Dienstag, 23. April 2024

Freie Bürger gehen spazieren: Die wiederentdeckte Lust an der Selbstbehauptung

… so der Titel des soeben erschienen Heftes des Magazins „eigentümlich frei“. Das Schwerpunktthema macht das Heft diesmal besonders lesenswert. Denn innerhalb von zwei Monaten hat sich weltweit eine Freiheitsbewegung entwickelt, die „dieses gerade begonnene Jahr 2022 zu einem Remake von 1989 machen“ könnte. Einen ersten Vorgeschmack bieten das hier veröffentlichte Editorial von André F. Lichtschlag und das angehängte Inhaltsverzeichnis der Schwerpunktrubrik.

(André F. Lichtschlag) Da erscheint dieses Magazin einen Monat nicht – wie stets im Winter, weil eben nicht zwölf, sondern zehn Mal im Jahr – und schon ist die Welt kaum wiederzuerkennen. Aufruhr und Revolte liegen in der Luft und könnten dieses gerade begonnene Jahr 2022 zu einem Remake von 1989 machen.

Unsere Zeit ist angebrochen

Blicken wir etwa nach Kanada: Bei Redaktionsschluss ist die Hauptstadt Ottawa seit bald zwei Wochen von Tausenden von Truckern und Sympathisanten besetzt. Sie wollen erst abziehen, wenn alle – in Kanada wie in Neuseeland besonders drakonisch verhängten – „Corona-Maßnahmen“ gefallen sind. Premierminister Justin Trudeau, den Ex-Präsident Donald Trump recht treffend „den linksextremen Irren“ nennt, ist aus Ottawa geflohen und wurde „an einem unbekannten Ort in Sicherheit gebracht“. Bin ich der Einzige, den solche Nachrichten an die letzten Tage der kommunistischen Systeme in Osteuropa erinnern?

Derweil werden in vielen anderen Teilen der Welt Glasnost und Perestroika von oben praktiziert und die Corona-Regime eine nach dem anderen durch alte Normalität ersetzt – in Großbritannien, Irland, Island, Norwegen oder Dänemark etwa und bald auch in der Schweiz. Während in vielen Staaten der USA und in Schweden nie wirklich der Seuchen-Totalitarismus praktiziert wurde. Doch längst geht es um mehr als nur um das hohe C – die Freiheitsbewegung überall im Westen zielt bereits deutlich auf den umfassenderen politischen Virus. Das weiß auch die Gegenseite, wenn etwa Deutschlands Ober-Schlapphut Thomas Haldenwang überall nur noch „Staatsfeinde“ sieht, die sich „bald schon neue Themen suchen werden, etwa die Kritik an unseren Maßnahmen gegen den Klimawandel“. Ups!

Die Forderung nach Wandel ist im Westen eine Reaktion auf den Neo- anstelle damals im Osten auf den real existierenden Sozialismus. Der hatte nach altmarxistischer Doktrin vor allem die wirtschaftlichen Werte zerstört und am Ende fast jede Substanz aufgezehrt. Fotos der verfallen-verfaulten Städte im Ostblock der 80er Jahre in Schwarz-Weiß-Optik, selbst wenn sie mit Farbfilm aufgenommen wurden, lassen Betrachter noch heute ob der Resultate der Planwirtschaft erschaudern.

Der seit Jahrzehnten wuchernde Neosozialismus und Kulturmarxismus im Westen ist bunter und hat sich mehr noch auf die Zerstörung der moralischen Werte konzentriert – nicht erst jetzt beim selektiven Entzug von Grundrechten für Oppositionelle, wo Ausschlüsse vom sozialen Leben mit zynischen Zahlen-Buchstaben-Kombinationen wie „2G“ kaschiert werden. Gut und böse, wahr und falsch wurden in den letzten Jahrzehnten systematisch ins Gegenteil verkehrt. Zwei Generationen wurden von Propagandamedien und staatlichen Lehranstalten nach orwellscher Manier völlig meschugge gemacht, Sprache und Logik verhöhnt, als gäbe es plötzlich Dutzende Geschlechter, als könnten Schlafende gleichzeitig auch „Studierende“ sein, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wer widerspricht, wird gecancelt, erbarmungslos, wie es Sozialisten an der Macht immer waren. Man schaue sich die Riege um Scholz, Faeser oder eben Haldenwang nur an – rote Linien oder jedweden Skrupel gibt es für sie nicht, das steht ihnen oft bereits ins Gesicht geschrieben.

Aber jetzt bläst der Wind of Change in ihr Gesicht, weil sie und ihre Vorgänger es seit Jahrzehnten mehr als übertrieben haben, weil sie gar nicht anders konnten und können, als immer nur noch eine Schippe ihres ideologiegetriebenen Irrsinns draufzulegen. Und so sind wir eben auch bei Karikatur-Kalibern wie Karl Lauterbach angekommen, die in einer abgeschotteten Parallel-Realität leben, ganz so wie die DDR-Herrschaften in Wandlitz 1989.
Insofern, verehrte Leser, dürfen Sie sich jetzt langsam aufgelockert zurücklehnen und mit etwas Glück den Lauf der Ereignisse genießen. Bei der Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich wie immer viel Lesefreude und Erkenntnisgewinn. Zwischendurch sollten Sie mal frische Luft schnappen gehen – ein Spaziergang schadet nie.

