Samstag, 21. Dezember 2024

Israel bombardiert die Christendörfer im Südlibanon

(Giuseppe Nardi) Die christlichen Dörfer im Südlibanon sind wie ausgestorben. Israel bombardiert auch sie. Deir Mimas liegt nur zwei Kilometer von der Grenze entfernt. Der Ort ist inzwischen menschenleer. Auch die Franziskaner des Klosters in Tyrus, die Deir Mimas betreuen, mussten flüchten. Das Kloster gehört zur Franziskanerkustodie des Heiligen Landes.

Im Kloster des heiligen Antonius in Tyrus waren seit einer Woche Hunderte von Evakuierten untergebracht, Christen und hauptsächlich Moslems. Alle, Brüder und Schutzsuchende, sind inzwischen nach Beirut geflüchtet. Dort ist die Lage allerdings auch prekär.

Ungerechtigkeit ist immer gegen den Frieden

Die südliche Küstenstadt, 88 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, gleicht nun einer Wüste. Alle, Muslime und Christen, sind geflüchtet, als sie zum Ziel israelischer Luftangriffe geworden waren und die Armee des jüdischen Staates ihre „begrenzte Bodenoperation“ im Libanon begonnen hat. Vor zwei Jahren wurde lautstark und empört darüber polemisiert, daß Rußland den Angriff auf die Ukraine als „Militäroperation“ herunterspiele. Ob dieselben Medien und Politiker nun auch Israel kritisieren werden?

Das von Israel definierte Minimalziel besteht darin, die Hisbollah zu neutralisieren, die vom Süden des Zedernlandes aus Israel angreifen, was zur Evakuierung von 60.000 Israelis aus Obergaliläa gezwungen hat. Viele Libanesen befürchten jedoch, daß sich die israelische Invasion von 1982 wiederholen wird: Auch damals war sie als „begrenzt“ bezeichnet worden. In Wirklichkeit wurde daraus eine militärische Besatzung von 18 Jahren.

Christen fliehen aus ihren Dörfern

Als Vergeltung für die Tötung von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und andere gezielte Tötungsattentate durch Israel hat der Iran Israel mit Raketen angegriffen, den Angriff aber vorab UNO-Vertretern mit genauer Zeitangabe angekündigt. Noch scheint man den großen Krieg verhindern zu wollen.

Die Christen mußten Deir Mimas aber aufgeben. Dieses ausschließlich von Christen bewohnte Dorf wurde von ihnen fluchtartig verlassen. Abuna Toufic, „unser Vater“ Toufic, so wird der Franziskanerpater Toufic Bou Merhi von den Menschen genannt, der für den Ort in den Bergen über dem Fluß Litani zuständig ist, bemühte sich die Flucht, so gut es möglich war, zu begleiten. Er sprach mit der Monatszeitschrift Tempi.

Hier können Sie weiterlesen, wie die Zivilisten Schutz in katholischen Klöstern suchen und dennoch reihenweise umgebracht werden:  KATHOLISCHES.INFO

Addendum (DB): Libanon als Zufluchtsort für orientalische Christen

Bereits am letzten Weihnachtsfest hatte die israelische Armee ein 600 Jahre altes Kloster im Südlibanon angegriffen. Kritiker werfen der israelischen Regierung vor, dass sie mit der Zerstörung von Kirchen aus dem byzantinischen Zeitalter und der Bombardierung von Moscheen aus dem 7. Jahrhundert in Gaza die religiöse und kulturelle Geschichte des Streifens auslöschen will.

Der Libanon war traditionell ein Zufluchtsort für Christen aus dem Nahen Osten. Die Christen im Libanon sind im Vergleich zu anderen Christen in der Region sehr autonom sowie weniger Repressionen ausgesetzt als in anderen Nachbarländern. Allerdings werden z. B. in manchen Gegenden Geschäfte, die Alkohol verkaufen, von islamistischen Gruppen attackiert… In der innerlibanesischen politischen Diskussion wird die offene Diskussion für Christen durch Drohungen und Einschüchterungen von islamistischer Seite zunehmend schwieriger (Quelle).

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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