(David Berger) Nachdem dem Kiliani-Volksfest in Würzburg untersagt wurde den Partysong „Layla“ weiter in den Festzelten zu spielen, zieht die Düsseldorfer Rheinkirmes nun nach. Hier ist es ein traditionsreicher Schützenverein, der als Veranstalter des Saufgelages fungiert und der sich entsetzt über den Inhalt des Liedes zeigt.
Gestern hatte ich auf PP berichtet: Der prüde Neo-Jakobinerfanatismus hat eine neue Stufe erreicht und das passenderweise in einer Provinzstadt, die seit Jahren darum bemüht ist, sich besonders politisch korrekt zu zeigen. Die unterfränkische Stadt Würzburg hat das Abspielen des Schlagers „Layla“ auf dem Kiliani-Volksfest in der Stadt verboten. Das berichtet die Regionalzeitung „Mainpost“.
Es werde sichergestellt, „dass das Lied künftig nicht mehr gespielt wird“ so ein Sprecher der Stadt, die von dem linken CDU-Politiker Christian Schuchardt als OB regiert wird. Der Text des Liedes, das derzeit Platz 1 der deutschen Singlecharts hält, sei „sexistisch“ und daher auf einem Volksfest nicht zu dulden.
Schützenverein St. Sebastianus: Kein Interesse an Puffmüttern
Dass ganz Deutschland über diese peinliche Prüderie lacht, hat die Düsseldorfer nicht davon abgehalten, nun auch ein Verbot auszusprechen: „Der umstrittene Partysong „Layla“ soll nicht auf der anstehenden Düsseldorfer Kirmes mit bis zu vier Millionen Besuchern gespielt werden. Eine entsprechende Entscheidung haben die Veranstalter vom Schützenverein St. Sebastianus getroffen. „Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört – nur nicht auf unseren Festplatz“, sagte Schützen-Chef Lothar Inden der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die Stadt Düsseldorf wegen „Layla“ bei den Veranstaltern vorgesprochen.“ (Quelle)
Wenn ich mir die Bilder der wackeren Schützen dieses Vereins, zu dessen Ehrenmitgliedern der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser gehört, so anschaue, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass den sich dort engagierenden Herren der Betrieb von „Puffs“ nicht ganz unbekannt sein dürfte. Aber diese Phantasie entspringt vermutlich nur meinen Erfahrungen mit bigotten Institutionen.
Katholiban statt Taliban?
Was für Würzburg zutrifft, scheint auch angesichts des abstrusen Schützenvereins nicht ganz verfehlt: Auf Twitter stellt ein Kommentator richtig fest: „Nach und nach nähern wir uns in diesem Land immer mehr an die Moralvorstellungen der Taliban an. Bei uns heißt es statt „haram“ nur „sexistisch““
Und Erika Steinbach hat die Schizophrenie solcher Verbote eindrücklich hervorgehoben: „Auch wenn das überhaupt nicht mein Musikgeschmack ist, das ist verkehrt. Auf der anderen Seite müssen Kinder Penisse und Vulven bereits im Kindergarten malen. Immer, wie es gerade passt.“
Selbst Justizminister Buschmann (FDP) hat sich ausnahmsweise mal ansatzweise liberal geäußert: „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel.“
Zuletzt sei den Schützen noch ins Stammbuch geschrieben, dass die großen Kirchenväter Augustinus und Thomas von Aquin sich unbedingt für die Prostitution stark machen, – andernfalls sei der öffentliche Friede in Gefahr.
Und noch etwas: „Eine Quelle aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts belegt, dass in über 1400 Klöstern Nonnen der Prostitution nachgingen. Der Bischof von Straßburg baute 1309 ein Bordell, dessen Gewinnmargen er selbst einzog. Auch andernorts verwalteten Kirchenmänner Frauenhäuser, der Bischof von Winchester baute sich im 15. Jahrhundert gleich ein ganzes Rotlichtviertel.“ (Quelle)
Kurzum: ein bisschen mehr Traditionsverbundenheit täte den angeblich so traditionsverbundenen Schützen ganz gut!
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