Dort treffen Sie dieser Tage viele andere sehr entspannte Freunde und Mitstreiter. Jeden Tag in Hunderten von Städten in Deutschland, vor allem aber wieder montags, gehen wie 1989 die Bürger der Republik spazieren gegen die Anmaßungen der Politik. Hunderttausende oft am Tag, Millionen jede Woche. Auch in Österreich, Frankreich, Italien, in den Niederlanden. In anderen Ländern haben die Machthaber die Seiten gewechselt. Markus Söder liebäugelt auch damit, nach dem Motto: Rette sich, wer kann …
Der Widerstand muss im Grunde nur noch zusehen, wie die Macher an der Last ihres eigenen Tuns zusammenbrechen. Weshalb er sich auch durch auffallend gelösten, aber selbstbewussten Humor auszeichnet. In den USA steht dafür die an dieser Stelle bereits einmal erläuterte Parole „Let’s go Brandon!“. Den gleichen Witz und dieselbe Kühn- und Frechheit kennzeichnet der neue kanadische Leitspruch „Truck Fudeau!“. Und noch etwas ist bemerkenswert. Der Aufruhr wird zum Beispiel befeuert vom US-Starjournalisten Joe Rogan, der längst mehr Zuschauer hat als das strauchelnde Mainstream-CNN und dessen Einfluss nach deutschen Maßstäben nicht annähernd umschrieben wäre mit „Tausendmal Tichy plus Reitschuster mit Sende-Booster“. Nun wollten die linken Neototalitären mit einer typischen Kampagne, angeführt von einem altersschwachen kanadischen Sänger, diesen Joe Rogan von Spotify canceln lassen. Was vor zwei Jahren wohl noch gelungen wäre, Spotify bekam jetzt auch schon langsam kalte Füße, scheiterte an einem neuen, bald börsennotierten, milliardenschweren alternativen Medium, dem zensurfreien Youtube-Konkurrenten Rumble – der Rogan vorsorglich eine neue Heimat und ebenfalls einen 100-Millionen-Dollar-Exklusivvertrag anbot, ganz lässig über Twitter, „komm‘, Joe, lass uns gemeinsam die Welt retten“. Wind of Change.

Ein anderer großer Unterstützer der kanadischen Revolte ist Tesla-Chef Elon Musk mit seinen deutlichen Sympathiebekundungen für die Trucker und mit seiner offenen Abscheu gegenüber den Machthabern und ihren Claqueuren. Musk und Tesla machen nun deutlich, dass milliardenschwere Börsenriesen wie Coca-Cola sich gar nicht den linksextremen Erpressungsversuchen mit betont „woker“ Unternehmenspolitik beugen müssen. Es geht auch anders, sogar dann, wenn man wie Tesla viele grün denkende Kunden in Kalifornien hat. Musk steht einfach zum Widerstand. Das wird Schule machen. Wind of Change durch Kapitalismus. Wie auch sonst?

Deshalb: Kein Fußbreit den neosozialistischen Ausbeutern aller Parteien und Herren Länder! Mehr Freiheit. Unsere Zeit ist angebrochen.

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Ein Staatsfeind spaziert jetzt selten allein

  • ef-Cartoon: Freie Bürger gehen spazieren
    Jacek Wilk
  • Skurriles aus Coronistan: Betroffen beim Amtsgericht
    Horst Berus
  • Wüst und leer: Die Rache der Geimpften
    Oliver Gorus
  • ef-Gemälde: Demonstrationsrecht
    Bernd Zeller
  • Pandemische Mengenlehre: Ein Staatsfeind spaziert jetzt selten allein
    Johann A. Hellerich
  • ef-Gemälde: Abgehängte Spaziergänger
    Bernd Zeller
  • Ein kleiner Rundgang: Montags um 18 Uhr auf der Domplatte
    Michael Werner
  • ef-Gemälde: Radikalisierung
    Bernd Zeller
  • Die Proteste gehen so lange weiter …: … bis die Regierung zurückgetreten ist!
    Volker Boelsch
  • ef-Gemälde: Schockierend
    Bernd Zeller

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Zum Autor: André F. Lichtschlag, Jahrgang 1968, ist Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift „eigentümlich frei“.

2009 erhielt Lichtschlag in Berlin den Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten und 2015 in Hamburg die Roland-Baader-Auszeichnung.

Das aktuelle Heft kann hier – auch außerhalb eines Abos – einzeln erworben werden: FREIE BÜRGER GEHEN SPAZIEREN.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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