(David Berger) Mit dem Ruf „Extra omnes“ ziehen sich heute 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle ins „Konklave“ zurück, um einen neuen Papst zu wählen. Die Spekulationen und Beratungen hinter den Kulissen haben freilich schon Monate vor dem Tod von Franziskus begonnen. Unter den praktizierenden Katholiken und bei vielen „konservativen“ Geistlichen gelten derzeit drei Kardinäle als Wunschkandidaten.
Conclave 2025 has begun. The doors of the Sistine Chapel of the Apostolic Palace have been closed pic.twitter.com/yX5ASjpfdD
— Catholic Sat (@CatholicSat) May 7, 2025
In der Berichterstattung zum heute Mittag beginennden Konklave werden Sie oft den italienischen Spruch hören, der besagt: „Chi entra papa ner conclave, ne risorte cardinale“ („Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus“). Der gilt aber – was die Wahl von Pius XII. und Benedikt XVI. zeigt – nur bedingt, denn es lässt sich bereits vorab eine bestimmte Tendenz unter den Papstwählern ausmachen.
Auch hier wird man ins Feld führen, dass von den Kardinälen, die ins Konklave ziehen, ca. 110 „Kreaturen“ (so nennt man das tatsächlich) des verstorbenen Papstes sind. Damit sei garantiert, dass es sozusagen einen Franziskus 2.0 als Nachfolger geben wird. Das wäre dann zum Beispiel Kardinal Tagle oder der franzöische Kardinal und Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Noël Kardinal Aveline.
Viele Informationen und Absichtserklärungen von Kardinälen, die implizit mit ihren Profilwünschen für einen neuen Papst zugleich harte Kritik am nun zuende gegangenen Pontifikat geübt haben, duten aber in eine andere Richtung. Und wecken weniger den linken Mainstreammedien, umso mehr aber praktizierenden Gläubigen Hoffnung auf einen Neuaufbruch der Catholica.
Kein Franziskus 2.0!
Auch die zahlreichen positiven Zuschriften von Theologieprofessoren und zum Teil auch höheren Geistlichen nicht nur aus Deutschland zu meinen kritischen Nachrufen auf den verstorbenen Papst zeigen, dass die zunehmend offen ausgesprochene Erleichterung über das Ende des bergogilianischen Pontifikats groß ist. Daraus resultiert auch die Tatsache, dass sich beim Nachdenken über einen möglichen neuen Papst kaum jemand einen Franziskus 2.0 wünscht.
Auch unter den Kardinälen dürfte es bei aller Verschiedenheit der kirchenpolitischen Ausrichtungen und auch angesichts der Tatsache, dass sie in ihrer großen Mehrheit „Kreaturen“ des Verstorbenen sind, Konsens sein, dass sich der gerade in einem neuen Aufbruch befindliche Katholizismus nicht noch einmal einen Papst von bergoglianischem Format leisten kann.
Mehr Ehrfurcht vor der katholischen Tradition!
Selbst ein kaum im Ruf des starren Konservatismus stehender Kardinal Dolan, von dem nie eine Kritik an Franziskus zu hören war, ließ in den Abendnachrichten von NBC wissen, dass der neue Papst durchaus auch mal – wie Franziskus – ein „warmes Herz“ zeigen dürfe. Aber was er vor allem erfüllen müsse, sei mehr Klarheit in der Lehre, mehr feine Ehrfurcht vor der kirchlichen Tradition, mehr respektvoller Umgang mit den Schätzen der Vergangenheit.
Der in den USA hoch angesehene Pater Gerald Murray von der St. Joseph’s Church in New York City sagte Newsmax, er erwarte, dass das Kardinalskollegium jemanden wählen werde, der „eine traditionellere Sicht der katholischen Lehre“ vertrete als der verstorbene Papst Franziskus. „Das wird die große Herausforderung für das Kardinalskollegium sein“, sagte Murray am Mittwoch bei „Wake Up America“. „Meine Einschätzung ist, dass sie zu einem Stil und einer Substanz der Kirchenführung zurückkehren werden, die mehr an Johannes Paul II. und Benedikt angelehnt sind. Papst Franziskus hat viele gute Dinge getan, aber er hat leider auch eine Menge Verwirrung gestiftet, indem er Johannes Paul II. und Benedikt widersprochen hat.“
Dazu passt eine Aussage des deutschen Kurienkardinals Müller, der eng mit Papst Benedikt befreundet war, gewisse Sympathien für Trump und die AfD hegt, und auf den wir weiter unten noch zu sprechen kommen werden: „Viele Kardinäle und Bischöfe denken wie ich, auch wenn sie Angst haben, es zu sagen. Und in den Vereinigten Staaten ist der Prozentsatz noch höher“.
