Mittwoch, 18. Dezember 2024

Unsere Zeit kommt: Karlheinz Weißmann zum 60. Geburtstag

(David Berger) Am 13. Januar durfte der bekannte Gelehrte und Publizist Karlheinz Weißmann seinen 60. Geburtstag feiern. Die „Junge Freiheit“ (JF) hat ihm aus diesem Anlass eine Festschrift gewidmet: Beim Neujahrsempfang der JF in Berlin wurde Weißmann das Buch feierlich überreicht.

Gleich vorab: Die Festschrift für Karlheinz Weißmann zu dessen sechzigstem Geburtstag widerspricht so ziemlich allen Vorurteilen, die Festschriften belasten und die besagen, das dort im Druck erscheint, was woanders keinen Publikationsort fand. Nein, ganz im Gegenteil:

Die Liste der Fachkollegen, Freunde und Schüler, die hier als Autoren dem Jubilar mit Beiträgen gratulieren, liest sich wie ein Who is who des gegenwärtigen Konservatismus: Von Alain de Benoist und Martin van Crefeld über Gernot Facius, Andreas Lombard, Ulricht Schacht bis zu Thorsten Hinz, Wulf D. Wagner und Güter Zehm.

Der heutige liberale Mainstream ist ein neuer Kommunismus

Und auch die Beiträge der Festschrift bilden – so unterschiedlich ihre Themen auf den ersten Blick erscheinen – zusammen genommen einen Überblick v.a. über den deutschsprachigen, aber darüber hinaus auch Aspekte des europäischen Konservativismus.

Dominique Riwals Einführung in das Werk Karlheinz Weißmanns erstellt unter dem Titel „Der Gegen-Aufklärer“ das zusammenfassende Fundament, auf dem die Beiträge aufbauen: Da geht es etwa um die deutsche Geschichte aus der Perspektive eines Juden, Luthers Menschenbild und das Versagen der EKD angesichts des Zeitgeistes, um Geschichtspolitik und Masseneinwanderung, um den Verlust des Ortes, seiner Vergangenheit und damit seines Sinnes im modernen Nomadentum (Skizzen aus Palermo von Wulf D. Wagner, der auch den Lesern von PP bekannt ist).

Einige Aufsätze zeigen bereits im Titel ihre mutigen Thesen: So etwa „Der heutige liberale Mainstream ist ein neuer Kommunismus“ (Andreas Kinneging) oder „National-Sozialismus: Ein toxischer Cocktail“ (Philip Plickert).

Karlheinz Weißmann und die „Junge Freiheit“

Und auch dass die konservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“ den Sammelband geplant, herausgegeben und verlegt hat, ist kein Zufall. In dem Eröffnungsbeitrag schildert der Chefredakteur der JF, Dieter Stein, seine erste Begegnung mit einem Artikel Weißmanns im Jahr 1986 in der von Caspar von Schrenk-Notzing herausgegebenen Zeitschrift Criticón.

Anlässlich der Enttäuschung der Konservativen über das Ausblieben der groß angekündigten moralisch-politischen Wende unter Helmut Kohl setzte sich Weißmann auch mit den Schwächen der Konservativen auseinander: dem Mangel an Theorie, besonders aber mit der organisatorischen Schwäche im Bereich der Publizistik, besonders der Presse: Während in der Weimarer Republik der Konservatismus eine regelrechte Blüte nicht nur im Parteiengefüge, sondern auch an Gesellschaften, Clubs und v.a. auch an Zeitschriften und Zeitungen aufweisen konnte, sei hier nun gähnende Leere fest zu stellen.

Eine alternative Partei jenseits der Gefahren des Sektierertums und des Ressentiments

Für Dieter Stein war die Lektüre dieses Weißmannbeitrags die geistige Geburtsstunde der JF: „Die hier schonungslos sezierte Desorganisation habe ich als Aufforderung verstanden, dem endlich abzuhelfen und nicht einfach weiter tatenlos zuzusehen …“

Und so war es auch kein Zufall, dass die erste ernstzunehmende Besprechung der noch im selben Jahr gegründeten Zeitschrift „Junge Freiheit“ durch Karl-Heinz Weißmann 1988 in Criticón erfolgte.

Was kaum jemand weiß: In eben diesem Aufsatz, der die Geburt der JF lobte, forderte er die Gründung einer alternativen Partei – die die Gefahren des Sektierertums und des Ressentiments geschickt umgeht. Es scheint nicht zu weit hergeholt, davon auszugehen, dass für Weißmann, der auch im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius Erasmus-Stiftung sitzt, die AfD diesem Postulat sehr nahe kommt. Nicht von Ungefähr ist daher auch Alice Weidel in der Festschrift mit einem eigenen Beitrag zu „Political Correctness und das freie Wort“ vertreten.

Jedem, der derzeit nach einen möglichst umfassenden, aktuellen und seriösen Überblick über Denken, Persönlichkeiten und Strukturen des Konservatismus sucht, kann man dieses Buch guten Gewissens empfehlen.

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Das Buch kann hier bestellt werden: Festschrift für Karlheinz Weißmann zum sechzigsten Geburtstag

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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