Eindrücke eines Kurzurlaubs mit Erinnerungen an die Studentenzeit in den 70er Jahren. Ein Beitrag von Gastautor Josef Hueber
Letzte Woche machten meine Frau und ich ein paar Kilometer außerhalb Salzburgs in einem Hotel Urlaub. Es liegt eine kleine Radtour lang vor den Toren der Stadt. Die Uhren, so scheint es, sind dort stehen geblieben.
Vergangenes – Vorträge und Vergnügungen
Salzburg und mein Schwiegervater. Ihm verdanke ich prägende Eindrücke als junger Mensch, als ich kurz vor dem Abitur in seine Tochter so verliebt war, dass ich sie unbedingt heiraten wollte. Und es nach beendetem Studium (wie spießig!) auch tat . Es waren die „Salzburger Hochschulwochen”, die mich – einem aus einfachem Beamtenhaushalt Entsprungenem – in die Welt großen Denkens, in Philosophie und Theologie, einführten. Mein Schwiegervater gehörte zu den Gründern dieser dezidiert katholischen Veranstaltung, und so war es ein Leichtes für ihn, seine Tochter und mich, den kleinen Studenten, im Priesterseminar am Makart-Platz einzuquartieren, mitten im Zentrum, nur ein paar Katzensprünge entfernt vom Mozarteum und dem Café Bazar.
Am Vormittag gab es Vorlesungen. Theologieprofessoren, darunter immer noch Erinnerungen an den späteren Kardinal Lehmann, den ich damals eher als langweiligen Redner empfand. Heute weiß ich, auch die Langweiligen waren intellektuelles Training für das Studium, und auch die Theologie hat damals in mir Wurzeln geschlagen, weil ich seither nicht aufhören kann, über Gott und seine Theologie nachzugrübeln.
Hochschulwochen
Aber auch Weltliches ermöglichte auf den Hochschulwochen Begegnung. Etwa mit dem körperlich schwerbehinderten, bekannten Wiener Psychiater Erwin Ringel, genannt „Mr. Suizid”, dem Gründer eines Selbstmordverhütungszentrums.
Am Nachmittag viel Spazierengehen in der Stadt und im Mirabellgarten, mit Blick auf die Festung, Begegnung mit den grotesken Steinfiguren, dann auch Kaffeetrinken im wohl schönsten Café Salzburgs, (neben dem Tomaselli), dem mit echtem, nostalgisch österreichischem Charme belebten Café Bazar. Beim Bezahlen war das Danke stets eingebunden in die Selbstbeschreibung des Kellners als “gschamster [gehorsamster] Diener“. Und natürlich zur Auswahl auch reichlich Konzertveranstaltungen.
Verzögerte Realität 2022
Jetzt im Hotel eine Atmosphäre konservierter Vergangenheit. Alle Bediensteten im Dirndl, oder in Männertracht, in Lederhose und Janker. Vertrautes für Auge und Ohr überall.
Wie tröstlich gegenwartsvergessen…