Yasemin Paria gehört neben Imad Karim, Laleh Walie, Leyla Bilge u.a. zu den bekanntesten Ex-Muslimen Deutschlands. Nun überlegt sie, eine neue Staatsbügerschaft anzunehmen. Und Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Wir dokumentieren ihren Text
Ich hatte einst fast 30 Jahre lang auf meine deutsche Staatsbürgerschaft warten müssen, sechs davon mit aktivem Kampf, inkl. geforderter Herabwürdigung seitens deutscher Behörden, unbedingt mit Kopftuch mehrfach in das iranische Konsulat gehen zu müssen, um um meine Ausbürgerung der iranischen Staatsbürgerschaft zu betteln.
„Ich war ein Kleinkind als meine Eltern nach Deutschland kamen“
Meine Vita, die meiner Eltern, Bildung, Beruf, Steuern, perfektes Deutsch… all das war nie genug für die deutschen Behörden, um mich als „Deutsche“ zu akzeptieren. Ich habe damals jeden noch so gewünschten Nachweis erbracht, der gefordert wurde. Aber immer wieder sollte ich „beweisen“, dass ich wirklich „Deutsche“ werden wollte.
Ich war gerade mal ein Kleinkind als ich mit meinen Eltern nach Deutschland kam. Aber nichts konnte die Behörden dazu bewegen, mir den deutschen Pass auszuhändigen. Bis mein damaliger Sachbearbeiter, ein Deutscher mit einer persischen Frau, irgendwann Mitleid mit mir hatte und die Durchführung umsetzte.
Ja, „Mitleid“ war es zu verdanken, dass ich achso stolze „Deutsche“ werden durfte. Nicht etwa meine gesamte Lebensvita, die durch mein gesamtes Leben vom Kleinkind bis zum Erwachsenen mit einem deutschen Lebenswandel durchzogen war.
Heute wird der deutsche Pass Ausländern hinterher geschmissen
Diese Geschichte werden einige der älteren Mitstreiter hier schon mal gelesen haben. Ich musste es aber nochmal verdeutlichen, damit alle begreifen, was Deutschland mal war – und was es heute ist.
Was glaubt Ihr, wie es Persern wie mir geht, wenn ich heute sehe, wie der deutsche Pass regelrecht den Ausländern hinterher geschmissen wird. Wie man sogar ganz ohne Pass nach Deutschland kommt, einen gewissen Status erhält – und dabei auf alles Deutsche eh scheißt.
Ja, es packt mich die blanke Wut. Wut über eine CDU, die alles daran setzte, dass Migranten wie ich bloß nicht „Deutsche“ werden – und heute unsereins mit ihren „Rassisten- und Nazi-Parolen“ den Mund verbieten will.
Deutsch stand für mich bisher für eine bestimmte Tugend
Aber ich sage noch etwas: Ich lebe nun lange genug im Ausland, wie manche bereits wissen. Das heißt, ich könnte jederzeit die einheimische Staatsbürgerschaft erhalten. Ich habe bisher kaum einen Gedanken daran verschwendet, weil mich mit dem deutschen Pass etwas verbunden hat. Etwas mehr als nur „bequem durch die Welt reisen zu können“.
Weil Deutsch für eine bestimmte Tugend stand – auch wenn diese Tugend einst mich nicht mit aufnehmen wollte, egal wie integriert ich war. Was nebenbei mein Privatleben in vielerlei Hinsicht negativ beeinflusste bzw. einfach komplizierter machte.
Dieser Tage jedoch überlege ich erstmalig, ob ich nicht die neue Staatsbürgerschaft annehmen sollte. Ein Land, in welchem ich glücklich sein darf. Und ein Land, dessen Flagge mein Sohn sieht und jedes Mal ruft: Mommy, this is MY country!
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