(David Berger) Kein Hochfest der katholischen Kirche wird so oft und so systematisch missverstanden, wie der heute – am 8. Dezember – begangene Festtag der „Unbefleckten Empfängnis Mariä“. Selbst wenn man eine Umfrage unter praktizierenden Katholiken durchführen würde, bekäme man, wenn überhaupt, von 80% der Befragten die Antwort:
Jetzt im Advent erinnere die katholische Kirche daran, dass Maria Mutter und immerwährende Jungfrau zugleich war. Das heißt, dass sie ihren Sohn Jesus ohne das Zutun eines Mannes in jenem Augenblick empfangen hat, als ihr der Erzengel Gabriel erschien und sie mit jenen Worten grüßte, die heute Teil des bekanntesten Mareingebetes, des „Ave Maria“ und des „Angelus“-Gebets, an das die Kirchenglocken den Katholiken dreimal täglich erinnern, sind.
Ganz rein, ohne den Makel der Erbsünde
Der Glaubenssatz von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, der immaculata conceptio bezieht sich aber auf ein ganz anderes Datum: Und zwar auf den ersten Lebensaugenblick Marias, als diese – im Hinblick auf ihre spätere Berufung, dem Sohn Gottes Mutter zu sein – von jedem Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist.
Maria wurde also ganz gezielt von dem, was jeden Menschen aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Menschengeschlecht auszeichnet, bewahrt: der auch vorhandene Zug zum Bösen, den die Theologie mit dem Sündenfall der ersten Menschen begründet. Um so die ewige Frage nach dem Mysterium des Bösen aufzuhellen.
Obwohl die Catholica immer von diesem Glaubenssatz überzeugt war, hat Papst Pius IX 1854 noch einmal deutlich erklärt:
„Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben.“
Die Verdienste des Adelshauses der Habsburger
Damit gab er einer stetigen Überzeugung lediglich den offiziellen Rahmen. Der 8. Dezember hat als fest der Unbefleckten Empfängnis eine viel längere Tradition. Besondere Verdienste um diesen Feiertag haben die Habsburger.
1646 verkündete Kaiser Ferdinand III. im Dreißigjährigen Krieg die Weihe Österreichs an die unbefleckt Empfangene. Und legte den 8. Dezember (9 Monate vor dem Geburtsfest Mariens, das ebenfalls in der Geschichte des Habsburgerreichs eine wichtige Rolle spielt) fest. Bis heute ist der 8. Dezember in Österreich Feiertag.
Aber auch in Liechtenstein, den katholisch geprägten Kantonen der Schweiz , in vielen lateinamerikanischen Ländern sowie in Spanien, Portugal, Italien und Malta ist Mariä Empfängnis ein gesetzlicher Feiertag.
In Rom legt der Papst traditionellerweise an diesem Tag feierlich und unter den Gesängen der Lauretanischen Litanei ein Blumenbouquet an der Mariensäule des Piazza di Spagna nieder.
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