(David Berger) Die neue Ausgabe des „Freilich“-Magazins beschäftigt sich intensiv mit dem Problem der „Cancel Culture“ und der unsere offene Gesellschaft und westliche Kultur zerstörenden Wokeness.
„FREILICH“ kennen Sie nicht? Vermutlich, weil Sie als jemand, der bevorzugt „online“ unterwegs ist, mit gedruckten Magazinen nicht viel zu tun haben. Es sei denn, diese haben auch eine Online-Version. So ist das jetzt auch bei dem alle zwei Monate erscheinenden „Freilich“-Magazin, das jetzt täglich mit einer aktuellen digitalen Version das Netz bereichert.
Nur für Österreicher interessant?
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass das Magazin in Österreich zuhause ist und die Kommunikation des österreichischen Widerstandes mit dem deutschen und umgekehrt noch nicht so funktioniert wie erwünscht. Ich persönlich denke da an ein RTL-Interview mit einem der Macher von unzensuriert.at zurück, der – um vermeintlich seine eigene Haut zu retten – meinen Blog als „unseriös“ bezeichnete.
Und dennoch gleichen sich die Themen, was man gut an dem Editorial der aktuellen Ausgabe des gedruckten Magazins erkennen kann, in dem der Herausgeber Heinrich Sickl schreibt:
„Warum ertragen so viele Menschen den durchexerzierten Blödsinn einer aktiven Minderheit, die, kaum demokratisch legitimiert, ihnen erklärt, dass alles Rassismus, alles Gender, alles Klimakatastrophe ist und alles Corona war? Die schweigende Mehrheit
ist eine wählende Mehrheit. Sie hat überall die Chance, den Blödsinn abzuwählen und dann können demokratisch gewählte Parteien auch durchaus Schluss machen mit dem „Mainstream“ der extremen Linken, der medial und universitär so verankert ist, dass das Zitierkartell sich gegenseitig stets bestätigt, dass Neun gerade ist. Das setzt freilich voraus, das freiheitliche Politik weiß, was sie will, dass sie auch entschlossen ist, Weichen zu stellen und das vermutlich mit einer der zwei kleineren Parteien gemeinsam. Beide haben die Chance, sich zu erneuern und die Weichen so zu stellen, dass eine realistische Politik für das Land möglich ist. Ungarnzeigt, dass eine konservative Wende möglich und ein Segen für das Land ist, wir sollten dieses erfolgreiche Beispiel nicht vergessen“.
Schweigen aus Angst
Auch das Schwerpunktthema des aktuellen Heftes müsste die Deutschen noch mehr interessieren als ihre Nachbarn: „Freiheit in Gefahr – Wie die Cancel Kultur unseren Alltag beeinflusst und die Freiheit bedroht“. Da gibt es dann ein Interview mit der Politologin Prof. Ulrike Guérot über ihre eigenen Erfahrungen mit der „Cancel Culture“, in dem sie anschaulich berichtet, wie sie zu Beginn der Corona-Krise noch die Chance hatte, bei TV-Talks vorsichtig Kritik etwa an der Cero Covid-Strategie zu üben, dann aber auf Twitter und in den Mainstreammedien eine ungeheure Kampagne gegen sie einsetzte, als sie für eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen plädierte.
Endgültig in einen üblen Kampf artete das Ganze aus als sie sich mit der Kriegsbegeisterung im Ukrainekonflikt nicht so recht anfreunden konnte. Eindringlich ihre Worte, die vor der Zukunft warnen, wenn wir jetzt nicht aktiv werden: „Am Ende stehen wir alle da und sagen nichts mehr aus lauter Angst, wir könnten etwas Falsches sagen.“
Gay and Pay
Passend zum anstehenden „Pride-Monat“, in dem uns queere Fanatiker wieder mit Maximalforderungen nerven werden, die auch immer mit Geld zu tun haben, zeigt ein Beitrag von Kevin Dorow – unter dem Titel „‚Woke-Kapitalismus‘ -Den Kapitalismus gibt es auch mit politisch korrekter Haltung“ – wie sich Wokeness und Kapitalismus heute verbünden.
Sein Fazit: „Aus alten Feinden sind neue Freunde geworden. Einst undenkbare Allianzen sind längst Realität geworden. Das rechte und konservative Spektrum ist daher in jeder Hinsicht aufgefordert, hier nicht länger den Bittsteller zu spielen. Es ist längst an der Zeit, in die Offensive zu gehen und zu konstatieren, dass der Woke-Kapitalismus die moderne, progressive Variante des Vetternkapitalismus geworden ist und diesen entsprechend abgelöst hat. Für liberale Eliten und Großkonzerne hat sich hier eine Win Win-Situation herausgebildet, in der sie von höheren Steuern, stärkeren Regulierungen und Kartellgesetzen verschont bleiben und gleichzeitig in der Öffentlichkeit gesellschaftskonform und damit positiverscheinen. Sprachdoktrinen, Denkverbote und hier und da ein Diversity-Training lassen sich unter diesen Umständen gut ertragen. „Go woke, go broke“ wird so zum frommen Wunsch. Unternehmen sind nicht mehr die natürlichen Verbündeten des marktwirtschaftlich orientierten Konservativen – im Gegenteil.“
Blacklisiting and Shadowbanning
Der Beitrag „Twitter Files“ schaut auf eines der übelsten Kapitel in der Geschichte der sozialen Medien (zurück?), das angesichts der Facebook-Katastrophe noch immer aktuell ist: Von „Blacklisting“ bis „Shadowbanning“: Wie Twitter die öffentliche Meinung beeinflusst. Ob bei Twitter die schlimmste Zeit vorüber ist, ist nach der Ernennung von Linda Yaccarino zur neuen CEO auch noch nicht klar. Mir fällt auf, dass ich seit neuestem für Tweets, für die ich über die letzten 3-4 Jahre nur 20 Likes und etwa 3 Retweets bekam, auf einmal mehr als tausend Likes und hunderte von Retweets feiern kann.
Wo das Magazin genauer in der politischen Landschaft Österreichs zu verorten ist, wird spätestens deutlich, wenn man etwa in der Mitte des Heftes ein Interview mit FPÖ-Chef Herbert Kickl zu lesen bekommt: „‚Die Polarisierung nimmt ständig zu.‘ FPÖ-Chef Herbert Kickl über politische Kommunikation, Soziale Medien und Meinungsfreiheit“.
Ebenfalls spannend die Diskussion über die Frage, ob wir auch eine „Cancel Culture“ von rechts brauchen: „Marvin T. Neumann und Elmar Podgorschek diskutieren“, ein Essay zur Universität als politisch hart umkämpften Raum und eine Reportage unter dem Titel „Sind politische Distanzierungen stets negativ oder gibt es auch Ausnahmen von der Regel.“
Kurzum: Dieses Heft ist eine absolut empfehlenswerte Lektüre – alles was hier thematisiert wird, wird uns noch über Jahre beschäftigen!
♦ Hier kann das Heft bestellt werden.
Hier geht es zum Telegram-Kanal des Magazins.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.