Sonntag, 26. Januar 2025

Vor 10 Jahren: Hinrichtung der 21 Märtyrer Libyens

(David Berger) Eine Initiative von koptischen Christen erinnert an den 10. Jahrestag der 21 Märtyrer Libyens. Von Terroristen des IS wurden sie vor die Wahl gestellt zum Islam zu konvertieren oder Christen zu bleiben und dafür hingerichtet zu werden. Sie entschieden sich für den Märtyrertod. Ihre letzten Worte: „Mein Herr Jesus!“

„Die Männer knieten am Strand, ihre Hände gebunden, die Wellen vor ihnen, die Henker hinter ihnen. Sie hätten die Wahl gehabt – ein einziges Wort der Verleugnung hätte sie gerettet. Doch keines ihrer Worte war ein Schrei nach Hilfe oder ein Ruf nach Rettung. Ihre Lippen formten nur den Namen Christi.

Sie standen nicht allein. In der Stunde ihres Todes waren sie umgeben von dem unsichtbaren Heer derer, die vor ihnen denselben Weg gegangen waren. Ihr Mut war nicht ihr eigener – er war ihnen geschenkt worden, von dem, der sie rief.“ (In; Martin Mosebach, Die 21: Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer).

Die 20 ägyptischen koptischen Gastarbeiter und ihr ghanaischer Arbeitskollege „wurden im Februar 2015 von Terroristen des „Islamischen Staates“ an einem Strand in Libyen ermordet. Das Video ihrer Enthauptung wurde am 15. Februar 2015 von dschihadistischen Websites online gestellt.

Nur eine Woche nach dem Massaker beschloss der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II., die 21 Märtyrer in das Synaxarium, das Buch der Märtyrer der koptischen Kirche, aufzunehmen. Ihr Gedenktag wird am 15. Februar gefeiert. Die koptisch-orthodoxen Christen Ägyptens verehren sie als Heilige.“ (Quelle)

Martin Mosebach auf den Spuren der Märtyrer

Im Frühjahr 2017 reiste Martin Mosebach nach Ägypten. Er besuchte im Dorf El-Or die Familien der 21 koptischen Männer, die zwei Jahre zuvor von IS-Terroristen an einem Strand in Libyen ermordet worden waren. Er saß in Empfangszimmern, durch die die Schwalben flogen, und machte sich ein Bild: von den Madonnenbildern und Jesus-Porträts an den Wänden, den grob geschreinerten Reliquienschränken, von einer Lebenswelt, in der alles die Spiegelung oder Erfüllung biblischer Vorgänge ist.

Immer wieder wurde ihm, umgeben von Kindern, Ziegen, Kälbern, auf einem iPad das grausame Propagandavideo des IS vorgeführt; er staunte über den unbefangenen Umgang damit. Von Rache war nie die Rede, sondern vom Stolz, einen Martyrer in der Familie zu haben, einen Heiligen, der im Himmel ist. So erscheinen die 21 auf den neuen Ikonen gekrönt wie Könige.

Martin Mosebach hat ein Reisebuch geschrieben über seine Begegnung mit einer fremden Gesellschaft und einer Kirche, die den Glauben und die Liturgie der frühen Christenheit bewahrt hat – der «Kirche der Martyrer», in der das irdische Leben von der himmlischen Sphäre nur wie durch ein Eihäutchen geschieden ist. Er traf den Bischof und die koptischen Geistlichen der 21 Wanderarbeiter, besuchte ihre Kirchen und Klöster. In den Zeiten des Kampfes der Kulturen sind die Kopten als Minderheit im muslimischen Ägypten zu einem politischen Faktor geworden – und zu einer Art religiösen Gegengesellschaft. Damit ist dieses Buch auch ein Bericht aus dem Innenleben eines arabischen Landes zwischen biblischer Vergangenheit und den Einkaufszentren von Neu-Kairo.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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