Freitag, 29. März 2024

Warum ich als Geimpfter gegen den Druck auf Ungeimpfte bin

Mit dem Druck auf Ungeimpfte durch die 3G-Regel oder in vielen Bereichen bereits die 2G-Regel haben die politisch Verantwortlichen die Spaltung der Gesellschaft weiter vorangetrieben, und treten die Freiheit als unser höchstes Gut mit Füßen. Um der Spaltung der Gesellschaft eine Gegenstimme zu geben, spricht PP-Gastautor Daniel Schweizer für all diejenigen, die sich persönlich für eine Covid-19-Impfung entschieden haben, aber die Freiheit derjenigen verteidigen, die eine gegensätzliche Entscheidung getroffen haben. Ein Gastbeitrag von Daniel Schweizer.

Gute fünf Jahre ist es her, dass David Berger den Blog Philosophia Perennis eröffnet hat. Von Anfang an habe ich die Beiträge dieses Blogs mit Spannung gelesen und konnte daraus sehr viel lernen. Mit viel Freude steuerte auch ich immer wieder Gastbeiträge zu. In einer Zeit, in der erheblichen Teilen unserer politischer und (nanny-)medialer Eliten unsere Freiheit nicht mehr sonderlich heilig ist, ist David Bergers Grundgedanke umso wichtiger, mit dem er Philosophia Perennis eröffnet hat:

Die Freiheit des Gegenübers gerade auch dann zu verteidigen, wenn dieser eine andere Meinung vertritt oder eine andere Entscheidung trifft. Gerade dieser Grundgedanke verliert leider im Zuge der Corona-Krise an Bedeutung. Selbst bei Menschen, die bisher immer abweichende Entscheidungen und Meinungen ihres Gegenübers mit großem Respekt behandelt haben, erlebe ich zunehmend, wie sie aus Angst vor dem Covid-19-Virus wenig Verständnis für die Entscheidung anderer haben.

Meine persönliche Entscheidung für eine Corona-Impfung

Ich selbst war im April 2021 von einer Infektion mit der Alpha-Variante des Covid-19-Virus betroffen und bin glücklicherweise mit einem milden Verlauf gut davon gekommen. Gute vier Wochen nach meinem positiven Testergebnis habe ich wieder mit Sport angefangen, den ich wegen der Infektion unterbrochen hatte. Ich kann mich also zu den Glücklichen zählen, die Covid-19 gut überstanden haben. Ich habe mir viele Einschätzungen für und gegen die Gefährlichkeit des Virus, für oder gegen die Impfung angeschaut. Diesen Monat habe ich die einmalige Impfung in Anspruch genommen, die bei Genesenen sechs Monate nach der Infektion empfohlen wird.

Da für mich meine körperliche Unversehrtheit am wichtigsten ist, waren für meine Entscheidung nicht die 3G-Regeln ausschlaggebend, auch wenn ich in der Zeit zwischen Ende meines Genesenenstatus und meiner Impfung kurzzeitig erfahren habe, was diese für den Menschen bedeuten. Ich hatte in den Monaten nach meiner auskurierten Infektion vor allem die Gelassenheit genossen, endlich wieder normale Nähe zu Menschen leben zu können, mit dem guten Gefühl, nun immun zu sein und mich nicht vor dem Virus fürchten zu müssen. In der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Positionen bin ich persönlich für mich zu dem Entschluss gekommen, dass ich als Genesener nach guten sechs Monaten – keinesfalls früher – mit der einmaligen Impfung mein Immunsystem besser auf erneuten Kontakt mit Covid-19, diesmal mit der Delta-Variante, vorbereite als ohne Impfung.