Wunschkandidat von Trump und Vance
Zwei Papabile, die derzeit dafür infrage kommen, sind der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Kardinal Burke und der guinesische Kardinal Robert Sarah. Dass beide gestern zusammen in Rom zu einem ersten Treffen der Kardinäle eintrafen, wurde bereits als unmissverständliches Zeichen gedeutet, dass sich hier eine Konklavegruppe formiert, die für einen hoffnungsvollen Neuanfang im Vatikan steht.
Your excellencies Burke and Sarah arrive to the Vatican for the first meeting with the cardinals pic.twitter.com/Y1PRShG0uo
— Catholics for Catholics 🇺🇲 (@CforCatholics) April 22, 2025
Beide dürften unter den Kandidaten mit ihrer aufrichtigen Liebe zur katholischen Kirche und ihren Traditionen am deutlichsten einen Kontrapunkt zu dem zu Ende gegangenen Pontifikat von Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen hieß, setzen.
Burke (Foto l.), der schon seit geraumer Zeit als ungekrönter Gegenpapst der Traditionalisten zu dem von diesen gefürchteten Franziskus gilt, am stärksten. Aber das dürfte ihn auch für die sich als progressiv verstehenden Kardinäle, wie etwa den Münchner Erzbischof Marx zum „No go“ machen. Und das, obwohl die mächtigen Katholiken in der Trump-Administration, allen voran Vance, hinter Burke stehen dürften.
Diese Tatsache und seine an die Irrwege von Franziskus anspielende Forderung nach einer „echten Reform der Kirche mit einer Rückkehr zu einer fundierten Katechese und der Disziplinierung von Personen, die – im Namen der Kirche – Dinge lehren, die schlichtweg falsch sind und die Gläubigen schockieren und in die Irre führen“, dürfte ihm dennoch einige Wählerstimmen einbringen. Aber eben lange nicht genug.
Klug, polyglott, fromm, tiefkatholisch und schwarz
Im zweiten Wahlgang dürften sich dann die Burke-Wähler auf die Seite von Kardinal Sarah schlagen, der wie gemacht scheint für einen fruchtbaren Neubeginn. Nicht nur, dass er ein außergewöhnlich gewinnendes Charisma hat, als hochgebildeter Theologe und Buchautor gilt, polyglott und vielen Kardinälen durch seine Tätigkeit als Kurienkardinal an zentraler Stelle bekannt ist.
Er kommt zudem von einem Kontinent, auf dem das Christentum und die Zahl der katholischen Priester am schnellsten wächst, während gleichzeitig die Verfolgung der Christen, die er selbst erlebte, durch den Islam sehr ausgeprägt ist. Dazu Klartext von ihm: „Der Islamismus ist ein monströser Fanatismus, der mit Kraft und Entschlossenheit bekämpft werden muss. Er wird seinen Krieg nicht beenden.“ In diesem Zusammenhang weiß er um die Gefahren der mit der Migration verbundenen Islamisierung, besonders auch für das Abendland, dem seine besondere Liebe gilt, denn wenn das Christentum in Europa verschwinde, sei die ganze Welt bedroht:
„Zuerst möchte ich erklären, warum ich, ein Sohn Afrikas, mir erlaube, mich an den Westen zu wenden. Die Kirche ist die Hüterin der Zivilisation. Ich bin überzeugt, dass die westliche Zivilisation derzeit durch eine tödliche Krise geht … Als Wächter ist es meine Pflicht, den Westen zu warnen! Die Barbaren sind bereits in der Stadt … Wie könnte ich nicht auf die Bedrohung durch die Islamisierung hinweisen? Muslime verachten den atheistischen Westen. Sie flüchten in den Islamismus als Ablehnung der Konsumgesellschaft, die ihnen als Religion angeboten wird. Kann der Westen ihnen den Glauben auf klare Weise präsentieren?“
Viele weitere seiner Aussagen erinnern immer wieder an den großen Papst Benedikt XVI. So etwa: „Die Kirche ist nicht dazu da, der Welt zu gefallen. Sie ist dazu da, sie zu bekehren – um die Pforten der Ewigkeit zu öffnen. Ohne den Himmel ist all unsere Arbeit vergeblich.“ Oder: „Haben wir keine Angst davor, wenige zu sein. Fürchten wir uns davor, lauwarm zu sein. Christus hat die Welt mit zwölf Aposteln gerettet, nicht mit vielen.“
„Donald Trump der katholischen Kirche“
Ein dritter Kandidat derer, die eine Neuanfang nach dem bergoglianischen Niedergang forcieren, der freilich kaum unter den Papabiles genannt wird, dürfte der deutsche Kurienkardinal Gerhard-Ludwig Müller sein. Gloria von Thurn und Taxis soll ihn als „Donald Trump der katholischen Kirche“ gerühmt haben.
