Mittwoch, 24. April 2024

„Advent, Advent die Erde brennt!“  Kann der Mensch die Welt noch retten?

Kurz vor Beginn der diesjährigen Adventszeit ist bei einer Klima-Demonstration auf einem Transparent der Text des Kinderliedes „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ umformuliert worden in: „Advent, Advent die Erde brennt!“ Ein origineller „Weckruf“ zum Advent 2019? Ein Gastbeitrag von Dr. Udo Hildenbrand

Die alarmistische Botschaft dieses Weckrufes will gewiss suggerieren: Wenn wir dagegen nichts tun, steht die ultimative  Klima-Katastrophe,  der Weltuntergang, die Apokalypse unmittelbar bevor. Nicht nur in einigen Städten unseres Landes, sondern in ganz Europa wurde ja bereits der Klima-Notstand ausgerufen, gleichsam die Vorstufe zur Klima-Apokalypse. Gleichzeitig wird der Eindruck erweckt: Wenn sich alle mit allen, auch finanziellen Kräften dagegen stemmen, können wir die Katastrophe aber noch verhindern.

Dieser kleine Artikel ist kein weiterer Beitrag zur unübersehbaren Fülle von Beiträgen zur umstrittenen CO2-Diskussion. Er versteht sich als ein theologischer Impuls zu den verschiedenen Katastrophen- und Weltuntergangsszenarien, die im Kontext der Klimathematik mit dunklen Farben gezeichnet werden.

Verschiedene Katastrophen- und Weltuntergangsszenarien

Wahrscheinlich gab es seit Beginn der Menschheitsgeschichte  ununterbrochen Weltuntergangsdrohungen und Endzeitstimmungen ganz unterschiedlicher Art. Soweit ich  mich zurückerinnern kann, wurden die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten  immer wieder durch verschiedene Katastrophen- und Weltuntergangsszenarien verunsichert und in Angst versetzt.

▪ Schon als Kind erfuhr ich davon: Christliche Sekten prophezeiten den nahen  Weltuntergang

▪ dann kam die atomare Aufrüstung mit den „Osterspaziergängen und den Warnungen  vom drohenden Atomtod

▪ später das Reaktorunglück von Tschernobyl mit der Warnung vor der atomaren Verseuchung  mit weltweiten gesundheitlichen Langzeitfolgen

▪ sodann das  große  Waldsterben, verursacht durch die Schwefeldioxyd-Abgase aus der Industrie und den Kohlekraftwerken

▪ ebenso die Entdeckung  des Ozonlochs: Ein „Loch im Himmel“ so groß wie die gesamte Antarktis mit der Drohung:  „Der Tod kommt aus dem All“

▪ und jetzt aktuell ist es die Erderhitzung mit der Ausrufung des Klimanotstandes und der Losung: Die Weltrettung duldet keinen Aufschub mehr! Alle Kräfte der Menschen, der Staaten und Gesellschaften müssen  mobilisiert werden, um der  Klima- Apokalypse, dem drohenden Weltuntergang zu entgehen. Koste es, was es wolle!  Viele  dürften sich jedoch  fragen, welche Art von  Weltuntergang uns demnächst angekündigt wird, wenn die Klima-Katastrophe abgewendet worden ist.  

Der Doppelcharakter der Adventszeit: Geburtsfest und Wiederkunft Christi

Hat der Demonstrations-Weckruf „Advent, Advent die Erde brennt!“ möglicherweise doch etwas mit dem christlichen Advent und der kommenden Weihnachtszeit zu tun? In den zurückliegenden Wochen der Adventszeit waren in den Schriftlesungen sowie in den Liedern und Gesängen unserer christlichen Gottesdienstfeiern immer wieder „Weckrufe“ in unterschiedlichen Variationen zu hören wie etwa:

 „Wacht auf“ – „Steht auf vom Schlaf“  –  „Kehrt um“ –  „Bereitet dem Herrn den Weg“!

Diese uralten, nämlich biblischen Aufrufe zum Wachwerden, Umkehren  und Hinkehren zu Gott beziehen wir Christen auf eine zweifache Ankunft (=Advent) des Herrn: Nämlich auf die erste Ankunft des menschgewordenen Gottessohnes im Stall zu Bethlehem, die wir erneut beim kommenden Weihnachtsfest feiern werden. Sodann beziehen wir diese Weckrufe aber auch auf seine zweite Ankunft, auf seine Wiederkunft als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Alle Christen, einzeln und insgesamt, sind gerade auch in der Adventszeit im Blick auf diese beiden Ereignisse zur erneuten Wachsamkeit und Umkehr aufgerufen, sich nämlich an Jesu erste Ankunft in Bethlehem dankbar zu erinnern und auf seine Wiederkunft vorzubereiten.

Die biblische Botschaft skizziert  dieses  Ende der Welt in  apokalyptischen Bildern mit kosmischen Erschütterungen und schrecklichen Katastrophen. Die Adventsliturgie ist somit nicht nur geprägt von heimeligem Brauchtum und  stimmungsvoller Atmosphäre wie Kerzenschein, Geruch von Plätzchen, von  Tannengrün , von trauten Liedern und Gesängen. Sie betont vielmehr in starkem Kontrast dazu in ihren biblischen Lesungen die harte Wirklichkeit der Wiederkunft Christi zum Weltgericht.

