Ein Gastbeitrag von Andreas Reinhardt
Wie nähert man sich den unbequemen Themenfeldern „Pädophilie“, „Kinderpornographie im Internet“ und „Frühsexualisierung in Grundschulen und Kitas“ am besten, wenn der Fokus auf einer Politischen Klasse liegt, die sich diesbezüglich durch Ignoranz, Doppelzüngigkeit oder gar Befürwortung auszeichnet? – Eine Möglichkeit ist sicherlich, mit dem vermeintlich Aktuellsten zu beginnen …
In der jüngsten Vergangenheit hat die SPD im Kampf gegen den Verlust des Prädikats „Volkspartei“ ja schon so manche absurde Sau durchs Dorf getrieben. So hat sich die Sozialdemokratie gemeinsam mit den GRÜNEN vehement für das Bundestagswahlrecht ab 16 Jahren eingesetzt, dann beschwor Martin Schulz als kurzweiliger neuer „Messias“ die vereinigten Staaten von Europa, und Andrea Nahles wollte den Sinkflug ihrer Partei gar mit einer extra großen Portion Deftig-Sinnfreiem in Form von „eins in die Fresse“, einem höhnischen „Ätschi bätsch“ oder dümmlich vorgetragenen Kinderliedern aufhalten. Und nun der famose Beschluss auf dem letzten Berliner SPD-Parteitag, man wolle „feministische Pornos“ als Sexualbildungsfilme fördern und zu diesem Zweck eine Filmförderung einrichten. Es gehe darum, solche Pornos gebührenfrei und insgesamt leichter zugänglich zu machen, weshalb die Online-Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender als Anbieter fungieren solle.
In halbwegs vernunftbetonten normalen Zeiten könnte man über diesen neuerlichen Lapsus – diesmal in sexuellen Untiefen – schmunzelnd hinweggehen. Doch vernünftig und normal geht es auch in dem Bereich längst nicht mehr zu. – Haben Sie schulpflichtige Kinder, Neffen oder Nichten? Wenn ja, dann können Sie vermutlich selbst ein Lied über das Folgende anstimmen, dem ich schon in meinem Gedicht „Der Teufel inmitten der Demokratie 2017“ folgende zwei Verse gewidmet habe:
„Einst galt die Familie als höchstes Gut mit Vater, Mutter und Kind – die Großeltern obendrein,
heute stattdessen Geschlechter mehr als zwei, Großeltern im Heim, Kinder früh an den Staat – ja, so soll es sein.
Schulen lehren ererbte Schuld und Genderwahn, Sexualpraktiken & Co. sogar schon mit neun,
Geschichte von 1000 Jahren wird verengt auf 12, Tradition und Werte gar negiert – man soll bereu’n.“
Insbesondere seit 2009 ist der Deutsche Bundestag immer wieder Ort hitziger zeitintensiver Debatten um adäquate Maßnahmen gegen Kinderpornografie insbesondere im Internet gewesen. Die Edathy-Affäre befeuerte die Diskussion um eine Verschärfung des Sexualstrafrechts 2014 erneut, und zuletzt 2016 rangen die Fraktionen dort scheinbar engagiert um Lösungen zum Wohl unserer Kinder. – Warum ich das Wort „scheinbar“ verwende? Gegenfrage: Können Sie sich noch an diese Debatten erinnern? Nein? Na sehen Sie, was keine nachhaltige Wirkung erzielt, wird schnell vergessen. Und warum wurde bisher keine nachhaltige Wirkung erzielt? Ich persönlich zweifle ja am ernsthaften politischen Willen, möchte mir jedoch nicht anmaßen Ihrer eigenen Schlussfolgerung vorzugreifen und halte mich stattdessen an weitere Fakten.
