Montag, 11. August 2025

Chrupalla und Israel: Wozu die Empörung?

Es ist schon einigermaßen überraschend, wie viele Anhänger, Mitglieder und Unterstützer der AfD nunmehr empört und erschrocken Anstoß an den Äußerungen von Tino Chrupalla im Sommerinterview des ZDF nehmen, hatte dieser die Entscheidung von Friedrich Merz mit Blick auf den teilweisen Stopp militärischer Unterstützung an Israel ausdrücklich begrüßt. Gastbeitrag von Dennis Riehle.

Denn offenbar kennen viele Sympathisanten ihre eigene politische Heimat nicht. Schließlich genügt bereits ein Blick in das Programm zur Europawahl 2024 oder in einen Antrag der Bundestagsfraktion vom 31. März 2023. An beiden Stellen heißt es fast gleichlautend:

„Waffenlieferungen in Kriegsgebiete dienen aber nicht dem Frieden, sondern befeuern und verlängern den Krieg“.

Man bezieht sich dabei auf die Präambel des Grundgesetzes, wonach wir uns bekannt haben, „dem Frieden der Welt zu dienen“.

Da die Partei immer wieder betont, besonders nah am Volk sein zu wollen, kommt diese Überzeugung auch nicht von ungefähr. Mit Blick auf die Ukraine hatte das Meinungsforschungsinstitut YouGov 2022 erhoben, dass 59 % der Befragten die Lieferung von Kriegsschiffen oder Luftabwehrsystemen zu Verteidigungszwecken ablehnen. Und auch 2024 waren es noch immer 51 %, die ganz generell die weitere Abgabe von Rüstungsgütern kritisierten.

Zwar könnte man argumentieren, dass diese Zahlen hinsichtlich des Nahen Ostens aufgrund der engen Verbundenheit und Staatsräson anders ausfallen würden. An der prinzipiellen Aussage, wie sie die Alternative für Deutschland an verschiedenen Stellen wiederholen präzisiert hat, wird allerdings auch eine solche Fallkonstellation nichts ändern, will man sich kontinuierlich und verlässlich in seinen Standpunkten zeigen. (Quelle)

Addendum (Frank Hansel): Netanjahu ist nicht Israel

Anfangs war ich von der Vorberichterstattung zum Sommerinterview mit den einzelnen Zitatfetzen und deren framing auch irritiert. In der tatsächlichen Ausstrahlung waren die Ausführungen von Tino Chrupalla allerdings sehr differenziert und in keiner Weise einseitig gegen Israel als Land, dem unsere Freundschaft gilt, gerichtet.

Vielmehr machte er darauf aufmerksam, dass die Regierung Netanjahu nicht identisch ist mit dem Staate Israel und es entsprechend laute Kritik in Israel selbst gibt. Damit kann man leben, zumal diese Position mehrheitlich in Deutschland geteilt wird.

Was mich persönlich betrifft, sehe ich es so: Alle Verbrechen, die in Gaza geschehen, die Bombardierungen von Krankenhäusern, von Schulen und das Aushungern der Kinder und anderer Schwachen sind ausnahmslos auf das Handeln der Verbrecherorganisation der Hamas zurückzuführen. Sie sorgen für das unendliche Leid von Teilen ihrer eigenen Bevölkerung, damit wir hier im Westen weichgekocht werden.

Wer den Israelis in dieser Hinsicht einseitig in den Rücken fällt, betreibt das Spiel der Hamas. Hat denn niemand die testosteronstrotzenden, wohlgenährten Männer wahrgenommen, die die israelischen Geiseln bei der Freilassung noch wieder und wieder gedemütigt haben?

„Das Böse oder Das Drama der Freiheit“

Ist das so schwer zu begreifen, daß man mit diesen Menschen keinen „Kompromiss“ aushandeln kann? Warum werden die Drahtzieher, die in reichen arabischen Ländern ihr Luxusleben genießen, von den dortigen Machthabern nicht festgenommen? Wer diesen Menschen nachgibt, hat bereits den ersten Schritt zur eigenen Niederlage gemacht.

Zum konkreten israelischen Dilemma: Rüdiger Safranski hat in „Das Böse oder Das Drama der Freiheit“, München 1997, sehr schön dargestellt, wie sehr sich das Böse gerade aus den angeblich guten Absichten herausschält.

Dazu der Topos der Tragik – auch aus den griechischen Tragödien das Phänomen, daß man “ schuldlos“ schuldig werden kann. Und alle, die die vergangenen Monster nicht ausgeschaltet haben, obwohl sie deren Verkommenheit erkannt hatten, haben sich schuldig gemacht. Ja, die Israelis machen sich schuldig an unschuldigen Menschen. (Quelle)

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