(David Berger) Eine Frau aus Mecklenburg-Vorpommern (MV) wagte es vor zwei Tagen den Ehemann der MV-Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) auf Facebook zu kritisieren. Der als Schulleiter Tätige wünscht nun öffentlich, dass die allein erziehende Mutter ihren Job verliert. Ein Bericht aus der DDR 2.0.
Heike Z., mit der ich seit gut zwei Jahren in Kontakt stehe, ist eine couragierte Frau. Sie schlägt sich nicht nur als alleinerziehende Mutter in einer Kleinstadt in Mecklenburg Vorpommern durchs Leben, sondern wird auch da immer politisch aktiv, wo sie Ungerechtigkeit und Menschenverachtung wittert. Dann spricht sie auch schon mal freundlich, aber ungeschönt über Fakten, die die Kritisierten am liebsten nicht veröffentlicht sehen würden.
Leiter einer Schule und Kreistagsmitglied der SPD
Das war auch so in dem Fall, der nun einen Politiker der AfD zu einer öffentlichen Stellungnahme veranlasste. Andreas Rösler notierte gestern auf seiner Facebookseite:
„Ich lese das immer wieder und will es einfach nicht glauben…
Der Mann der MV-Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD) hofft, dass ein Arbeitgeber eine Frau entlässt, weil sie ihre Meinung äußert?
Dieser Herr Rüdiger Bretschneider geht so Bürger an und will diese und ihre Familien um Einkommen und Zukunft bringen? Und das auch als (faktisch unkündbarer) Leiter einer Schule und Kreistagsmitglied der SPD!
Dieses Verhalten erinnert stark an vergangene Diktaturen.“
„Ich hoffe, Frau Zoch wird deshalb von ihrem Arbeitgeber gefeuert“
Rösler bezieht sich hier auf folgenden Kommentar von Rüdiger Bretschneider:
Was war passiert? Alles begann damit, dass sich die MV-Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider, die aufgrund ihres Amtes zu politischer Neutralität verpflichtet ist, auf einmal im Tierschutzverein Neubrandenburg engagierte. Allerdings nicht um Hunden oder Katzen in Not zu helfen, sondern um sich in die Personalpolitik des Vereins einzumischen. Am 22. März postete sie auf der Facebookseite des Vereins folgenden Kommentar:
AfD-Paranoia: Selbst in die Personalpolitik eines Tierschutzvereins eingemischt
„Liebe Mitglieder des Tierschutzvereins,
mit Entsetzen habe ich von der Kandidatur des Vorsitzenden Kadow für die AfD gehört. Niemals hätte ich erwartet, dass er sich mit einer Partei gemein macht, die in ihrem Wesen völkisch-nationalistisch und in Teilen rechtsradikal bis rechtsextremistisch und mit deren Strukturen verwoben ist und deren Mitglieder zum Teil in kriminelle Machenschaften verstrickt sind. Tierschutz ist ein Anliegen, das am besten in demokratischen Strukturen verwirklicht werden kann. Ich fordere Herrn Kadow auf, seine Kandidatur zurückzuziehen oder den Vorsitz im Verein umgehend niederzulegen. Andernfalls bleibt mir nur der Austritt aus dem TSV Neubrandenburg, was ich zutiefst bedauern würde, denn Sie wissen, dass mir die Unterstützung des Vereins seit Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit ist.
Sylvia Bretschneider, Mitglied des Landtages M-V“
Da solche und ähnliche AfD-phobe Aktionen für Bretschneider nichts Ungewöhnliches sind, reagierte Kadow gelassen: Er sehe überhaupt nicht, warum er von seinem Amt oder seiner Kandidatur zurücktreten solle. Zudem befremde ihn die Austrittsdrohung Brettschneiders, da diese ihre Mitgliedschaft im Tierschutzverein bereits im November 2017 schriftlich gekündigt habe.
Die bürgerlichen Rechte Andersdenkender durch die Hintertür einzuschränken
Wie der NDR berichtet, schaltete sich auch AfD-Landeschef und Bundestagsabgeordneter Leik-Erik Holm aus Berlin ein: „Holm verurteilte Bretschneiders Vorgehen als antidemokratisch. Es sei ein Skandal, wenn die Landtagspräsidentin versuche, Andersdenkenden die bürgerlichen Rechte durch die Hintertür einzuschränken. Holm forderte sie zum Rücktritt auf.“
Worüber der NDR nicht berichtet: Ab einem gewissen Zeitpunkt schaltete sich der bereits genannte Gatte von Frau Bretschneider, Rüdiger Bretschneider. ein, vermutlich weil seine Frau einige ihrer Kritiker auf Facebook gesperrt hatte und so nicht mehr auf einige kritische Kommentare reagieren konnte.
Schulleiter wirft mit Beleidigungen auf Facebook nur so um sich
Dabei reagierte Rüdiger Bretschneider in einer Weise, die für einen Schulleiter – nett ausgedrückt – etwas ungewöhnlich ist. Eine sehr sachliche Kritikerin seiner Frau beschimpfte er: „So blöd kann ein einzelner Mensch gar nicht sein, der so dümmliches Gerede von sich gibt wie Sie“.
Ab diesem Zeitpunkt meldete sich Heike Zoch in der Diskussion zu Wort, wie man sieht sehr sachlich bleibend:
Und dann kam jener Kommentar des eine Schule leitenden Gatten, der aufgrund seines Amtes ebenfalls zur politischen Zurückhaltung verpflichtet ist, den wir bereits erwähnten und der in dem verräterischen Satz gipfelte:
„Ich hoffe, Frau Zoch wird deshalb von ihrem Arbeitgeber gefeuert“.
Wer weiß, wie stark auch in MV geklüngelt wird und in Rechnung stellt, dass Rüdiger Bretschneider aufgrund seiner Gattin und seines Postens entsprechende Einflussmöglichkeiten hat, kann die Dimension solcher Drohungen erahnen. Sie machen zunächst Angst, haben aber eben auch gute Chancen, dass sie umgesetzt werden.
Das wahre Dunkeldeutschland ist rot
Andersdenkende und unangenehme Kritiker der eigenen Politik in soziale und wirtschaftliche Aus schießen, um sie mundtot zu machen und – nach dem Prinzip „Bestrafe einen, erziehe alle“ – immer wieder ein Exempel zu statuieren.
So etwas gibt es eigentlich nur in Diktaturen und verrät ein (in diesem Fall rot-) faschistoides Denken. Auch in der DDR, wo Frau Bretschneider ihre Karriere begann, war das üblich. Das Ehepaar Honecker wäre vermutlich sehr stolz auf das Ehepaar Bretschneider. Dunkeldeutschland in Reinkultur.
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