Mittwoch, 18. Dezember 2024

Den feinen tödlichen Staub in die Lungen der Macht blasen

Gastbeitrag von A.R. Göhring

Warum schreiben Henryk Marcin Broder, Roland Tichy, Dieter Stein, Imad Karim, Hamed Abdel-Samad, Akif Pirincci und viele andere ihre Blogs, Zeitungen und Bücher?

Weil man damit schnell etwas erreicht?

Nein, weil man damit den desinformierenden und propagierenden statt berichtenden ehemaligen Qualitätsmedien entgegenwirkt und die für die Demokratie notwendige politische Vielfalt, Informationszugänglichkeit und freie Diskussion wieder herstellt.

Stück für Stück knuspern die „rechtsradikalen“ Mäuschen damit an der Deutungshoheit des links-akademischen Milieus, das seine multikulturelle, angeblich antifaschistische, kapitalismusfeindliche und ökologistische Ideologie auf allen medialen und edukativen Kanälen in die Köpfe der Menschen hämmert, selbst aber nicht wirklich daran glaubt oder danach handelt.

Und zusätzlich die Bürger gegen jeden konservativen Dissidenten, gegen Polizeibeamte und sogar gegen die eigene traditionelle europäische Zivilisation aufhetzt, der wir unseren Wohlstand und unsere Freiheit verdanken.

Der große Hans Magnus Enzensberger hat dieses Vorgehen in einem seiner berühmtesten Gedichte, „Ins Lesebuch für die Oberstufe“, poetisch verarbeitet.

Ob er beim Verfassen in den 50ern daran dachte, dass gerade seine 68er Bewunderer die alte Bundesrepublik Deutschland in eine Postdemokratie verwandeln würden, und seine Gedanken damit brandaktuell machen würden?

Lies keine Oden, mein Sohn, lies die Fahrpläne:
sie sind genauer.

Roll die Seekarten auf, eh es zu spät ist.
Sei wachsam, sing nicht.
Der Tag kommt, wo sie wieder Listen ans Tor schlagen und malen den Neinsagern auf die Brust Zinken.
Lern unerkannt gehn, lern mehr als ich:
das Viertel wechseln, den Paß, das Gesicht.

Versteh dich auf den kleinen Verrat,
die tägliche schmutzige Rettung.

Nützlich sind die Enzykliken zum Feueranzünden,
die Manifeste: Butter einzuwickeln und Salz für die Wehrlosen.

Wut und Geduld sind nötig,

in die Lungen der Macht zu blasen den feinen tödlichen Staub, gemahlen von denen, die viel gelernt haben, die genau sind, von dir.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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