Viele Leser werden der Auffassung sein, dass ich hier eine falsche Entscheidung getroffen habe. Ob ich mit meiner Einschätzung richtig lag und die richtige Entscheidung getroffen habe, wird die Zukunft lehren. Wer hier richtig liegt, soll aber nicht Gegenstand dieses Beitrags sein. Ein viel wichtigeres Anliegen ist mir: Ich habe meine Entscheidung für mich nicht getroffen, um mich gegenüber den Ungeimpften zu privilegieren. Meine eigenen Impfung wäre umsonst gewesen, wenn ich jetzt den Ungeimpften mit Angst begegnen würde. Mir persönlich ist an meiner Impfung wichtig, dass ich selbst gut geschützt – wie die letzten sechs Monate als Genesener – meinen Mitmenschen unabhängig von ihrem Impfstatus oder vom Vorliegen einer Infektion so nahe kommen kann, wie es bis in die ersten Wochen des Jahres 2020 eine Selbstverständlichkeit war.

Meine einstige Angst, selbst durch Impfdruck meine Freiheit zu verlieren

Auch mir kamen vor einem Jahr um diese Zeit Zweifel, ob ein Impfstoff Grund zur Freude sein würde. Befürchtungen, dass man eines Tages nicht mehr ungeimpft zur Arbeit kommen dürfe, habe ich im Herbst 2020 Ernst genommen. Ich wusste selbst nicht, ob ich den angekündigten Impfstoffen trauen würde, wenn sie eines Tages auf dem Markt sind. Der Gedanke war für mich damals der Horror, zur gegebenen Zeit zwischen der Wahl zu stehen, nicht mehr zur Arbeit gehen zu können, oder unter Angst um meine körperliche Unversehrtheit eine Impfung über mich ergehen zu lassen.

Mittlerweile haben mich persönlich zwar mehr die Argumente überzeugt, die für eine Impfung sprechen. Aber auch ich habe meinen eigenen Impftermin in diesem Monat nicht völlig angstfrei angetreten. Ich bin mit dem Bewusstsein zur Impfung gegangen: Wie ich mich entscheide, kann ich  einen fatalen Fehler begehen. So oder so könnte ich eines Tages meine Entscheidung bereuen. Mit dieser Impfung gehe ich das Risiko ein, anstatt auf meine Grundimmunität als Genesener zu vertrauen, mir von dem Impfstoff unerwünschte Nebenwirkungen zu holen. Ohne diese Impfung riskiere ich, dass meine als Genesener erworbene Immunität nach mehr als sechs Monaten irgendwann nicht mehr ausreicht, mich gegen die Delta-Variante zu schützen. Ich selbst habe letztendlich meine Entscheidung dahin gehend getroffen, mir mit der Impfung nach den sechs Monaten eine bessere Immunität zu erhoffen als ohne. Was ich aber am wenigsten hätte gebrauchen können, wäre ein Zwang von außen über diese persönliche Entscheidung gewesen.

Aufgrund dessen kann ich mich gut in die Lage derer versetzen, die auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht von der Covid-19-Impfung überzeugt sind. Wer ernsthafte Bedenken um seine Gesundheit mit den Covid-19-Impfstoffen hat, für den muss der im Zuge der Corona-Krise entstandene Impfdruck der Horror sein. Denn wenn man über den eigenen Körper und dessen Risiko nicht mehr selbst bestimmen darf, ist der Mensch am verwundbarsten.

Körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung als höchstes Gut

Nicht ohne Grund steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit bereits im zweiten Artikel unseres Grundgesetzes. Wenn nicht im Bezug auf die Impfung, so hat sicher jeder schon einmal in irgendeiner Form die Erfahrung gemacht, was es heißt, gegen seinen Willen die körperliche Unversehrtheit riskieren zu müssen. Im schlimmsten Fall machen Menschen solche Erfahrungen als Opfer von körperlicher Gewalt. Um beim Thema Corona zu bleiben: Wer wie ich das Risiko der Infektion ernst genommen hat, hat so manche Situation als Zwang empfunden, in der er dem Infektionsrisiko nicht ausweichen konnte. Umso größeres Verständnis habe ich für diejenigen, denen die Impfung als größeres Risiko erscheint als die Infektion mit guter Aussicht auf einen milden Verlauf.

