Samstag, 12. Juli 2025

Die Ostdeutschen zu regieren kostet zu viel Müh’ und Arbeit

Gastbeitrag von Meinrad Müller

Der regierungsnahe Soziologe Alexander Leistner beklagt: „Nirgendwo ist der Druck, sich für politisches Engagement zu rechtfertigen, so groß wie in ostdeutschen Städten und Dörfern.“

Der Satz klingt wie ein Vorwurf jener, die es hassen, dem Volk ihre Vorhaben erklären zu müssen. Und das ausgerechnet gegenüber einer demokratischen Wählerschaft, die nicht mehr alles schluckt. Von 1949 bis 1989 musste sie die Kröten schlucken, kein Funktionär musste erklären, er befahl. Ein Rückfall in diese Zeit will kein Bürger mehr.

Wenn Bürgerfragen als Störung empfunden werden

Was Leistner da formuliert, ist nichts anderes als ein Ruf nach eiserner Faust. Politiker, die lieber durchregieren, statt sich mit dem Volk auseinanderzusetzen, sind unerwünscht. Das Wort „Druck“ steht für etwas, das in einer Demokratie selbstverständlich sein sollte: die Notwendigkeit, Vorhaben zu begründen, sich Kritik zu stellen. Doch in dieser verqueren Logik wird selbst das beharrliche Nachfragen zum Problem erklärt. Wer nicht sofort zustimmt, gilt als verdächtig.

Er sagt: „Die AfD träumt von einer vermeintlich unpolitischen Zivilgesellschaft, die sich um Heimat und Tradition kümmert.“ Doch was genau ist daran falsch? Seit wann gilt es als Bedrohung, wenn Menschen sich lieber um ihr Dorf, ihre Kinder, ihre Sprache kümmern als um geförderte Projekte mit politischer Absicht?

Dabei tun die Ostdeutschen nur eines: Sie bestehen darauf, dass Politik ihnen dient und nicht umgekehrt. Sie wollen wissen, warum Millionen in Programme fließen, während der Landarzt schließt. In Wahrheit funktioniert hier die Demokratie besser als anderswo: der Teil, der Fragen stellt und Antworten einfordert. Klar, das stört die da oben, das macht Arbeit.

Wer Verantwortung will, muss erklären können – und mögen

Es ist die Aufgabe jedes Politikers, sich zu rechtfertigen. Nicht aus Angst, sondern aus Respekt. Nicht, weil er unter Verdacht steht, sondern weil er in einem freien Land dem Bürger etwas schuldet: Erklärungen. Vertrauen entsteht nicht durch Fördermittel und Kampagnen, sondern durch Sprache, durch Klarheit, durch das Aushalten von Zweifel. Wer das als Zumutung empfindet, hat die Rolle des Amtes nicht verstanden. Er will führen, aber nicht antworten. Und das ist nicht Demokratie. Das ist der Rückfall in eine Befehlsgesellschaft mit freundlicher Verpackung.

T-online, der linksgebürstete Kanal, stellt sich wieder einmal auf die Seite der Soziologen – und gegen die Bürger.

Quelle: t-online.de, Artikel vom 11.07.2025

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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