Auch Müller gilt als hochgebildet, war – ähnlich wie Papst Benedikt XVI – Jahre lang als oberster Hüter der Reinheit des Glaubens im Vatikan tätig. Der Cardinalsreport beschreibt ihn als „entschlossenen und bodenständigen Anführer, der bei Bedarf mutig handelt“. Kirchenpolitisch nimmt er kein Blatt vor den Mund und ist angstfrei, was Hetzkampagnen katholikenhassender Politiker und Medien betrifft. Das zeigte sich zuletzt als er seine deutschen Mitbrüder wissen ließ: „Kein Bischof hat das Recht, Gläubigen vorzuschreiben, welche Partei sie wählen dürfen. Wer so etwas tut, überschreitet seine Zuständigkeit. Und wer meint, Christen dürften die AfD nicht wählen, der irrt sich gewaltig.“
(Foto: Kardinal Müller bei der Romwallfahrt der Freunde der klassischen Liturgie 2024 © David Berger)
Wie Sarah wendet sich Müller sehr klar gegen die mit der Massenmigration verbundene Islamisierung des Westens. Selbsternannte Globalisten würden die Massenmigration nutzen, um die nationale Identität der Völker zu vernichten. Kritiker an diesem Konzept würden häufig als „Nazis“ beschimpft, um sie mundtot zu machen. Unmissverständlich fordert Müller eine Aufarbeitung der Corona-Skandale.
Ein Kompromisskandidat und Kard. Pizzaballa
Es ist freilich anzunehmen, dass im Vorfeld der deep state und im Konklave die bergoglianische Fraktion alles tun werden, um diese drei Kardinäle zu verhindern. Als leich konservative Kompromisskandidat, dem leicht liberale Wähler zustimmen könnten, käme dann der Viktor Orban und seiner Migrationspolitik nahe stehende Kardinal Peter Erdő, der Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn in Frage. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er ein Mann Benedikts war und der „Theologie“ und Kirchenpolitik von Franziskus kritisch gegenüberstand.
Unter Erdős Führung lehnten die katholischen Bischöfe die durch das Vatikan-Papier „Fiducia supplicans“ eröffnete Möglichkeit zur Segnung unverheirateter und homosexueller Paare „angesichts der pastoralen Situation“ in ihrem Land ab. Ein gemeinsamer Segen müsse „bei Paaren, die in einer nichtehelichen Gemeinschaft, in einer kirchlich nicht gültigen Ehe oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, immer vermieden werden“, so die Bischöfe.
Als Kompromisskandidat kommt ebenfalls ein Kardinal infrage, der schwer zu klassifizieren und zugleich der jüngste Papabile ist: Pierbattista Pizzaballa, der in Italien geborene lateinische Patriarch von Jerusalem.
In den letzten Monaten haben die Schrecken, die sich vor seiner Haustür abgespielt haben, einen Diplomaten von seltener Gewandtheit offenbart. Seine Verurteilung der Angriffe der israelischen Streitkräfte auf Zivilisten in Gaza brachte ihm eine Rüge des israelischen Außenministers ein – doch zuvor hatte er die Hamas für ihre ‚Barbarei‘ verurteilt und sich anstelle von israelischen Kindern als Geisel angeboten. Und wenn es nicht schwer ist, ihm zu glauben, dass er absolut nicht Papst werden will, könnte es sein, dass er gezwungen ist, es sich noch einmal zu überlegen.“ (Quelle)
Und was ist mit Parolin?
Von den italienischen Medien wird vor allem der bisherige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (Foto r. © Screenshot YT) als zukünftiger Papst gehandelt: „Der 69-jährige Italiener ist offensichtlich am Drücker, und seine Kandidatur wird ernst genommen. […] Er war der Architekt des Abkommens, das der Vatikan 2018 mit Peking geschlossen hat und das – wie der ehemalige Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, warnte – die katholische Kirche Chinas, einschließlich der verfolgten Untergrundgläubigen, in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Kommunistischen Partei verwandeln würde.
Genau das ist geschehen. Kardinal Zen, der heute 92 Jahre alt ist und von vielen orthodoxen Katholiken als lebender Heiliger angesehen wird, äußerte sich außergewöhnlich über Parolin: ‚Er ist so optimistisch. Das ist gefährlich. Ich habe dem Papst gesagt, dass er [Parolin] einen vergifteten Geist hat. Er ist sehr nett, aber ich habe kein Vertrauen in ihn. Er glaubt an die Diplomatie, nicht an unseren Glauben“. Eine vatikanische Quelle, die mit Parolin zusammengearbeitet hat, gibt diese Meinung wieder: „Er ist zu allen nett, aber nichtssagend.“ (Quelle)
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