Wenn es nicht um die Abwägungen von Infektionsrisiko und Impfrisiko geht, so hat mit Sicherheit jeder von uns im Kindesalter in irgendeiner Form die Erfahrung gemacht, die die besondere Verwundbarkeit der körperlichen Selbstbestimmung schon in der frühesten Phase unseres Lebens zeigen: Viele Kinder haben anfangs große Angst vor Arztbesuchen. Die ersten Schwimmversuche oder Sprünge ins Wasser sind für Kinder mit der besonderen Angst verbunden, wie unangenehm das kalte Wasser auf der Haut ist und mit welcher Angst um Leben und körperliche Unversehrtheit der Kopf unter Wasser oder allein schon das tiefe Wasser selbst ist. Wasser kann für Kinder eine echte Zwangssituation sein. Bis heute in negativster Erinnerung ist mir eine frühere Lehrerkraft, die mich im Schwimmunterricht zum Tauchen zwang.

Im Erwachsenenalter sind wichtige persönliche Entscheidungen die Bereitschaft oder Nichtbereitschaft zur Organspende im Fall des eigenen Hirntods, oder auch als Lebender zur lebensrettenden Blutspende. Auch hier wird in der öffentlichen Debatte immer wieder deutlich, wie wichtig hier die Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist.

Sollte hier nicht jedem dämmern, wie tief der Mensch in seiner Würde verletzt wird, wenn er sich gegen seine Überzeugung – unter Angst um seine körperliche Unversehrtheit – impfen lassen soll?

Zwecklosigkeit von 2G/3G

Dass die diskriminierende 2G-3G-Regel zudem zwecklos ist, bedarf keiner weiteren Ausführung. Darüber hat Philosophia Perennis schon mehrfach ausführlich berichtet, als es um Impfdurchbrüche bei 2G-Veranstaltungen ging. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Als Eigenschutz hat die Impfung in vielen Fällen ihre Wirkung, vor allem als Verhinderung von schweren Verläufen. Aber meine Impfung ändert nichts daran, dass ich meine Mitmenschen mit Sars-Covid-19 anstecken kann.

3G/2G trifft auch mich als Geimpften

Gerade wegen des durchaus vorhandenen Eigenschutzes, aber der weiter bestehenden Gefahr der Ansteckung für andere macht es keinen Sinn hinsichtlich Infektionsschutz, mit Ungeimpften anders umzugehen als mit Geimpften und Genesenen. Ich habe mich persönlich für meine Impfung entschieden, um meinen Immunschutz zu verbessern. Dies gibt mir die Freiheit, mit meinen Mitmenschen – unabhängig von staatlichen Vorgaben – wieder normalen Kontakt pflegen zu können – unabhängig von der Infektiösität oder vom Immunstatus meines Gegenübers.

Aber die von den schon längere Regierenden erlassenen Impfapartheid ist auch für mich als Geimpfter eine Beeinträchtigung. Denn mir ist es wichtig, mit meinem bisherigen freundschaftlichen, familiären und verwandtschaftlichen Umfeld Kontakt zu pflegen, egal ob sich diese für oder gegen eine Impfung entschieden haben. Doch hängt es gegenwärtig und künftig stark von den 3G-Regeln ab, welche Freizeiteinrichtungen wir gemeinsam betreten dürfen.

Und wenn ich, nur weil ich selbst geimpft bin, der Impfapartheid zustimmen würde, würde ich mir noch ein ganz anderes Eigentor schießen: Wird bei Covid-19 der Impfzwang salonfähig, so kann schnell auch irgendein Pharmaerzeugnis zum Zwangsmittel werden, das auch ich mir niemals freiwillig antun würde. Es ist daher im Interesse unserer aller Freiheit, unabhängig von der persönlichen Impfentscheidung den Corona-Impfzwang abzulehnen.

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PP-Redaktion
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Eigentlich ist PP nach wie vor ein Blog. Dennoch hat sich aufgrund der Größe des Blogs inzwischen eine Gruppe an Mitarbeitern rund um den Blogmacher Dr. David Berger gebildet, die man als eine Art Redaktion von PP bezeichnen kann.

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