Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat in einem bemerkenswerten Interview mit dem amerikanischen Journalisten Tucker Carlson nicht nur die Position seines Landes in der Ukraine-Krise dargelegt, sondern auch klare Botschaften an die USA und den Westen gesendet. Dabei wurde deutlich: Russland will nicht nur die eigenen Interessen verteidigen, sondern sieht sich auch als rationaler Akteur in einer von Eskalation geprägten internationalen Ordnung.
Auf PI-News hat Elena Fritz das Interview ausführlich vorgestellt:
Für Lawrow ist klar: Was in der Ukraine passiert, ist nur die Spitze des Eisbergs eines hybriden Kriegs gegen Russland. Obwohl Moskau und Washington offiziell keine Kriegsgegner sind, sieht der Kreml in der westlichen Unterstützung für Kiew, insbesondere durch die Lieferung moderner Waffen, eine direkte Einmischung. Diese Waffen – darunter die ATACMS-Raketen – werden inzwischen auch auf russischem Territorium eingesetzt. Lawrow warnt: „Die roten Linien Russlands sind keine verschiebbaren Marker.“
Russlands Antwort auf diese Provokationen? Die Erprobung des Hyperschallsystems „Oreschnik“ soll ein deutliches Signal an den Westen senden: Russland wird alles tun, um seine Sicherheitsinteressen zu wahren. Doch Lawrow betont ebenso, dass Moskau eine Eskalation vermeiden will – eine nukleare Konfrontation steht nicht auf der Agenda.
Bedingungen für den Frieden
Lawrow formulierte klare Bedingungen für ein Ende des Konflikts:
– Kein NATO-Beitritt der Ukraine.
– Keine ausländischen Militärbasen oder Übungen auf ukrainischem Boden.
– Anerkennung der territorialen Realitäten, einschließlich der vier neuen Regionen, die Teil der Russischen Föderation geworden sind.
– Ein Ende der russophoben Politik Kiews, die Sprache, Kultur und Religion der russischsprachigen Bevölkerung unterdrückt.
Besonders letzteren Punkt hebt Russland hervor. Laut Lawrow verstößt die Ukraine mit ihrer repressiven Politik gegen die Charta der Vereinten Nationen. „Das ukrainische Parlament hat Gesetze verabschiedet, die grundlegende Rechte der russischen Bevölkerung auslöschen. Das ist inakzeptabel“, so der Außenminister.
Die Rolle der USA: Vom Ukraine-Krieg bis zu globalen Konflikten
Im Interview sprach Lawrow auch über die Rolle der USA, die er als treibende Kraft hinter der Eskalation in der Ukraine sieht. Ohne die direkte Unterstützung der amerikanischen Militärs wären die Erfolge der Ukraine auf dem Schlachtfeld nicht möglich. Doch Lawrow geht noch weiter: Er wirft Washington vor, Konflikte weltweit zu schüren – ob in der Ukraine, in Syrien oder im Nahen Osten.
Besonders deutlich wurde der Außenminister beim Vergleich mit der humanitären Katastrophe in Palästina. Die Zahl der zivilen Opfer in einem Jahr in Palästina sei fast doppelt so hoch wie die zivilen Verluste im Ukraine-Konflikt in zehn Jahren. „Das Leid der Menschen wird instrumentalisiert, um geopolitische Interessen zu verfolgen“, kritisierte Lawrow.
Trump, Biden und die US-Politik
Interessant war auch Lawrows Einschätzung zur amerikanischen Innenpolitik. Donald Trump bezeichnete er als pragmatisch und effizient, wies jedoch darauf hin, dass dies nicht mit prorussischen Sympathien verwechselt werden sollte. Gleichzeitig betonte er, dass Joe Biden offenbar darauf abziele, Trump eine möglichst schwierige politische Erbschaft zu hinterlassen. Moskau werde jede US-Administration nach ihren Taten beurteilen, nicht nach Worten.
Ein weiteres spannendes Thema war der Fall Alexej Nawalny. Lawrow kritisierte, dass Deutschland die medizinischen Untersuchungsergebnisse Nawalnys nicht mit Russland geteilt habe. Dies werfe die Frage auf, ob Berlin womöglich selbst Verantwortung für Nawalnys Gesundheitszustand trage. „Unsere Ärzte konnten nicht entsprechend handeln, weil uns entscheidende Informationen verweigert wurden“, sagte Lawrow.
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