Ein Gastbeitrag von Josef Hueber
Integration ist weder eine Einbahnstraße, noch können staatliche Maßnahmen mit Geldmitteln menschliche Widerstände überwinden. Wo kein Wille, da kein Weg. Aktionismus, vor allen Dingen staatlich finanzierter, produziert Schlagzeilen, doch die innere Bereitschaft entscheidet über Erfolg oder Misserfolg von Integration.
Nur Claudia Roth sieht Buntstifte
Im Supermarkt ist sie nichts Neues. In der Apotheke auch nicht, beim Metzger allerdings ist sie mir als Bedienung noch nicht begegnet. Obwohl sie ein Ausdruck dessen wäre, was sich Claudia Roth mit ihrer Buntstifte-Vorstellung von einem Deutschland, mit dem sich alle hier Lebenden freudig indentifizieren, vorstellt: die Frau mit verhüllender Kopfbedeckung.
Das wäre dann ein Deutschland der alles und alle bereichernden Vollintegration, ohne schwarzseherische Konflikte wegen inkompatibler Vorstellungen von Religion und Humanität, wie es sich die Phoben in ihren populistischen und rechtsextremen Hirnen zusammenmalen.
Die Theorie im Härtetest der Realität
Zur Wahrheitsfindung denken wir mal unpopulistisch und beobachten, wie Integration, d.h. wie der gegenseitige Integrationswille, sich in der Praxis, konkret bei öffentlichen Veranstaltungen, präsentiert. Integration, so lehren uns – nach Wikipedia- Soziologen, beschreibe „einen dynamischen […] Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens.“
Und hier tut sich etwas Beachtliches vonseiten der hier schon länger Lebenden. Eine Veranstaltung wird von ihnen gerne besucht: „Der Tag der offenen Moschee“. Dieser setzt sich das „Ziel einer religionsübergreifenden Verständigung. Mit Begegnungen und Gesprächen sollen mögliche Vorbehalte und Ängste abgebaut werden.“ (Wikipedia)
Nachdem die Moschee sich religiös definiert und der besagte Tag als Einladung an deutsche Nicht-Muslime verstanden wird, um „Vorbehalte und Ängste“ abzubauen, ist es legitim, anzudenken, von deutscher Seite aus, Möglichkeiten zu schaffen, die es den Hinzugekommenen ermöglichen, auch unsere christliche Religion und die damit verbundenen Bräuche kennenzulernen. Integration ist bekanntlich keine Einbahnstraße.
Bayerns Innenminister Herrmann stellte bei einer Pressekonferenz der Eugen-Biser-Stiftung das Projekt „ Islamberatung in Bayern“ vor, das auch vor Ort das Näherkommen zwischen Islam und Bevölkerung stärken soll. „Anregungen aus dem Alltag“ für Handeln seitens des Staates seien hier gefragt.
Wir tun schon lange, was die Politik fordert
Gibt es schon, Herr Innenminister! Eine alljährliche „Anregung aus dem Alltag“ ist im öffentlichen Raum in vermutlich jeder deutschen Stadt, in jedem Dorf, nicht zu übersehen. In unserem kleinen Städtchen, in dem viele Muslime leben, ist der Raum einer Veranstaltung zur Verständigung und zum Kennenlernen vor dem Dom, mitten in der Stadt. Es ist der Weihnachts- oder Christkindlmarkt mit Musik, Ständen, Punsch und Leckereien aller Art.
Der Markt mit Buden ist nicht zu übersehen und nicht zu überhören. Der Platz ist so zentral und wird das ganze Jahr über von allen hier Lebenden benutzt und überquert. Menschen, die sich kennen, aber auch Menschen, die sich nur vom Sehen her kennen, kommen am Weihnachtsmarkt miteinander ins Gespräch. Meist brennt auch ein Holzfeuer für eine gemütliche Atmosphäre.
Was fällt auf? Ich habe während all der Jahre, die ich zu diesem Markt gehe, um zwanglos ins Gespräch zu kommen, noch nie einen einzigen Mitbürger oder eine einzige Mitbürgerin muslimischen Glaubens angetroffen, der/die sich dem vor Ort angebotenen Christkindlmarkt, einem naheliegenden „Projekt Integration“, angeschlossen hat. Im Gegensatz zum Tag der offenen Tür der Moschee sieht man hier nur eine Gruppe: Biodeutsche.
Aktionismus übertüncht die Realität
Die Politik kann noch soviele Projekte und Beauftragte installieren. Mit Geld und Aktionismus lässt sich Integration nicht leisten. Auf den willigen Einzelnen kommt es an.
Nur auf ihn.
Und da schaut es bisweilen schlecht aus.