Mittwoch, 25. Dezember 2024

Universitätsstudie: Philosophia Perennis hat große „Agenda-Setting-Macht“

(David Berger) Eine Tagung der Universität Tübingen möchte Anfang Dezember aufzeigen, dass es in Medien, Netzwerken und Narrativen eine „Diskursverschiebung nach rechts“ gibt. Im Rahmen dieser „Katastrophe“ soll „Philosophia Perennis“ eine wichtige Rolle spielen.

Unter dem Titel „Intermediales Agenda-Setting von ganz rechts? Drei Fallstudien zu Spillover-Effekten durch alternative Medien in Deutschland“ (Intermedia Agenda-Setting from the Far Right? Three Case Studies on Spillover Effects by Alternative Media in Germany) ist eine Broschüre von Tilman Klawier erschienen, die eine gemeinsame Tagung der Universität Tübingen mit der Otto Brenner Stiftung und der Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart vorbereiten soll.

Die Tagung, die für Anfang Dezember geplant ist, hat sich die angebliche „Diskursverschiebung nach rechts“ zum Thema gemacht.

Pseudoskandale?

Wie üblich und doch zugleich bezeichnend wird das Ergebnis des Studie Klawiers bereits an den Anfang gestellt: „Rechtsalternative Medien können ihre öffentliche Wirkung erhöhen, wenn es ihnen gelingt, ihre Themen auf die Agenda der Mainstream-Medien zu setzen … Zwei der Fallstudien zeigen, dass rechtsalternative Medien dazu beigetragen haben, Pseudo-Skandale in den Mainstream zu bringen. Die Analysen zeigen auch, dass alternative Nachrichtenkanäle über eine besondere Agenda-Setting-Macht verfügen und verweisen auf die entscheidende Rolle der Boulevardmedien als Brücke zum Mainstream.“

Zuerst geht es um eine umstrittene Broschüre der „Amadeu Antonio Stiftung“, die im September 2018 erschienen ist:

Kitas: Drohende Kinderdressur durch Broschüre der Amadeu-Antonio-Stiftung

Dazu die Studie Klawiers:

„Der erste Artikel in der Stichprobe wurde am 19. Oktober 2018 von der alternativen Zeitschrift Philosophia Perennis mehr als sechs Wochen nach der Veröffentlichung der Broschüre durch die AAS. Der Artikel verlinkte auf ein YouTube-Video der AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst vom Vortag und zitierte eine dazugehörige Pressemitteilung. Eine genauere Betrachtung des Videos, der Pressemitteilung und des Artikels zeigt, dass Philosophia Perennis die Position der Politikerin eins zu eins übernimmt. Beide verglichen die Broschüre mit autoritären Praktiken der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und warfen der AAS vor, Erzieherinnen und Erzieher zu ermutigen, Eltern mit unerwünschten Überzeugungen zu bespitzeln und Kinder mit linker Ideologie zu indoktrinieren, indem traditionelle Geschlechterrollen untergraben werden.

Der Artikel erregte erste Aufmerksamkeit für das Thema auf Twitter, wo er innerhalb von zwei Tagen etwa 439 Mal geteilt wurde. Wie Tabelle 1 jedoch zeigt, griff jedoch nur eine alternative Quelle das Thema am folgenden Tag auf und die Aufmerksamkeit auf Twitter nahm schnell ab. Zwei neue Artikel, die die Junge Freiheit am 2. November veröffentlichte, brachten keine erneute Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, und etwa einen Monat lang gab es fast keine Tweets zu dem Thema.

Am 26. November veröffentlichte Philosophia Perennis einen zweiten Artikel zu diesem Thema; wieder unter Berufung auf einen AfD-Abgeordneten, der die Behauptung über die Kleider und Zöpfe wiederholte. Obwohl der Artikel auf Twitter nicht viele Likes erhielt, folgte ein Meinungsartikel in einer Kolumne der lokalen Boulevardzeitung B.Z. am selben Tag. Obwohl dieser erste Mainstream-Artikel keine Quellen anführte, ähnelte er stark der vorangegangenen Berichterstattung, da er Vergleiche zur DDR zog, die Kleider und Zöpfe ansprach und die AAS der Aufforderung zur Bespitzelung beschuldigte.“

„Philosophia Perennis war das erste Medium“

Die inhaltliche Ähnlichkeit sowie die zeitliche Nähe deuten laut Klawier darauf hin, dass es sich tatsächlich um eine direkte Übernahme des Themas von den alternativen in die Mainstreammedien handelt: „Obwohl unklar bleibt, was genau den Spillover-Effekt ausgelöst hat, da es keine konkreten referenzierten Quelle gibt.“

Klar sei aber: „Philosophia Perennis war das erste Medium, das Broschüre skandalisierte, was weitere Berichte in anderen RAMs und eine gewisse Aufmerksamkeit in den sozialen Medien auslöste, die Tichys Einblick stark verstärkte, während die Junge Freiheit in den sozialen Medien weniger auffiel, aber bestimmte Behauptungen aufstellte, die den anschließenden Diskurs um das Thema dominierten, auch über den rechtsextremen Bereich hinaus.“

Kika-Gate: Agenda-Setting-Macht des Mediums

Das nächste Thema, das der Autor skandalisiert ist die Aufarbeitung des Kika-Gates:

GEZ-Kinderfernsehen propagiert Islamisierung

Klawier glaubt beweisen zu können, „dass Philosophia Perennis wieder das erste alternative Medium war, das über das Thema berichtete und Aussagen von AfD-Politikern und Artikel anderer alternativer Medien auslöste. Dieser Befund wird durch die Fallstudie belegt und untermauert die Agenda-Setting-Macht des Mediums innerhalb des rechtsextremen Ökosystems“.

Hohe Aufmerksamkeit in den sozialen Medien

Ähnliches auch zum dritten Fallbeispiel: Der Kritik von PP am Migrationspakt (Global Compact for Migration):

Der eigentliche Kampf gegen den Migrationspakt beginnt erst heute

Mit einer Tabelle will Klawier beweisen, dass „vor allem Artikel aus Tichys Einblick und Philosophia Perennis eine hohe Aufmerksamkeit in den sozialen Medien erzeugten, wobei einige Artikel mehr als 1000 Shares auf Twitter erhielten.“

(c) Universität Hohenheim/ Klawier

Was Klawier nicht thematisiert: Wenige Wochen nach diesem Twitter-Erfolg von PP wurde mein Twitter-Account und alle Artikel von PP dort geshadowbanned. Kurz vor der Übernahme des sozialen Netzwerks wurden PP-Artikel dort durchschnittlich nur noch 5 mal geliked und zwei mal geteilt. Das hat sich nach der Neuorientierung des Netzwerkes (X) deutlich geändert: Oft kommen dort gepostete PP-Artikel dort wieder auf mehr als 1000 Teilungen und 3000 Likes.

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Dass PP trotz dieser Erschwerung seines Wirkens weitermachen konnte, ist den treuen Lesern zu verdanken, die mich finanziell unterstützt haben. Ihnen an dieser Stelle mein ganz großes Dankeschön!

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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