Ab 1.1.2025 soll jeder gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland – also ungefähr 90% der Bevölkerung – eine sogenannte elektronische Patientenakte (ePA) bekommen. Die Akte soll ausdrücklich lebenslang aktiv sein. Dort sollen alle medizinischen Befunde, Arztbriefe, Impfungen (!) etc. dauerhaft gespeichert werden. Gastbeitrag von Joseph B. Sendlinger.
Der Wunsch nach einer solchen elektronischen Patientenakte geht nicht von den Patienten aus, auch nicht von den Ärzten oder Pflegekräften. Es handelt sich um eine im Rahmen der „Digitalisierung“ von oben aufgedrückte Einrichtung. Seit vielen Jahren wurde darüber diskutiert. Ärzte und andere Akteure im Gesundheitswesen waren lange Zeit skeptisch bis ablehnend. Für manche stand die Sorge um den Datenschutz im Vordergrund, für andere die Angst vor noch mehr Bürokratie und Erschwernissen im Arbeitsalltag.
Spätestens seit Corona…
Spätestens seit unseren Erfahrungen mit den Coronamaßnahmen, erzwungenen Testungen und Impfungen sind ernste Zweifel an den Segnungen dieser Art von Digitalisierung angebracht. Die ePA bedeutet das Ende des Arztgeheimnisses. Was früher einmal aus guten Gründen vertraulich war zwischen Patient und Arzt, ist durch die ePA ein Leben lang für eine Vielzahl von nicht überschaubaren Personen einsehbar.
Der Orthopäde, der heute die Schulterschmerzen eines Patienten behandelt, muß nicht wissen, daß dieser vor fünf Jahren Tripper hatte oder mit einer möglicherweise zweifelhaften Psychodiagnose versehen ist. Sie glauben, Sie haben keine? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Wenn Sie wegen Schlafstörungen zum Arzt gehen, wird Ihnen wahrscheinlich schon eine Psychodiagnose verpaßt. Bei der Einstellung für Ihren nächsten Job kann das dann ernste Probleme verursachen. Nur als Beispiel.
Das Internet vergisst nichts
Offiziell werden die vermeintlichen Vorteile der ePA gepriesen. Angeblich kann man alles individuell einstellen, einzelne Dokumente blockieren usw. Hier sind Zweifel angebracht. In der Praxis wird sich kaum jemand mit unzähligen Einstellungen in einer App herumschlagen. Dann sind die Daten eben da und schwer oder gar nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Viel sinnvoller ist es, wichtige Arztbriefe und Befunde selbst zu sammeln, auf Papier oder auf seiner eigenen Festplatte, und sie bei Bedarf zum Arzt mitzunehmen. Dann hat man selbst die Kontrolle über seine wichtigen, intimen und vertraulichen Gesundheitsdaten, und nicht eine undurchschaubare, zentralistische Bürokratie auf irgendwelchen Servern.
Zum Glück konnten die Kritiker zumindest durchsetzen, daß (zumindest bis auf weiteres) die ePA freiwillig ist. Jeder kann ganz offiziell und legal verhindern, daß eine solche Akte für ihn angelegt wird. Ein Brief genügt!
Krankenkassen machen Widerspruch bewusst schwer
Fairerweise müßten die Krankenkassen alle Versicherten anschreiben und fragen, ob sie eine ePA wünschen oder nicht, beispielsweise durch Kästchen, wo man ja oder nein ankreuzen kann. Das scheint allerdings nicht zu geschehen. Die elektronischen Akten werden einfach angelegt. Man hofft, daß die meisten Menschen gar nicht mitbekommen, welche schwerwiegende Einschränkung der Vertraulichkeit ihrer persönlichsten Gesundheitsdaten hinter ihrem Rücken geschieht. Nur wenn man sich durch das Kleingedruckte auf zahlreichen Links der Webseiten der Krankenkassen durchklickt, erfährt man, daß die ePA freiwillig ist und man ihr widersprechen kann.
Diese Möglichkeit kann jeder für sich nutzen, ein kurzer Brief genügt!
Wer sich die kleine Mühe macht, der Einrichtung seiner ePA zu widersprechen, schützt seine eigenen vertraulichen Gesundheitsdaten und leistet zugleich einen wertvollen Beitrag gegen die Ausbreitung einer weiteren Datenkrake.
(Wer jetzt noch Zweifel hat, ob er vielleicht nicht doch irgendwann in der Zukunft diese elektronische Akte haben möchte, sollte trotzdem erst einmal widersprechen. Wenn er es sich anders überlegt, wird die Krankenkasse jederzeit gerne auf die entsprechende Bitte des Versicherten hin eine elektronische Akte anlegen.)
Eine Versicherte einer großen gesetzlichen Krankenkasse hat mir gezeigt, wie sie auf ein Anschreiben ihrer Krankenkasse geantwortet hat. Kurz, freundlich, sachlich, höflich, aber klar und bestimmt. Daran kann man sich orientieren. Natürlich kann jeder die Formulierungen nach seinen persönlichen Bedürfnissen variieren.
Hier zur Erleichterung das Musterschreiben:
Elektronische Patientenakte
Versicherungsnummer / Ihr Zeichen XXXXXXXXX
Ihr Schreiben vom XX.XX.2024
Sehr geehrte Damen und Herren, …
Insbesondere wünsche ich nicht, daß für mich eine elektronische Patientenakte bei Ihnen angelegt wird. Den Informationen auf Ihrer Webseite entnehme ich, daß diese freiwillig ist.
Daher widerspreche ich hiermit der Anlage einer elektronischen Patientenakte für meine Person.
Sollte bereits eine solche elektronische Patientenakte angelegt worden sein, bitte ich diese endgültig und dauerhaft zu löschen.
Bitte bestätigen Sie mir den Eingang dieses Schreibens und bestätigen Sie mir ebenfalls schriftlich und verbindlich, daß Sie keine elektronische Patientenakte für mich anlegen werden bzw. eine bereits angelegte dauerhaft gelöscht haben.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Jetzt nur noch ausdrucken, unterschreiben, die Briefmarke belecken und ab in den nächsten Briefkasten.
Nicht auf Spielchen und Verschleppen einlassen
Sollte man nach vier bis sechs Wochen nicht die gewünschte Bestätigung erhalten haben, empfiehlt sich eine ebenso höfliche wie bestimmte Nachfrage. Man muß natürlich aufpassen, daß die Sache nicht „vergessen“ wird oder im Sande verläuft. Auch sollte man sich nicht auf das Spielchen einlassen, daß man erst mal eine App herunterladen und dort alle möglichen Einstellungen vornehmen soll. Das frißt Zeit, geht mit einiger Wahrscheinlichkeit schief und ist vor allem nicht unsere Aufgabe.
Also viel Glück und Erfolg, für jeden ist es ein kleiner Schritt, für uns alle zusammen ein wuchtiger Schlag gegen die Datenkrake!
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