(David Berger) Anlässlich der anstehenden Veröffentlichung eines Interviewbuches mit Papst Benedikt XVI. durch Peter Seewald hat mich ein Journalist einer großen Zeitung vor einigen Tagen angefragt, ob ich „mein Outing von Papst Benedikt XVI“, das ich damals „im ZDF und Stern-TV im Sommer 2012 gewagt habe“, nicht in einem umfangreicheren Interview wiederholen möchte.
Ich habe ihm – ohne nur eine Sekunde zu überlegen – eine klare Absage erteilt.
Zum einen war das, was ich damals sagte, kein echtes „Outing“. Ich hatte immer wieder betont, dass ich nicht weiß, was in den Schlafzimmern von Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI vorgehe, sogar in einem Nebensatz angemerkt, dass ich davon ausgehe, dass der Papst gar keinen Sex hatte bzw. das Zölibat streng eingehalten hat.
Aber eben fatalerweise auch über Gerüchte gesprochen, die im Vatikan kursierten, in der Zeit als ich für den Vatikan tätig war. Und mich daneben auf zweifelhafte Studien gestützt, nach denen Männer, die sich kritisch zur Gay-Szene äußern, angeblich häufig ungeoutet schwul sind und damit große psychische Probleme haben.
Die diesbezügliche Aussage ergab sich in den Vorgesprächen mit den jeweiligen Redakteuren der TV-Sendungen, die mich danach fragten. Und dann sehr schnell feststellten: „Das ist ja ein heißes Ding“. In den weiteren Vorgesprächen fiel die Aussage: „In den Einspielerfilm können wir das nicht hineinnehmen, aber das Gespräch in der Sendung ist live – da passt das perfekt hin. Das kann dann keiner mehr verhindern.“
Die Zeitungen, vor allem in Italien, haben meine nur halb verstandenen Aussagen dennoch begierig aufgegriffen und daraus Schlagzeilen gemacht.
Inzwischen weiß ich, dass Benedikt diese Aussagen erreichten und ihm schweren Schmerz zugefügt haben. Zugleich weiß ich um seine hohe Sensibilität, auch dass er mir zuvor mehrmals über sein Umfeld schätzende Worte zu meinem theologischen Arbeiten hat ausrichten lassen.
Nach den Jahren, die inzwischen vergangen sind, komme ich mir immer mehr wie ein undankbarer, untreuer Sohn vor. Und es tut es mir leid, dass ich das Gesagte nicht mehr einfangen und zurückholen kann. Dass ich nur mit zerknirschtem Herzen und gesenktem Haupt sagen kann, dass mir meine Worte von damals aufrichtig leid tun.
Gerade vor dem Hintergrund der Tragödie des derzeitigen Pontifikates von Papst Franziskus, der das Papstamt schwer beschädigt, die Kirche unter seinen immer neuen dogmatischen Deviationen schwer leiden lässt, die Welt mit seinem zeitgeistigen Islam-Appeasement in einen gefährlichen Irrweg treibt, erscheint Papst Benedikt XVI als die große Lichtgestalt auf dem Petersthron. Als der Papst einer Catholica, die noch um ihre Tradition und Identität weiß.
Als der authentische Repräsentant einer Catholica, die jenes Herz Europas ist, das sie so dringend bräuchte, um über der derzeitigen Völkerwanderung und damit verbundenen Islamisierung nicht in ihrem Kulturrelativismus zusammenzubrechen.
Er ist der Papst, der durch seine Gelehrsamkeit, seine liturgischen Reformen im Sinne der traditionellen Liturgie und die Milde, die er ausstrahlte, zeigen konnte: Die katholische Kirche ist tatsächlich der die Zeiten und Moden überdauernde Hort des Wahren, Schönen und Guten.
Mich dagegen haben bei der „Outing“-Sache Zeitgeistigkeit, menschliche Schwäche und falscher Ehrgeiz verbunden mit Eitelkeit geleitet: In diesem Sinne, heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., bitte ich Sie aufrecht und mit zerknirschtem Herzen um Entschuldigung!
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Postscriptum:
Die Kritik an Franziskus wird in dem Text nur am Rande erwähnt, da der Kontrast zwischen den beiden Pontifikaten mir erst die Größe Benedikts immer mehr bewusst gemacht hat.
Und die kritisch angemerkten Punkte sind keine Fisimatenten von mir. Ein Journalist wie Alexander Kissler, der kaum im Ruf steht ein Kirchenkritiker zu sein, hat zu einer Kritik finden müssen, die noch tragischer vernichtend ist als das von mir hier Gesagte: „Wie der Papst seiner Kirche schadet“
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