Doch hinter diesen bedrohlichen Schilderungen des Endgerichts steht zugleich  die tröstliche Botschaft von den Errettung und Erlösung des Menschen und der Welt  – allerdings mit dem großen Unterschied, dass nicht der Mensch die kosmische Katastrophe  herbeiführen wird, sondern Gott selbst. Er, der die das Weltall erschaffen hat, bestimmt allein, wann das Ende der Zeit da ist.

Der Schöpfergott als Initiator aller Lebensprozesse

Wir Christen glauben: Alles, was ist, ist nicht aus sich selbst. Nichts und niemand hat seinen Ursprung in sich. Alles, was ist, was war und was je sein wird, ist von  der Hand des Schöpfers geschaffen, der Mensch sogar als Gottes Ebenbild. Obschon der Mensch die Krone der Schöpfung ist, ausgestattet mit reichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten und kreativen Kräften, kann er dennoch keinen einzigen Grashalm aus dem Nichts hervorbringen. Der Schöpfergott allein ist der große Initiator allen Seins im Makrokosmos und im Mikrokosmos.

In der  Liturgie der katholischen Kirche wird in der Adventszeit folgendes Gotteswort aus dem Buch des Propheten Jesaja (41,17-20) verkündet, in dem Gott selbst von seinem ständig neuen fürsorgenden Wirken unter den Menschen und  in der von ihm erschaffenen Natur spricht:

Die Elenden und Armen suchen Wasser, finden aber keines; ihre Zunge vertrocknet  vor Durst. Ich, der HERR, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen. Auf kahlen Höhen lasse ich Ströme hervorbrechen, und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Teich und das trockene Land zu Quellen. In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume. In der Steppe setze ich Zypressen, Tannen und Fichten. Dann werden sie sehen und erkennen, begreifen und verstehen, dass die Hand des HERRN das alles getan und der heilige Gott  Israels es geschaffen hat.

Der Mensch dürfte insbesondere in der heutigen Zeit aufgrund seiner bewundernswerten Erfolge und Errungenschaften vielfach von einem „Machbarkeitswahn“ erfasst bzw.  von einer  tragischen Turmbau-von-Babel-Mentalität geprägt sein. Es fällt ihm schwer, anzuerkennen, dass über ihm eine Schöpferkraft steht und er selbst nicht alles „machen“ kann. Leider sind es wohl allzu viele, die den Schöpfergott aus dem Horizont ihres Denkens und Handelns gestrichen haben.

So fällt es vielen Menschen schwer oder sie lehnen es ab, anzuerkennen, dass auch das Klima als Naturphänomen von Gott  vorgegeben ist. Wenn aber der Mensch das Klima selbst  nicht „machen“ kann, dann ist auch die Rede vom „anthropogenen“, vom „menschengemachten Klimawandel“ mehr als fragwürdig.

Festzustellen ist aber gleicherweise: Auch wenn das Klima vom Menschen nicht „machbar“ ist, kann er es dennoch positiv oder negativ beeinflussen. So spricht Papst Franziskus vom Aufschrei der „Schwester Erde“, der die Menschen so viel Schaden zufügen. Unverändert bleibt insofern der Auftrag an die Menschheit, die ihr von Gott anvertraute Schöpfung zu bewahren, mit den immer begrenzten Möglichkeiten, die ihr gegeben sind.

Der Rettergott als Finalist des Weltgeschehens

Auch der Demonstrations-Slogan: „Advent, Advent die Erde brennt!“ will offensichtlich dazu aufrufen, die bereits brennende Erde durch menschliche Maßnahmen und Anstrengungen noch zu retten. Dazu zwei Fragen:

▪ Kann vielleicht doch das apokalyptische Weltende durch menschliches Engagement, durch die Kräfte und Möglichkeiten des Menschen, auch durch den maximalen Einsatz finanzieller Mittel noch verhindert oder doch hinausgezögert werden?

▪ Kann der Weltuntergang – wie ständig behauptet wird – vom Menschen herbeigeführt werden etwa durch dessen Gedanken- oder  Verantwortungslosigkeit, auch durch die im Menschen wirkenden Kräfte selbstzerstörerischer Ichsucht?

Die adventlich-biblische Antwort lautet: Der Mensch kann das Ende der Welt weder zeitlich festlegen, noch bewusst herbeiführen und auch nicht verzögern oder  verhindern:

„Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Matthäus 24,37-44)

Nach biblischer Lehre liegt das Weltenende einzig und allein im Willen und im Plan dessen, der als Initiator die Welt mit allen ihren Lebensprozessen geschaffen hat und sie im Dasein hält. Als der große Finalist des Weltgeschehens  wird allein durch ihn einmal „das Rad der Weltgeschichte “ zum Stillstand gebracht. Dabei wird der Schöpfer-Gott und Vollender-Gott unsere Welt nicht nur in ihr apokalyptisches Ende,  sondern zugleich  zu ihrer Vollendung führen.

Das bevorstehende Weihnachtsfest ist für uns Christen auch eine Art freudiger Vorfeier zum ewigen Weihnachtsfest im Himmel. Es ist zugleich ein Fest der nicht von Menschen gemachten und herbeigeführten  Vollendung der Welt-und Menschheitsgeschichte.

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Der Verfasser dieses Beitrages ist Mitautor des Buches „Freiheit und Islam. Fakten, Fragen Forderungen“. Es umfasst 848 Seiten, kostet im Buchhandel 34 € und kann auch direkt von den Autoren portofrei und mit Rechnung erworben werden. E-mail: Reinhard.Wenner@gmx.de

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PP-Redaktion
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