(David Berger) Soeben habe ich von einer der bekanntesten katholischen Bloggerinnen in Deutschland, Felizitas Küble aus Münster, erfahren, dass einer meiner ehemaligen Professoren, Dr. Dr. Albert Mock am 24. März im Krankenhaus verstorben ist.
Felizitas Küble schreibt in ihrem Nachruf: „Der Geistliche ist im katholischen Eichsfeld aufgewachsen – dort stehen die Katholiken einem starken protestantischen Umfeld gegenüber. Dazu kam die Unterdrückung erst durch die NS-Diktatur, später durch den „DDR“-Kommunismus.
Pater Bonifatius wurde am 29. Juli 1956 zum Priester geweiht. 1964 wurde er Doktor der Psychologie, 1971 zum Professor in Köln ernannt. Zudem erteilte der Geistliche bis 1980 Vorlesungen an der Ordenshochschule in Simpelveld.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit lagen ihm seine seelsorglichen Aufgaben sehr am Herzen, zB. am Pantaleonsstift in Köln. Auch in seinem Ruhestand in Birgel kümmerte er sich pastoral um die umliegenden Pfarrgemeinden.“
Der Professor begleitete mich über eine lange Zeit meines Lebens hin in verschiedenen Positionen.
Zunächst war er mein wichtigster Professor während meines Psychologiestudiums an der Universität zu Köln. Ich besuchte seine Vorlesungen aus Neugierde, weil ein katholischer Priester und Ordensmann, der zugleich anerkannter Psychologieprofessor war, an der Uni eine Seltenheit darstellte. Zudem interessierten mich seine Fachgebiete, Religionspsychologie und Motivforschung, außerordentlich.
Drei Dinge, die ich von ihm bereits Mitte der 90-er Jahre gelernt habe: Wir stehen vor einer umfassenden Rückkehr des Religiösen. Zunächst: Religiöser Fanatismus (damit meinte er den Islam, während er mit zahlreichen Muslimen freundlich verbunden war) wird die Kriege des 21. Jahrhunderts auslösen. Dann: Der Neid ist eine der wichtigsten Grundmotivationen des Menschen überhaupt. Und schließlich: Die Psychologie kommt dort an ihre Grenzen, wo sie den Grenzsituationen menschlicher Niedertracht und Gewalt begegnet. Mit den Mitteln der Psychologie sind diese nicht zu erklären. Und diese Grenze ist kein Beweis, aber sie weist auf die Existenz der Erbsünde hin, die ein ganz wesentlicher Glaubensinhalt des Christentum ist.
Nach meinem Examen bei ihm, in dem ein linker Pädagogik-Professor Beisitzer war und entsprechend litt, war er einer der Geistlichen, die mich aus der Fördergemeinschaft „Theologisches“ heraus zum Chefredakteur des katholischen Magazins „Theologisches“ beriefen. Von da an waren wir freundschaftlich verbunden, er hatte mir das „Du“ angeboten und wir telefonierten wöchentlich.
Als die Zeit für mich in meinem Amt, zunächst aufgrund meiner Einstellung zu zweifelhaften „Marienerscheinungen“, immer schwieriger wurde, war er – zusammen mit Professor Walter Hoeres und Professor Johannes Stöhr – einer jener, die mir immer wieder den Rücken stärkten. Küble schreibt: „Pater Bonifatius gehörte zu jenen Geistlichen, die Glaube und Vernunft miteinander vereinbarten. Für Professor Mock, der sich selber als theologisch konservativ verstand, war es ein großes „Elend“, daß so viele fromme Katholiken diversen unsinnigen „Privatoffenbarungen“ auf den Leim gingen. Er wandte sich kritisch gegen Erscheinungs-Fixiertheit, Wundersucht und einen schwärmerischen Enthusiasmus.“
Nach meinem turbulenten Rücktritt von dem Amt wurde der Kontakt weniger, aber er verlor sich nicht. Und das obwohl ich mit der Fördergemeinschaft in oft ungerechterweise, unkluger Weise öffentlich „abgerechnet“ hatte. Dennoch – und hierin zeigte er sich als echter Konservativer – bleib er dem Menschen hinter der öffentlichen medialen Kampagne immer freundlich gesonnen, machte aber auch aus seiner Enttäuschung kein Hehl.
Mir bleibt es, dankbar auf einen großen Priester und Gelehrten zurückzuschauen, der mein Denken mitgeprägt hat und mir stets zugesichert hat, dass er mich bei der hl. Messe in seine Gebet mit einschließt: RIP!