Samstag, 7. Dezember 2024

Respekt für die Tradition und ästhetisches Feingefühl: Zeitgenössische Sakralkunst in Nizza

(David Berger) Dass zeitgenössische Kunst im Sakralraum auch mit großem Respekt für die Tradition und ästhetischem Feingefühl möglich ist, zeigt die Neugestaltung einer Seitenkapelle in der Kathedrale Sainte-Réparate im Herzen der französischen Stadt Nizza durch den Maler Hugo Bogo und unter der Ägide des Ritterordens vom heiligen Grab. Jetzt wurde die Kapelle neu eingeweiht.

Die Kathedrale Saint-Reparate von Nizza (1649-1699) gehört ganz zweifellos mit zu den schönsten Barockkirchen an der Côte d’Azur. Sie lebt auch davon, dass sie nicht zum Museum oder Konzertsaal degeneriert, sondern zuerst noch immer eines der wichtigsten Gotteshäuser dieser zutiefst abendländisch-katholischen Stadt ist.

Noch immer kommen hier zahlreiche Menschen zu den feierlichen Gottesdiensten und im festlichen Kirchenraum duftet es nach Weihrauch und dem Wachs der Opferkerzen.

Drei neue Altargemälde statt Rekonstruktion

Zeichen dieser lebendigen Tradition ist ein Projekt, das der Bischof der Diözese, André Marceau angestoßen hat. Eine der Seitenkapellen in der Kathedrale hat er dem Ritterorden vom Heiligen Grab in Jerusalem anvertraut. Deren Aufgabe ist es, für die Christen im Heiligen Land zu beten und sie zu unterstützen. Damit will der Bischof ein Zeichen der Solidarität auch mit den verfolgten Christen des Orients setzen.

Die Kapelle, die dem Heiligen Bartholomäus und dem Heiligen Alexander geweiht war, brannte am 25. Dezember 1986 aus, die wertvollen Gemälde, das Kirchenfenster und Stuckarbeiten wurden dabei zerstört, sodass seit den 90-er Jahren rote Leinwände vor die Schäden gespannt ein eher trauriges Bild abgaben. Vor zwei Jahren war die Restaurierung des Raumes selbst abgeschlossen. Aber es fehlten noch die Altarbilder. Dabei wollte man nicht einfach die alten Bilder „rekonstruieren“ und entschied sich drei neue Originalgemälde schaffen zu lassen.

Wer weiß, dass man in den letzten Jahrzehnten durch Kunstexperimente, etwa wie in der mainfränkischen Stadt Würzburg, die Gläubigen das Fürchten gelehrt und aus den Kirchen vertrieben hat, kann ermessen, welches Wagnis eine solche Entscheidung birgt.

Hugo Bogo als äußerst glückliche Wahl

Aber hier ging alles äußerst vorbildlich vonstatten: der Bischof und der Kunstbeauftragte der Kathedralkirche fanden zusammen mit den Rittern vom heiligen Grab einen Künstler, der mit viel Sinn für sakrale Kunst und großem Respekt für die Tradition, den Gesamtraum und seine schon vorhandenen Gemälde und Statuen drei Kunstwerke schuf, die sich auf faszinierende Weise in das Gesamtkunstwerk der Kathedrale einfügen: den Maler Hugo Bogo, einen Sohn des Stadt Nizza.

Bogo, 1989 in Nizza geborgen, Absolvent der Beaux-Arts d’Angoulême, ist ein Multitalent: Mit „Le Curé du Diable“ veröffentlichte er seinen ersten Comic, wirkte bei Animationsfilmen mit und als künstlerischer Leiter für Kostüme und Sets bei Opernproduktionen mit.

Aber seine Liebe gilt zuallererst dem Zeichnen und der klassischen Malerei. Von Velásquez bis David gehört seine Bewunderung der klassischen Malerei. Sein Stil orientiert sich an der neoklassischen Schule und dem Impressionismus.

Der Auferstandene und Maria Magdalena

Das hat sich auch in den drei Gemäden für St. Reparate niedergeschlagen. Jerusalem und das Grab Christi stehen zusammen mit der Auferstehung Jesu, die in den barocken Gemälden kaum präsent ist, im Mittelpunkt. Die Haupttafel des Triptychons zeigt die Erscheinung des Auferstandenen an Maria Magdalena. Ein klassisches „Noli me tangere!“

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Links davon die Grablegung Jesus durch Josef von Arimathäa und Nikodemus sowie die weinende Maria Magdalena (symbolische Erwähnung von Betaniens Salbung in Joh 12,1-3). Auch auf der rechten Tafel erscheint Maria Magdalena, wie sie nach der Erscheinung des Auferstandenen nach Jerusalem läuft, um den Aposteln zu verkünden, dass Jesus auferstanden ist.

Am 11. Mai wurde nun die vollständige Kapelle mit einer feierlichen Zeremonie durch den Bischof und dem Ritterorden wiedereröffnet. Dabei wurde auch eine Reliquie des Kreuzes Jesu, ein Geschenk von Pater Gauthier Mornas aus der Diözese Périgueux und Sarlat, in der Kapelle installiert.

Ein spirituelles Zentrum für den Ritterorden vom heiligen Grab

Die Kapelle könnte zu einem neuen Zentrum der Spiritualität des katholischen Rittertums in der Stadt so vieler traditioneller Bruderschaften werden: Der Orden plant sein Generalkapitel im kommenden Jahr mit über 300 Rittern aus ganz Frankreich hier abzuhalten. Die „Commanderie“ von Nizza selbst setzt sich aus 9 Rittern zusammen und trifft sich von nun an monatlich in der Kathedrale Sainte-Réparate.

Eine Ausstellung im Baptisterium der Kathedrale, die den ganzen Sommer über noch zu besichtigen sein wird, zeichnet anschaulich die Entstehung der Bilder nach.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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