern gebunden werden. Nicht durch Panzerschlachten, sondern durch wirtschaftliche Verknüpfung. Ein berechenbarer, teilintegrierter Iran ist kein Freund. Aber er ist das, was der Westen braucht. Einen blockierten Staat kann man nicht ordnen. Einen geöffneten schon.
Auch Europa steht in der Verantwortung. Es war Irans wichtigster Exportmarkt. Es kann wieder zum Brückenglied werden, nicht moralisch, sondern industriell. Die Infrastruktur existiert. Was fehlt, ist politischer Wille.
Ein geopolitischer Pivot ist möglich. Iran kann sich bewegen, weil es sich bewegen muss. Und der Westen kann gestalten, wenn er erkennt, dass dieses Fenster sich schließt. Die Welt wartet nicht. Wer sie nicht strukturiert, verliert sie.
1972 erkannte Nixon, dass die Öffnung Chinas wertvoller ist als ein Sieg in Vietnam. Heute steht der Westen vor einem ähnlichen Moment. Nicht Peking ist der Schlüssel. Sondern Teheran.
Die israelischen Angriffe sind mehr als eine Eskalation. Sie markieren das Ende der alten Abschreckung und den Beginn eines neuen Spiels. Wer nur reagiert, wird überrollt. Wer gestaltet, kann gewinnen.
Vielleicht erinnert man sich in Zukunft nicht an die Raketen. Sondern an die Entscheidung, aus ihnen eine Tür zu machen.
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Foto: Kevin Eßer.
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