(David Berger) Der EU-Parlamentspräsident und Sozialdemokrat Martin Schulz gilt als der erste europäische Spitzenpolitiker, der nach dem „Putsch“ in der Türkei zum türkischen Präsidenten reist. Während er früher noch mit zu den scharfen Kritikern Erdogans gehörte, hat er nun eine fast schon devote Unterwerfungsgeste im Gepäck.
Noch bevor er überhaupt türkischen Boden betreten hat, lässt er die sich gerade in eine vollendete Diktatur wandelnde Türkei wissen:
„Mein Besuch dient dazu, allen türkischen Bürgern die Ehre zu erweisen, die mutig auf die Straßen gegangen sind, um die Demokratie im Land zu verteidigen“
Und weiter:
„Die Menschen in der Türkei haben sich in der Nacht des Putsches mutig den Soldaten in den Weg gestellt“
Gemeint sind damit also ganz offensichtlich die Erdogan-Anhänger, die mit zum Spektakel des aller Wahrscheinlichkeit inszenierten Putsches gehörten. Die nach der Lesart Erdogans, die Schulz willig übernimmt, „für die Demokratie“ auf die Straßen gegangen sind.
Dass sie nicht nur für die Demokratie, sprich Erdogan, demonstrierten, sondern den Putschisten auch eindeutig zeigten, welcher Wind nun in der Türkei herrscht, kann Schulz nicht entgangen sein. Auch wie die Erdogansche Version der Demokratie aussieht, dürfte man Schulz doch wenigstens irgendwie vermittelt haben.
Hat der Sozialdemokrat nicht die Bilder und Videos gesehen, die uns vom Bosporus erreichten? Wie aufgebrachte Erdogan-Anhänger auf brutalste Weise junge Soldaten auf offener Straße und unter dem Beifall der Passanten halb tot schlugen?
Wieder einmal bewahrheitet sich hier die tragische Einsicht:
Wem die Menschenrechte wirklich wichtig sind, der darf sich auf keinen Fall auf Grüne, Sozialisten und Sozialdemokraten stützen. Sie sind es, die diese als erste fallen lassen, wenn sie ihren politischen Zielen im Weg stehen.
Foto: (c) Ralf Roletschek [GFDL 1.2 (http://www.gnu.org/licenses/old-licenses/fdl-1.2.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons