Montag, 18. März 2024

AfD-Spitzenkandidat Kalbitz: Bürgerrechtler haben Wende nicht gepachtet

(David Berger) Brandenburgs AfD-Spitzenkandidat Andreas Kalbitz hat in einem Interview mit der konservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ den Vorwurf zurückgewiesen, seine Partei missbrauche das Erbe der friedlichen Revolution von 1989 für den Wahlkampf. Außerdem äußerte er sich erneut zur Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Rolle der Identitären Bewegung.

Bürgerrechtler wären ohne Volk hilflos gewesen

„Was die Kritik einiger Bürgerrechtler wegen „Vollende die Wende“ angeht: Erstens haben diese die Wende nicht gepachtet – die sie auch nicht alleine gemacht haben, sondern mit dem Volk.

Zweitens gibt es ebenso Bürgerrechtler, etwa Vera Lengsfeld oder Angelika Barbe (Foto), die uns recht geben“, so Kalbitz, dessen Partie gute Chancen hat, in Brandenburg als Wahlsiegerin aus der Landtagswahl hervor zu gehen.

Einschränkung des Meinungskorridors

Dass wir damit Deutschland pauschal mit der DDR gleichsetzten, wie uns böswillig unterstellt wird, ist Blödsinn.

Zudem sei die Angleichung des Rentenniveaus dreißig Jahre lang tatsächlich nicht vollendet worden, ebenso wenig wie die des Lohnniveaus. „Und es geht auch um die Einschränkung des Meinungskorridors – was ebenfalls an 1989 anknüpft. Dass wir damit Deutschland pauschal mit der DDR gleichsetzten, wie uns böswillig unterstellt wird, ist Blödsinn.

Dann säße die AfD nicht in den Parlamenten, sondern im Gefängnis. Nein, wir treffen damit den einen Nerv und das Empfinden vieler Menschen. Eben das aber wollen viele nicht wahrhaben und macht unseren Erfolg mit aus.“

Rechtssein ist nicht per se aggressiv und ausfällig

Auch kritischen Fragen weicht Kalbitz nicht aus. Etwa als die JF fragt: „Sie gelten, nach Björn Höcke, als „der“ Exponent des rechten AfD-Flügels. Doch gibt es, im Gegensatz zu Höcke, Gauland oder Frau Weidel, bei Ihnen keine Verbal-Skandale. Zudem treten Sie oft sehr konziliant auf. Wie erklärt sich dieser Widerspruch?“

Und Kalbitz antwortet: „Damit, daß es gar kein Widerspruch ist. Daß Sie und viele dennoch meinen, es gäbe da einen, liegt an der verzerrenden Berichterstattung der Medien, die Rechtssein meist so darstellen, als sei es per se aggressiv und ausfällig.

Kalbitz und die vom Verfassungsschutz überwachte „Identitäre Bewegung“

Eher diplomatisch unbestimmt bleibt Kalbitz aber, wo es um die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte IB geht. Schwarz, das Interview geführt hat, war sicher auch von unserem PP-Beitrag in der Sache motiviert, als er Kalbitz fragte: „In einem Interview schließen Sie sich der Bewertung der „Identitären Bewegung“ als rechtsextrem an. Wie kommen Sie darauf?“ Kalbitz dazu: „Ich habe die IB nicht so bewertet, sondern nur gesagt, daß die Bewertung des Verfassungsschutzes so lautet.“

Dann der Einspruch der JF: „Wer das Interview liest, gewinnt unvermeidlich den Eindruck, Sie teilen diese“ – und Kalbitz: „Das liegt im Auge des Betrachters und hätte sich besser differenzieren lassen. Hinsichtlich des Vorhalts, ich beschäftige Mitarbeiter, die angeblich IB-Aktivisten seien, kann ich nur sagen: Ich drücke keinem jungen Menschen ein Brandzeichen auf, der aus jugendlichem Übermut mal, stets friedlich und gewaltfrei, vor der Tür der CDU-Zentrale saß und sich nun zu den demokratischen Werten der AfD bekennt.“

Zusammenarbeit mit IB? Jein!

Die JF fragt ab diesem Punkt nicht näher nach, obwohl es spannend gewesen wäre, wie sich Kalbitz nun – aus was für Gründen auch immer – zu der Causa äußert. Noch vor wenigen Wochen hatte Kalbitz „Jung & naiv“ erklärt: „AfD oder Identitäre Bewegung – beides kann es nicht geben!“ PP damals zu dem Interview: „In einem Interview mit „Jung & Naiv“ hat Andreas Kalbitz sich klar von der „Identitären Bewegung“ distanziert und sich zur Unvereinbarkeitsliste der AfD bekannt:

Es gäbe tatsächlich ein Problem mit Rechtsextremismus, den man ebenso bekämpfen müsse wie den Linskextremismus. Mit rechtsextremen Verfassungsfeinden wie der NPD oder der IB könne es keinerlei Zusammenarbeit geben.“ (Quelle)

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Hier geht es zur aktuellen Ausgabe der „Jungen Freiheit“, in der Sie das gesamte Interview nachlesen können: JUNGE FREIHEIT

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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