Freitag, 19. April 2024

Geschmacklosigkeitsgipfel bei der Konrad-Adenauer-Stiftung

CDU-Stiftung setzt Israels Grenzen und die EU-Außengrenze mit innerdeutschen SED-Schandgrenze gleich. Ein Kommentar von Adam Elnakhal

Der 13. August 1961 jährte sich am vergangenen Montag zum 57. Male. An jenem Tag hat das SED-Regime mit der Abriegelung der Sektorengrenzen zu Berlin (West) begonnen, in deren Folge die Berliner Mauer mit ihren monströsen Grenzanlagen errichtet wurde.

Man erinnere daran: Anders als eine normale internationale Staatsgrenze, die – wie eine Wohnungstür im Privaten – dazu dient, ungebetene Gäste fernzuhalten, hatte die deutsch-deutsche Schandgrenze nur einen Zweck. Sie sollte DDR-Bürger (Deutsche) an der Flucht in die Bundesrepublik (Deutschland) hindern, um dem SED-Staat das Überleben zu sichern.

Die CDU verstand sich einst als explizit anti-kommunistische Partei

Es ist gute Tradition, dass bei bestimmten politischen Parteien und ihren Stiftungen an diesen 13. August 1961 erinnert wird. Schließlich verstand sich die CDU einst als explizit anti-kommunistische Partei.

Dieses Jahr sah sich die Konrad-Adenauer-Stiftung (kurz KAS) in den sozialen Netzwerken jedoch zu haarsträubenden internationalen Vergleichen zwischen Berliner Mauer und den Grenzen anderer Staaten gezwungen. Über die Motivation kann nur gemutmaßt werden.

Einen Vergleich mit der heute noch existierenden, grausamen, innerkoreanischen Grenze hätte der KAS wahrscheinlich kaum jemand verübelt. Doch das geteilte Korea war gar kein Thema für die Stiftung, die den Namen des verdienten ersten Bundeskanzlers trägt.

Berliner Mauer als gutes Beispiel für internationale Staatsgrenzen?

Statt der innerkoreanischen Grenze nannte die KAS – untermalt mit jeweiligen Bildern – unter anderem die Grenzanlagen von Melilla (Grenze vom Königreich Spanien zum Königreich Marokko, EU-Außengrenze, Zivilisationsgrenze zwischen arabischer und westlicher Welt) und Israel, das als einziger jüdischer Staat weltweit und einzige freiheitliche Demokratie im Nahen Osten ohne geschützten Grenzen wohl kaum überleben könnte. Die innerdeutsche Grenze, die Hunderten das Leben gekostet hat, die vom Vaterland Deutschland ins Vaterland Deutschland fliehen wollten, um bei der Familie zu sein oder einfach frei zu leben, wurde von der KAS auf eine Ebene mit Zivilisationsgrenzen zwischen Staaten, Nationen, Völkern und Kulturkreise gestellt. (Foto links: Screenshot Facebook)

Der Zweck der Berliner Mauer (die Ausreise zu verhindern) wurde mit dem Zweck der internationalen Staatsgrenzen (die illegale Einreise zu verhindern) gleichgesetzt.

Dabei lernt fast jedes Kind, dass man die Wohnungstür schließen muss, um die Sicherheit in der Wohnung zu gewährleisten. Jedes Kind lernt, dass man jedoch niemand in der Wohnung einschließen darf, da dies eine strafbare Freiheitsberaubung darstellt. Diese Freiheitsberaubung hat die SED-Diktatur über Jahrzehnte hinweg auf das Abscheulichste praktiziert. Eine Gleichsetzung mit der Außengrenze von Staaten verbietet sich für jeden, der noch über halbwegs gesunden Menschenverstand verfügen darf.

Im Zuge der Kritik hat die KAS ihren Post zwar noch am Montag, mit einer Erklärung, in der ursprünglichen Form von ihrer Facebookseite genommen. Doch zeigen die (mehr oder weniger direkt) zurückgenommene Vergleiche vor allem eins: Die heutige CDU ist von der Einstellung der Nachfolge der Mauermörderpartei kaum noch spürbar entfernt. Daran ändern auch die Beteuerungen der „ewigen“ Bundesvorsitzenden nichts mehr.

Wahrhaftiger als Politikerreden ist die nicht stundenlang einstudierte Praxis

Der Facebook-Post und der (ähnlich gehaltene) Twitter-Tweet der Konrad-Adenauer-Stiftung offenbaren wie einige Christdemokraten im Namen des Vaters der Bundesrepublik Deutschland über Grenzen denken und wie wenig sie in der Lage sind zwischen notwendigen sowie unnötigen und verbrecherischen Grenzen zu differenzieren.

Der Namensgeber der KAS, Konrad Adenauer, kann zu den jüngsten Vorkommnissen, so wie zu dem gegenwärtigen Zustand seiner Partei und der Bundesrepublik, bekanntlich nicht mehr befragt werden. Man darf davon ausgehen, dass er sich zu Lebzeiten nicht hat vorstellen können welcher Schindluder in seinem Namen einst getrieben werden würde.

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