Mit Bündnis 90/ Die Grünen, 1993 hervorgegangen aus „Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz“ und „Bündnis 90“, etablierte sich eine Politische Partei im Bundestag, die aus ihrem Selbstverständnis sexueller Revolution und freier Liebe heraus auch die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern präferierte. Bis Mitte der 90er Jahre haben Berlins Grüne wie wohl kein anderer Landesverband Pädophilen als Sprachrohr gedient. Pädophile galten in deren Reihen schlicht als Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung und staatlicher Repression. Man könnte ja zugute halten, dass seit Beginn der 80er Jahre zumindest keine Forderungen mehr nach Straffreiheit für Sex mit Minderjährigen Programm war, doch genauso wenig fand eine seriöse kritische Aufarbeitung statt. Im Gegenteil, in der als unabhängige Bürgerrechtsorganisation bezeichneten gemeinnützigen „Humanistischen Union (HU)“, welche sich seit den 60er Jahren als erklärte Kirchengegnerin für die Liberalisierung der Sexualmoral einsetzt und erst im Jahr 2004 vom Eintreten für eine Entkriminalisierung von Pädosexualität abrückte, waren seinerzeit und sind noch immer solche illustren grünen, sozialdemokratischen und linksliberalen Personen aus Politik, Kunst und Wissenschaft vertreten, die für mehr sexuelle Selbstbestimmung eintreten.
Ich bin ja durchaus willens Lichtblicke anzuerkennen und so erwähne ich auch gerne, dass die GRÜNEN im Jahr 2015 mit einem selbstkritischen Bericht an die Öffentlichkeit getreten sind, der eine schonungslose Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels versprach. Und tatsächlich fand die einstige Landeschefin der Berliner GRÜNEN, Bettina Jarasch, deutliche Worte, als sie von „völligem Versagen“ im Umgang mit pädophilen Tätern und Einstellungen in den eigenen Reihen sprach. – Ich bin sogar bereit, Justizminister a.D. Heiko Maas wohlwollend zu berücksichtigen, der im April 2017 konstatierte, minderjährige Mädchen würden in die Schule gehören und nicht in die Ehe. – Doch an der Stelle muss ich das wackelige Kartenhaus der Selbstgeißelung und politischen Vernunft auch schon wieder einreißen, denn was geschieht seit Einführung des Bildungsplans 2015 mehr oder weniger an allen staatlichen deutschen Grundschulen und im Ansatz sogar schon in Kitas?
Offiziell bis zu 3000 Demonstranten waren im Oktober 2014 in Stuttgart gegen den Bildungsplan 2015 der rot-grünen Landesregierung Baden-Württembergs auf die Straße gegangen, nachdem eine von 192.000 Personen unterzeichnete Petition vom Petitionsausschuss des Landtages ohne Begründung abgewiesen worden war. Was Eltern, Kirchenverbände und Vertreter des vor allem konservativen politischen Spektrums umtrieb, brachte der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Bernd Sauer, in einem Beitrag für den „Focus“ so auf den Punkt:
„Dildo, Taschenmuschi, Handschellen, Aktfotos, Vaginalkugeln – was Gender-Sexualpädagogen, neo-emanzipatorische Sexualforscher und andere postmoderne Entgrenzer unseren Kindern unter dem Segel einer ‚Sexualpädagogik der Vielfalt‘ vorlegen wollen, ist unsäglich.“
Desweiteren zeigte sich Sauer entsetzt darüber, dass den Grundschülern laut Bildungsplan auch Themenfelder wie „Oral- und Analverkehr“, „Gruppensex-Konstellationen“ oder „Wie betreibt man einen Puff?“ vermittelt werden sollten. „Pornografisierung der Schule“ und „Vergewaltigung der Kinderseele“, fasste er es final zusammen.
Es hat den erschreckenden Anschein, der Pädophilen-Geist vergangener Tage ist nie in seine Flasche zurückgekehrt, sondern wirkte lediglich subtiler, gezügelter und Weichen stellend weiter, bis die Zivilgesellschaft eines Tages so weit sturmreif geschossen sein würde, um diesen kinderfeindlichen Ungeist im schützenden Deckmantel von Rechtschaffenheit und moralischer Legitimität arglos willkommen zu heißen. Diese Zeit ist offenkundig angebrochen und die Politische Klasse – ob gesetzgebend oder Spalier stehend – des Ungeistes bedeutendster Jünger.
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