Dienstag, 19. März 2024

Einspruch Herr Broder – Wir müssen die Islamdebatte führen

Ein Streitgespräch, entstanden im Juli 2016, macht wieder einmal die Runde in den sozialen Netzwerken. Der von mir geschätzte Henryk M. Broder setzt der Islamversteherin und „Welt“-Redakteurin Eva Marie Kogel auseinander, was er vom Islam hält. 

In islamkritischen Kreisen macht dieser Absatz aus dem Gespräch wieder die Runde und beweist, wie gut Broder den Nerv getroffen hat:

Ich will keine Debatten führen über Kopftücher im öffentlichen Dienst, über Schwimmunterricht für Mädchen, über Männer, die Frauen keine Hand geben wollen, über Schweinefleisch in Kantinen und „kultursensible Pflege“ in Krankenhäusern. Und auch nicht darüber, wie viel Islam im Islamismus steckt. Ich will auch nicht genötigt werden, mich mit dem Koran zu beschäftigen, weder von weiß gewandeten Salafisten in der Wilmersdorfer Straße noch von Ihnen. Bleiben Sie bei Ihrer Wertschätzung für das „klassische islamische Recht“, das offenbar von den Kolonialherren versaut wurde. Und sobald Sie den Islam gefunden haben, der mit Demokratie kompatibel ist, sagen Sie mir bitte Bescheid.

Warum ich diese Sätze liebe und sie trotzdem falsch sind

Natürlich nervt die Islamdebatte. Aus vielerlei Gründen.

Wenn man ein Urteil gefunden hat, dann will man nicht immer und immer wieder darüber sprechen müssen. Was hat man davon, sich mit dieser Ideologie zu befassen? Es erscheint wie reinste Zeitverschwendung. Wenn Zeit wenigstens angenehm verschwendet wird.

Aber sich mit einer Ideologie zu befassen, die demokratiefeindlich, menschenrechtsverachtend, sexistisch, homophob, transphob, rassistisch -habe ich etwas vergessen?- ist, das ist alles andere als angenehm. Sich mit den Auswirkungen in der realen Welt zu befassen, ist emotional noch bedrückender. Wer will schon Bilder von ausgepeitschten Menschen, abgeschlagenen Köpfen, verwüsteten Kirchen sehen?

„Ich will auch nicht genötigt werden, mich mit dem Koran zu beschäftigen“

…sagt Broder und innerlich nicke ich bei dem Satz.

Aber genau das erhofft man sich von uns. Dass wir die Beruhigungssätze schlucken, von denen man uns suggerieren will, dass sie gut für uns sind.

Es ist eben nicht „der Islam“, der eine totalitäre Ideologie ist. Totalitär ist nur die extremste Lesart durch eine Minderheit.

sagt uns die Welt Redakteurin und sie schreibt auch ihre Artikel in diesem Sinn. „Warum das Schwulsein schon immer zum Islam gehörte“ ist so ein Beispiel. Kolonialmächte macht sie als Schuldige aus. Und passt somit wunderbar in die Reihe derer, die uns weiß machen, dass Nichts mit Nichts zu tun hat.

Mit ihr darüber zu diskutieren, dürfte wirklich sinnlos sein. Aber, lieber Herr Broder, es geht nicht um diese Hardcore Apologeten. Es geht darum, dass diese Ideologie eine Bedrohung für unsere Demokratie und unsere, auf westlichen Menschenrechte aufbauende, freiheitliche Gesellschaft ist.

Nur 28%, so jubelt die FAZ am 22.3.2018, sähen den Islam als etwas, das Angst mache. Was 10% weniger sei, als im Jahr 2006. Bereits 75% der Generation zwischen 18 und 29 sähen, so die FAZ, den Islam als Teil Deutschlands an.

Wenn eine Ideologie, die Frauen zu Menschen niederen Rechts macht, homosexuelle Handlungen mit Todesstrafe oder „milderen“ gerichtlich verfügten Sanktionen belegt und eine Gesellschaft das als Teil ihrer Selbst zu akzeptieren bereit ist, dann dürfen wir nicht schweigen. Ansonsten werden die Kogels es erreichen, dass wir die Gefahr erkennen, bevor es zu spät ist.

Wir sollten die Diskussion vielleicht in Indonesien oder Indien fortsetzen. Das sind ja beides Demokratien mit relativ hohem islamischem Bevölkerungsanteil.

sagt Frau Kogel zum Abschluß zu Henryk Broder. Prima, Frau Kogel. Sollen wir beide das machen? Aber nur, wenn wir händchenhaltend durch Indonesien laufen. Bei der Auspeitschung nach der Scharia lasse ich Ihnen dann gerne den Vortritt.

Es geht jedoch nicht um Frau Kogel

Es geht um unsere Zukunft und darum ist es unser Interesse, dass auch die nächsten Generationen in einem Deutschland des Grundgesetzes und nicht in einem Deutschland der Scharia leben.

Und deswegen müssen wir die Islamdebatte führen. Nur deswegen. Und zwar so lange, bis die Mehrheit in unserem Land verstanden hat, was drin steht im Buch und was diese Ideologie -und zwar Mainstream, nicht Randfiguren- für uns und unsere Freiheit und Demokratie bedeuten.

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Patrizia von Berlin
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Für die Freiheit nicht lügen zu müssen. Eine Lebensweisheit, die ich vor vielen Jahrzehnten von Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) erhielt. Ich lernte, was das Wichtigste für ihn war, als er in den freien Westen ausgesiedelt wurde. Nicht Reisen, nicht die Genüsse der Welt. "Dass ich nicht mehr lügen muss", war seine Antwort.

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