Freitag, 31. Oktober 2025

Das geheuchelte „Aber“ und die linke Schuldumkehr

Die Häme, mit denen unsere Systemeliten auf die Ermordung von Charlie Kirk reagieren, zeigt vor allem eines: Angesichts ihrer schwindenden Diskurshoheit projizieren Linke ihren Hass auf den argumentativ überlegenen Gegner. Und nur mühsam verbergen sie dies hinter scheinheiligen Floskeln. Gastbeitrag von Frank Steinkron.

Kirks Tod zu feiern, ist nicht schön, ABER…

Das alte Sprichwort „Jeder Satz vor ‚aber‘ ist gelogen“, trifft nicht immer zu, aber doch häufig. Meist handelt es sich um den mehr oder weniger hilflosen Versuch, ein nachfolgendes Urteil abzumildern: „Ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber…“. Ich möchte dich nicht kritisieren, aber…“. „Du bist sicher ein ganz netter Mensch, aber…“.

Allerdings gibt es auch das falsche, das verlogene „aber“, das in Wirklichkeit ein verstecktes „trotzdem“ ist. Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali beteuerte, den „Tod von Charlie Kirk“ zu feiern, sei „mit nichts zu rechtfertigen“, um sogleich hinzuzufügen, dass der „radikal-religiöse Verschwörungsanhänger“ mit „seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen (…) aber auch genau damit einen Nerv getroffen“ habe. Im Subtext heißt dies: Dass Menschen das Attentat auf Charlie Kirk bejubeln, ist zwar nicht schön, aber trotzdem nachvollziehbar. Letztlich hat Kirk seinen Tod (das Wort „Ermordung“ wird tunlichst vermieden) selbst verschuldet.

Natürlich sind Rechte für die an ihnen begangenen Verbrechen selbst verantwortlich

Ähnlich argumentierte der ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Wahrheitswidrig unterstellte er Kirk, die Steinigung von Homosexuellen gefordert und Flugzeuggäste vor schwarzen Piloten gewarnt zu haben. Zwar sei ihm „jetzt nicht aus dem Kopf bekannt“, dass Kirk auch zu Gewalt aufgerufen habe. „Aber er hat mit diesen scharfen Formulierungen natürlich beigetragen zur Polarisierung im Land.“ Theveßens unterschwellige Botschaft lautet: Ich persönlich erinnere mich im Augenblick zwar nicht daran, dass Kirk zu Gewalt aufgerufen hat, aber auszuschließen ist es letztlich nicht. Vor allem aber hat Kirk maßgeblich zur Polarisierung im Land und damit zumindest indirekt auch zu seiner Ermordung beigetragen. Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch das Wort „natürlich“. Es suggeriert eine Kausalitätskette, an deren Ende Kirks Ermordung fast schon als Normalität erscheint.

Noch unverblümter agitierte der amerikanische Fernsehjournalist Matthew Dowd. Nach einem kurzen Bedauern ließ auch er das unvermeidliche „aber“ folgen: „Aber (…) er (= Kirk) war eine (…) der am meisten spaltenden jüngeren Figuren, die ständig eine Art Hassrede schürte.“ Solch „hassvolle Gedanken“ wiederum führen Dowd zufolge „zu hassvollen Worten, die dann in hassvollen Handlungen münden.“ Mit anderen Worten: Wer unerschrocken Dinge sagt, die den Linken nicht passen, macht sich zwangsläufig des hate speech verdächtig. Er darf sich daher nicht wundern, wenn er selbst Opfer eines Hassverbrechens wird. Ist nicht schön, aber trotzdem…

Oder um es mit der Linken-Politikerin Heidi Reicheneck zu sagen: „Man freut sich niemals über den Tod von jemandem, aber man muss an dieser Stelle auch kein Mitleid (…) haben.“

