(David Berger) Am 21. Oktober wählt Südtirol einen neuen Landtag. Ich habe die Spitzenkandidaten der „Salvini-Partei“ Lega Nord, Massimo Bessone und Rita Mattei, in Bozen getroffen.
In Deutschland schaut man gespannt auf die Hessen- und Bayernwahl und fragt: Wird sich der bundesweite Trend hin zu mehr Vernunft auch in diesen Bundesländern zeigen? Ähnlich die Situation in Italien, wo am 21. Oktober die Wahlen für die Autonome Provinz Bozen –Südtirol stattfinden.
Wird es dort – wo traditionellerweise (wie in Bayern die CSU) die typischen Südtiroler Parteien das Sagen haben – die Lega Nord schaffen, in den Landtag von Bozen einzuziehen?
Massimo Bessone, den ich an einem spätsommerlichen Tag in Bozen treffe, ist gut gelaunt. Tatsächlich kann sich die Lega gute Chancen ausrechnen, in den Südtiroler Landtag einzuziehen. Zu groß sei inzwischen der Leidensdruck auch in jener anscheinend heilen Bergwelt Südtirols geworden.
Ein Gefühl der Entfremdung in der eigenen Heimat
Als ich anfange, von Deutschland zu erzählen, bemerke ich bei Bessone, der – wie es sich für Südtirol gehört – fließend italienisch und deutsch spricht, dass er sich auch mit den Verhältnissen in Deutschland gut auskennt. Wir reden über Kandel, über Chemnitz und über die Berliner Politik. Und Bessone berichtet dann von ganz ähnlichen Problemen in Italien mit Zuwanderern: „Die ständig wachsende Zahl von Ausländern in Südtirols Schulklassen etwa“ zeige mancherorts schlimme Folgen.
Durch den hohen Ausländeranteil entstehe ein ein Gefühl der Entfremdung in der eigenen Heimat. Es sei nicht hinnehmbar, dass „unsere Kinder eine unzureichende oder auch nur eine schlechtere Ausbildung erhalten, weil Lehrer auf ausländische Kinder Rücksicht nehmen müssen. Intensiveres Üben und Wiederholen hilft aber auch nicht weiter, da die Sprachdefizite einfach zu hoch sind. Dies stellt zweifellos ein Problem für die Zukunft unserer Kinder dar.“
Als besonders krasses Beispiel nennt er die Südtiroler Gemeinde Franzensfeste: Hier seien Kinder und Jugendliche gezwungen sind, sich in andere Gemeinden zu begeben, weil sie an ihrem Wohnort keine geeignete Ausbildung erhalten.
Stattdessen will Bessone alternative Klassen einrichten, wo die Migranten auf das Südtiroler Schulsystem vorbereitet werden.
Sinkende Sicherheit könnte fatale Folgen nicht nur für Einheimische, sondern auch für den Tourismus haben
Mit dabei ist auch Rita Mattei, die von der Angst der Frauen berichtet, nachts alleine die Häuser zu verlassen. Und das selbst in so idyllisch anmutenden Städten wie Meran (Foto links), die zudem auf den Tourismus angewiesen seien, der bei weiter sinkender Sicherheit empfindliche Einbußen erleiden könnte.
Hier ist Mattei mit ihrer Partei für rabiate Lösungen:
Angesichts der zahlreichen Vorfälle von Gewalt und Straftaten, die von Asylbewerben begangen wurden, sei es zum Schutz und zur Gewährleistung der Sicherheit der Südtiroler notwendig, eine Ausgangssperre für die Aufnahmezentren für Asylbewerber einzuführen. Dazu hat die Lega Nord bereits für Südtirol genaue Vorstellungen entwickelt: Im Winter soll die Ausgangsperre für „Flüchtlinge“ ab 19:00 Uhr und im Sommer auf 20:00 Uhr gelten.
Einwanderung muss weiter drastisch reduziert werden
Überhaupt setze man mit der aktuellen Regierung und Innenminster Salvini, auf den man sichtlich stolz ist, auf eine Politik, die die Einwanderung bereits effizient und drastisch reduziert hat und noch weiter reduzieren wird. Statt der Eröffnung neuer Aufnahmezentren werde man versuchen, die bestehenden zu schließen.
Und dann kommen wir auch auf das berühmte „Dectreo Salvini“ zu sprechen, nach dem die Regierung in Rom das ganze Asylrecht Italiens neu regeln will. und dabei vor allem den Schutz der eigenen Bevölkerung im Auge hat: Deutlisch erleichterte Abscheidungen v.a. von Gefährdern im weitesten Sinne und größere Befugnisse für die Sicherheitsbehörden auch gegen „sozial gefährliche“ Immigranten: „Ein Schritt nach vorne um Italien sicherer zu machen!“
Große Sympathie in Italien für Salvini
Während wir reden, kommt eine Gruppe mit älteren Damen am Wahlkampfstand vorbei, sie haben lustige orangene T-Shirts eines Düsseldorfer Busunternehmens an. Eine von ihnen, etwa 75 Jahre alt, ruft in rheinischem geschäftigem Singsang: „Schauens, die italienischen Nazis!“ Ungemütliches zustimmendes Raunen in der Gruppe.
Solche Kommentare kämen eigentlich nur von Touristen aus Deutschland, diejenigen aus Österreich und die Italiener sowie Südtiroler würden den Politikern der Lega Nord zumindest interessiert, oft sogar mit Sympathie begegnen. Was in Italien vor allem mit der charismatischen Persönlichkeit Salvinis zu tun habe.
„Forza, Amici!“
„Forza, Amici!“ – „Auf gehts, Freunde!“ ruft ein junger Mann dem Wahlkampfteam der Lega Nord zu, als wir mit Bessone und Mattei noch ein Foto machen. In Italien scheint man sich sehr sicher darüber zu sein, wem die Zukunft dieses Landes – auch Südtirols – gehört.
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