Donnerstag, 21. November 2024

Über „Sprühkölsch“ oder die befreiende Wirkung von Humor

Oder wie man mit Humor und Niveau auf kleingeistige Wahlkampf-Behinderung reagiert. Ein Gastbeitrag von Albrecht von Stinde

Das Drehbuch dieser Posse ist kurz erzählt. Es geht um: Behinderung des Landeswahlkampfs in Köln/NRW, eine Brauerei mit „dünnem Bier“, die AfD (keine Überraschung), ein Urteil, einen Mann mit Humor (Wilhelm Geraedts), seines Zeichens Kandidat der AfD in Köln.

Was war geschehen? Die Brauerei Früh, die für das Bier „Früh Kölsch“ verantwortlich ist, nahm schweren Anstoß an einem Wahlplakat der AfD, welches die zunehmende Altersarmut in Deutschland kritisiert.

Die AfD hatte jedoch nicht mit der Kleingeistigkeit jener Brauerei als auch nicht mit den juristischen Winkelzügen ihrer politischen Gegner gerechnet (welches in diesem Falle, in unschönster Weise, eine Verbindung einging). Auf der Flasche war, mit Mühe, da minimal klein, das Etikett von „Früh Kölsch“ zu erkennen. Und so schritt man zur Tat.

Dass und wie sich die AfD, in Form ihres Wahlkandidaten Wilhelm Geraedts, von dieser Wahlkampfbehinderung nicht unterkriegen ließ, davon kann sich der geneigte Leser im beigefügten kurzen Video selbst einen Eindruck verschaffen.

Herr Geraedts, offensichtlich ein Mann mit Sinn für Witz und trockenem Humor, erzählt den Sachverhalt, nicht ohne ein paar Spitzen abzufeuern. Es ist nicht auszuschließen, dass ihm damit einerseits ein für die Brauerei unangenehmer und peinlicher Treffer gelang. In jedem Falle verstand er es in geschickter Weise, Öffentlichkeit über diesen Vorgang herzustellen.

Es bleibt den Wählern in Köln nun vorbehalten, sich selbst eine Meinung zu diesem Vorfall zu bilden.

Es könnte sein, dass die Brauerei Früh, in für sie ungewollter Weise, der AfD einige kostenlose Wahlkampfhilfe geleistet hat.

Vermutlich werden die in der Robert-Bosch-Straße 15 in Köln verantwortlichen Damen und Herren dies nicht sehr amüsant finden. Ihrer eventuellen Verärgerung könnten sie allerdings schnell abhelfen, man hat ja, zum Herunterspülen, genügend Bier.

Und die Lehr aus der Geschicht: Nein, Bier und Politik, das paart sich nicht!

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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