Den eigenen Hass auf andere projizieren

Das Opfer wird zum Täter, wenn Ideologen ihren eigenen Hass dem Gegner unterstellen. Die Psychologie nennt dies eine „Projektion“. Sie ist für die Linke symptomatisch. Die Verbissenheit, mit welcher der SPIEGEL Donald Trump mal als wütende Bestie oder wilden Schlächter, mal als geistigen Brandstifter und Weltzerstörer präsentierte (Übersicht hier), sind ebenso bezeichnend wie die Darstellung des amerikanischen Präsidenten als neuen Hitler auf dem Cover des STERN. Und an Alice Weidel richtete die Hamburger Gazette gar die rhetorische Frage: „Was können Sie eigentlich außer Hass?“

Ganz am Ende des auf andere projizierten Hasses steht die kognitive Dissonanz: Menschen demonstrieren „gegen Hass und Hetze“ und skandieren zugleich „Ganz Deutschland hasst die AfD“.

Das Prinzip der linken Schuldumkehr

Mit der Hassprojektion einher geht das Prinzip der einseitigen Schuldzuweisung. Der Andersdenkende ist stets im Unrecht, er trägt an allem Möglichen Schuld: der „Klimaleugner“ am (bislang ausbleibenden) Verglühen des Erdballs, der „Covidiot“ an den (nicht vorhandenen) Leichenbergen, der „Rechte“ an der (in Wirklichkeit von den Linken betriebenen) Spaltung der Gesellschaft.

In einem zweiten Schritt wird aus der Schuldzuweisung die Schuldumkehr. Wer angeblich am Unglück anderer schuld ist, beschwört sein eigenes Unglück herauf. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an jenen Antifapost, der das Gesicht des 2019 von Ausländern krankenhausreif geschlagenen AfD-Politikers Frank Magnitz mit den Worten kommentierte: „Das kommt von das“. Ähnliche Bemerkungen waren nach dem Attentat auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger zu hören.

Aus Sicht der Nazis waren auch die Juden an ihrer Ermordung schuld

Diese Rhetorik ist keineswegs neu. Beispielsweise war es ein gängiges NS-Narrativ, die antisemitische Gewalt sei von den Juden „selbstverschuldet“. In der Reichspogromnacht 1938, in der die Synagogen brannten und hunderte Juden getötet wurden, verkündete Goebbels, es habe sich nun der gerechte, lang angestaute „Volkszorn“ entladen.

Hitler drohte in seiner berüchtigten Reichstagsrede vom 30. Januar 1939 sogar offen die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ an, „wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen“. Noch in seinem Testament rechtfertigte der Diktator den Holocaust als eine verdiente Strafe für den ihn Wahrheit von ihm selbst angezettelten Krieg.

Nach 1945 lautete das Narrativ etwas anders: Natürlich sei der Holocaust nicht zu rechtfertigen. Aber schließlich hätten die Juden viel dazu beigetragen, sich unbeliebt zu machen, und das nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt.

 Wie hätten Hayali und Theveßen vor 85 Jahren den Holocaust kommentiert?

Wer weiß, wie Hayali, Theveßen oder die Journalisten von STERN und SPIEGEL ihre Systemtreue vor 85 Jahren unter Beweis gestellt hätten. Die Frage ist durchaus berechtigt. „Eure Rede sei ja ja oder nein nein. Was darüber hinausgeht, ist von Übel“, sagt Jesus in der Bergpredigt (Matthäusevangelium 5,37).

Das Wort für „übel“ lautet in der griechischen Originalfassung des Neuen Testaments ponērós. Es bedeutet ‚sittlich schlecht‘, ‚gefährlich‘ und ‚bösartig‘. Diese Definitionen treffen auch für das von Hayali und Theveßen bemühte „Aber“ zu. Dieses scheinbar so harmlose Wörtchen soll gefährliche Hetze, unsittliche Häme und bösartige Genugtuung durch vorgebliches Relativieren verschleiern. Diese Scheinheiligkeit kannten die Nazis immerhin nicht. Ihr Hass war ehrlicher.

Aber, aber“, werden jetzt manche einwenden.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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