Mittwoch, 18. Dezember 2024

Ahmad Mansour: Es ist falsch, Rüdiger Extremismus zu unterstellen

Es ist eine unfassbare Entgleisung: Antonio Rüdiger, Stammspieler und Abwehrchef der deutschen Nationalmannschaft, hat zu Beginn des Ramadan den Islamisten-Gruß gezeigt und das Foto bei Instagram hoch geladen.“ – so Nius in einem Aufsehen erregenden Beitrag. Einer der wichtigsten Islamkritiker, denen man wirklich kein Islam-Appeasement unterstellen kann, meldet sich nun zu Wort und verteidigt den Nationalspieler.

Unser Tweet des Tages von Ahmad Mansour:

„Das Wichtigste zuerst: Die Geste ist religiös, nicht extremistisch; sie symbolisiert den Tauhid, also den Glauben an den einen Gott und damit den Monotheismus. Diese Geste wurde von Islamisten vereinnahmt und für sich beansprucht.

Es ist falsch, solchen Extremisten die Deutungshoheit zu überlassen. Daher ist es ebenso falsch, Antonio Rüdiger Extremismus zu unterstellen.

Was in der „Debatte“ leider fehlt, ist eine differenzierte Betrachtung der Vorbildfunktion von Fußballern in den sozialen Medien. Mit diesem Bild werden Dinge verbunden, die Antonio Rüdiger bestimmt nicht beabsichtigt hat.

Die Wirkung auf junge Menschen ist gewaltig, vor allem auf diejenigen, die ihre Religion als das einzige identitätsstiftende Merkmal verstehen. Ich glaube, dass der DFB seine Hausaufgaben machen muss, wenn es darum geht, Spieler für bestimmte Themen zu sensibilisieren.“

Das Wichtigste zuerst: Die Geste ist religiös, nicht extremistisch; sie symbolisiert den Tauhid, also den Glauben an den einen Gott und damit den Monotheismus. Diese Geste wurde von Islamisten vereinnahmt und für sich beansprucht. Es ist falsch, solchen Extremisten die… pic.twitter.com/aVTR8AwqDr

— Ahmad Mansour 🎗️ (@AhmadMansour__) March 25, 2024

Öffentliche Deklaration der islamischen Suprematie

Anderer Meinung ist da der profunde Islam-Kenner und PP-Gastautor Dieter Gellhorn: „Unschuld“ sei bei diesem Bild nicht am Werk: „Ja, es gibt Schuld und die liegt eindeutig bei Antonio Rüdiger. Ein gläubiger Moslem fühlt sich gemäß dem in Sure 7, Vers 172 geschlossenen Urvertrag aller Menschenseelen mit Allah, stolz, weil im Vollwert seiner Bestimmung als Mensch lebend.

Dieser Zeigefinger ist aber mitnichten ein Symbol für den Monotheismus. Er ist vielmehr ein Symbol für die ÜBERLEGENHEIT der islamischen Version des Monotheismus. Jeder Moslem weiß um diese angebliche Überlegenheit. Nichtmuslime wissen um diesen Suprematieanspruch wohl meist nicht.

Daher: Unschuld ist bei diesem Bild am ehesten bei dem DFB zu suchen. Antonio Rüdiger hingegen wollte die öffentliche Deklaration der islamischen Suprematie, sicherlich wohl nur deshalb stimmte er der Veröffentlichung dieses Bildes zu.“

Orchestrierung islamischer Frömmigkeit

Und weiter: „Antonio Rüdiger hat bei diesem Post extreme Aufmerksamkeit walten lassen: er posiert da vor einem weißem Vorhang, dessen Falten himmelwärts wie sein Zeigefinger zeigen, er selbst sitzt da mit ernstem Gesicht in einem weißem Weihegewand, wie Muslime es bei dem Haddsch tragen, als Datum hat er den 1. Tag des dem Allah besonders intensiv gewidmeten Monat Ramadan gewählt, Unterarm und Hand hält er senkrecht hoch zur optischen Verlängerung des hochgereckten Zeigefingers, der Allah symbolisiert, mit kerzengerade aufrechtem Oberkörper kniet er auf einem weißen Gebetsteppich — alles das ist eine Orchestrierung islamischer Frömmigkeit, wie sie intensiver und aufdringlicher kaum geht, zumal, wenn man weiß, dass der Muslim glaubt, dass Allah im Ramadan den Koran in die unterste Phäre des Himmels hinabgesenkt hatte.

Wie kann Antonio Rüdiger da glauben, dass er so eine Distanz gehalten oder gar geschaffen hätte zu den ebenfalls überfrommen Kämpfern des Islamischen Staates von 2014 bis 2019?“

Auch Dennis Riehle sieht das ähnlich und ordnet die Geste biographisch ein: „Ich gehe mit dieser Einschätzung von Mansour nicht vollkommen konform. Blickt man auf Äußerungen des Fußballprofis in der Vergangenheit, so ergibt sich durchaus das Bild einer radikalen, wenn nicht sogar fundamentalen religiösen Gesinnung. Zumindest hat er auch bei dieser konkreten Geste in Kauf genommen, dass sie mehrdeutig interpretiert werden kann. Insofern muss zumindest unterstellt werden, dass er eine öffentliche Debatte und Provokation billigend in Kauf genommen oder sogar beabsichtigt hat.“

Update 26.03.24, 15h: DFB und Rüdiger gegen Julian Reichelt

Wie die SZ meldet, gehen Antonio Rüdiger und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nun juristisch gegen den Journalisten und ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt vor, der zuerst über das Foto berichtet und Rüdiger in die Nähe von muslimischen Extremisten gerückt hatte: „Rüdiger fühlt sich durch die Kritik Reichelts an einem von ihm bei Instagram veröffentlichten Foto zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan verunglimpft und verleumdet. Der Fußball-Profi von Real Madrid hat deshalb Strafanzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft gestellt, der Verband hat die Angelegenheit bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main gemeldet.“

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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