Dienstag, 23. April 2024

BBC gesteht: Bericht zu Giftgas in Syrien beinhaltete Fake News

Die britische BBC gesteht ein, im Zuge des Giftgasanschlages in der syrischen Stadt Douma systematisch falsch berichtet hat, um den Luftangriff zu legitimieren. Ein eklatanter Fall von Journalismus jenseits jeglicher Standards. Es zeigt, wie gefährlich diese Art von Nähe von Politik und Journalismus ist. Ein Gasbeitrag von Von Julian Marius Plutz.

Wissen Sie, was das eigentliche Wesen an Floskeln ist? Sie stimmen. Ja. Nicht immer, das mag sein, aber zumindest häufig. So fällt der Apfel tatsächlich häufig „ nicht weit vom Stamm“. Oder, wie wir in Franken sagen würden: „wie der Herr, so’s G‘scherr“. Ich beobachte immer wieder Ähnlichkeiten im Agieren und Reagieren, z.b. von Mutter und Tochter. Floskeln sind wie Vorurteile. Sie treffen häufiger zu, als man sich das eingestehen würde.

Eine Floskel, die sich für mich heute erneut bestätigt hat, ist diese: „Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit“. Sie haben recht, das ist keine rasend neue Erkenntnis. Und eigentlich hat sich etwas bestätigt, was die Enthüllungsplattform Wikileaks Jahre zuvor bereits veröffentlicht hat. Doch der Reihe nach.

Wie in der britische Daily Mail (nachfolgend Heise.de) zu lesen ist, hat die britische BBC eingestanden, in der Berichterstattung um den Giftgasangriff in der syrischen Stadt Douma Falschmeldungen verbreitet zu haben. Der Sender habe gezielt Fake News über Kritiker der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) gestreut. Damit verletzte der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk, der über die britischen Landesgrenzen hinaus eigentlich einen sehr guten Ruf genießt, aufs Übelste journalistische Standards.

Von Unabhängigkeit war keine Rede

Die OPCW ist eine eigentlich unabhängige so wie internationale Organisation, die seit der Verabschiedung der Chemiewaffenkonvention vom 29. April 1997 existiert. Sie überwacht die Einhaltung und Umsetzung dieser Konvention und empfiehlt in Einzelfällen die Vernichtung von Chemiewaffen. Doch von Unabhängigkeit kann in dem vorliegenden Fall keine Rede sein.

Bereits wenige Monate nach dem Giftgasangriff in Syrien beanstanden Kritiker, dass die OPCW den Angriff von 2018 ohne tiefer gehende Prüfung der Führung von Assad anlastete. Widersprechende Erkenntnisse wurde systematisch unterdrückt und zensiert. Genau diese gezinkten Erkenntnisse lieferten Argumente für die Luftangriffe der USA, Großbritannien und Frankreich. Und ja, halten Sie mich für naiv, auch ich vertraute den Berichten und befürwortete, freilich aus der Ferne und lediglich mit Sekundärquellen, zumindest prinzipiell diese Intervention.

Spätestens 2019 hätten wir es besser wissen müssen. Nachdem die Führung der OPCW offensichtlich den Bericht verfälscht hatte, informierte ein Mitarbeiter der sogenannten Fact-Finding- Mission, eine Art Sonderkommission in Douma, einen internen Expertenkreis über die Manipulationen. Geschehen ist bis dahin nichts. Wir erinnern uns: Bei dem Giftgasangriff starben mehr als 50 Menschen. Ende 2019 erschienen dann weitere Belege, die alle Vorwürfe belegten , auf Wikileaks.

Perfide Nähe von Staatsfunk und Politik

Das Zugeständnis der BBC ist kein Freispruch für Assad. Es zeigt jedoch, mit welchen Methoden Medien arbeiten, die die gebotene Distanz zur Regierung vermissen lassen. Das Vereinigte Königreich stellte in diesem Einsatz das zweitgrößte Kontingent an Fluggeräten und Soldaten. Offenkundig sollte die BBC die Fakten dahin manipulieren, dass Politiker, Medien und Bevölkerung den Einsatz als eine gerechtfertigte Intervention sehen.

Und auch wenn das erste Opfer im Krieg die Wahrheit ist, so heißt es nicht, dass das das zweite Opfer die Vernunft sein muss. Genauso wie, trotz aller Nähe, was Werte angeht, eine bedingungslose Solidarität zu westlichen Ländern rechtfertigt. Öffentlich-Rechtliche Journalisten müssen ihre Nähe zur Politik hinterfragen. Nicht, dass es heißt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing‘.“

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Zum Autor: Julian Marius Plutz ist 1987 geboren und betreibt seinen eigenen Blog neomarius.blog. Hier erschien der oben veröffentlichte Text zuerst. Ferner erscheinen seine Texte unter anderen auf TheEuropean.de und achgut.com. In seinen Texten beschäftigt er sich mit dem Arbeitsmarkt, der politischen Linken und der LGBT Bewegung. Hauptberuflich arbeitet Herr Plutz im Personalbereich.“ Mehr Artikel des Autors finden Sie hier.

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