Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland legt ein Formblatt F03b vor, das jeder unterschreiben muss, der sich bei der Wahl zum Gemeindekirchenrat aufstellen lassen will. Gastbeitrag von Meinrad Müller.
Dieses Gremium hat keine kirchenrechtlichen Befugnisse, ist jedoch im Alltag einer Gemeinde sehr nützlich. Damit nicht jeder Blumen gießen oder Stühle aufstellen darf, steht dort etwas Verwunderliches. Das liest sich wie eine Stasi-Verpflichtungserklärung. Am Ende steht ein Satz, der alles sagt:
„Ich versichere insbesondere, keiner Partei oder Organisation anzugehören, die vom Verfassungsschutz auf dem Gebiet der EKM als extremistisch eingestuft wird.“ Wie das konkret überprüft werden soll, wird nicht gesagt. Vielleicht helfen alte Genossen?
Ich bin aber AfD-Wähler und Christ.
Ich wiederhole es, damit es nicht überhört wird. Ich bin AfD-Wähler und Christ.
Parteien vertrieben Wähler und die Kirche kopiert das. CDU, SPD, FDP und Grüne haben Andersdenkende jahrelang belehrt, sortiert, beschämt. Viele sind gegangen. Nun übernimmt die Kirche dieses Muster. Gesinnung statt Eignung. Papier statt Person. Wer so handelt, verwechselt Seelsorge mit Meinungspflege. Wir AfD-Wähler stehen nicht außerhalb der 100 Prozent. Wir sind Teil der Gesamtwählerschaft.
Ich bin AfD-Wähler und Christ.
Schrumpfende Herde, leere Bänke, schwache Bindung
Sachsen-Anhalt hat rund 2,15 Millionen Einwohner. Etwa 231.061 Menschen gehören der evangelischen Kirche an, rund zehn Prozent. Jahr für Jahr treten allein in diesem kleinen Bundesland zehntausend bis fünfzehntausend aus. Der Pastor predigt vielerorts vor leeren Bänken. Und wer auch noch vor der Pfarrgemeinderatswahl aussiebt, treibt weitere Schafe aus der Herde.
Statt zu sammeln, verliert man die Ehrenamtlichen, die tragen, spenden, mit anpacken. Jede Gemeinde lebt von Leuten, die sonntags kommen, unter der Woche Stühle stellen, Fahrdienste übernehmen, Kindern biblische Geschichten nahebringen. Diese Menschen braucht man. Man schreckt sie aber ab, wenn vor dem Altar eine politische Gesinnungsprüfung steht.
Geld, Nicken, Stillhalten
Die Diakonie, der große „Zweigbetrieb“ der evangelischen Kirche, erhält nach Schätzungen jährlich rund 100 Millionen Euro für Flüchtlingsarbeit. Dies fördert die Vasallentreue zum Geldgeber. Damit das so bleibt, sollen Pfarrgemeinderäte offenbar mit dem Kopf nicken und nicht kritisch mitdenken. Wer solche Signale sendet, erzieht brave Gremien, aber keine lebendigen Gemeinden.
Auch die EKD kann auf den Pfad der Tugend zurückfinden. Denn im Himmel ist bekanntlich mehr Freude über ein verirrtes, wiedergefundenes Schaf als über neunundneunzig, die sich schon für gerecht halten.
Ich bin AfD-Wähler und Christ.
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