Donnerstag, 28. März 2024

Die Corona-App ist erst der Anfang

(David Berger) „Was lange währt, wird endlich App“, jubelt die einstmals liberale „Zeit“ im Bildzeitungsstil. Der Anlass: Endlich ist die Corona-App da! Schon jetzt ist klar: Sie ist nur der Anfang einer kompletten Überwachungsgesellschaft.

Die Zeit weiter: „Erst sollte sie im April kommen, dann Ende Mai und dann wurde es doch Mitte Juni: Am Montagabend soll die Corona-Warn-App in Deutschland endlich zum Download zur Verfügung stehen. Sie soll dabei helfen, Menschen vor Kontakten mit einem Infizierten zu warnen, noch bevor sie selbst Symptome zeigen.“

Dann eine Kinderschänder-App?

Die „Zeit“ gibt hier mit dem „endlich“ eine Stimmung wieder, die so ein Großteil der Deutschen teilen dürfte. Und zwar interessanterweise sowohl auf der linken (bzw. neuen Mitte) wie auf der rechten Seite. Bei Letzterer geht man sehr kreativ an die Sache ran und fordert schon recht eifrig weitere Apps: So fordert der „Infokrieger“ auf Twitter vom Regierungssprecher:

Hallo @RegSprecher, wann bekommen wir eine Vergewaltiger-App und Kinderschänder-App, die uns vor diesen Perversen schützen?!“ 

Und eine Gesinnungsgenossin lässt wissen:

„Hätte ich 2015 eine Flüchtlings-App gehabt, dann wäre mir und vielen anderen Frauen so einiges erspart geblieben.“

Politiker und sexuelle Gewalttäter wollen v.a. eines: Grenzenlose, tabufreie Macht!

Die beiden haben ihre Lektion voll gelernt, mit der vor vielen Jahren Frau von der Leyen angefangen hatte, das Internet zu zensieren. Als Argument wurde die Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet genannt. Wer hätte es gewagt, da zu widersprechen? Ohne selbst in den Verdacht zu geraten, zu jener Gruppe zu gehören, für die der Infokrieger nun eine Überwachungs-App fordert?

Das Ergebnis von von der Leyens Bemühungen: Die Menge der Kinderpornos im Internet hat seither explosiv zugenommen, die Überwachung v.a. politisch unliebsamer Bereiche ist recht schnell an die Stelle des Kinderschutzes getreten. Politiker und sexuelle Gewalttäter haben nämlich ein gemeinsames fundamentales Motiv: Grenzenlose, tabufreie Macht!

So unerfreulich es ist, auf solche Zusammenhänge hingewiesen zu werden: Man wird ja wohl noch von solch einer wunderbaren Welt träumen dürfen, in der die genannten Motive den wirklichen entsprechen. Aber auch dann scheint die Wahrscheinlichkeit, dass der Wunsch des Infokriegers und der ganzen „Rechtstwitter“-Missionare in Erfüllung geht, erst einmal in weiter Ferne.

App, mit der HIV-Positive erfasst werden

In einem Punkt haben sie zweifelsfrei recht: dass die Corona-App erst der Anfang ist, dürfte gewiss sein. Gerade im Gesundheitsbereich ist die Einführung einer generellen Gesundheits-App doch etwas ungemein Hilfreiches:

Die Angst vor Corona sollte uns doch die Angst vor Aids nicht vergessen lassen: Wie wäre es da mit einer HIV-App (zumindest so lange bis wir eine Impfung gegen HIV haben – LOL)  – schon beim Anbandeln könnte man dann zuvor aussuchen, wem man sich lieber nicht nähert. Diese App könnte man wieder mit den ganzen Dating-Apps koppeln. Technisch ist das alles kein Problem, da es ja nicht Jens Spahn zusammen mit Merkel selbst machen muss.

Und dann sind da ja noch die ganzen Krankenhauskeime, gegen die es so gut wie keine wirksamen Antibiotika gibt. Ein Bekannter hat sich seinen in Frankfurt in einem Fitnessstudio geholt. Ein Eintrag zu diesen Keimträgern in der App könnte tausende Tote jährlich verhindern!

Gesinnungsgesundheit: Die „Nazi“-App muss her

Aber es gibt ja nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch eine solche der Gesinnung.

Ich erinnere mich an eine Geburtstagsparty, zu der ich vor einiger Zeit eingeladen war. Eine ganze Gruppe älterer Damen stand da um mich und wir verstanden uns prächtig: Der Autor des „Heiligen Schein“, der in so vielen TV-Talks gesessen hatte – schwul obendrein: was gibt es Besseres für eine Abend der aufgeräumten Heiterkeit? Bis dann eine der Damen (aus dem medienmachenden Gewerbe) nach der Feier nochmal meinen Namen googelte und feststellen musste, dass ich ja gar nicht nett, sondern „Nazi“ bin. Schnell waren die Freundinnen informiert und der Schrecken groß, dass man dem Bösen (im Schafspelz verkleidet) so nahegekommen war.

Was wäre diesen verdienten und engagierten Frauen, die doch nur das Gute wollen, erspart geblieben, hätte es die „Nazi“-App schon gegeben? Schon beim Betreten der fröhlichen Gesellschaft hätten überall die Handys wie Feuermelder in Wohnungen Warnsignale abgegeben und man hätte mir freundlich bestimmt mitteilen können, dass man sich seine Feier nicht kaputt machen lassen wolle.

Rassismus-App derzeit am dringendsten

Auch in der jetzigen Zeit, wo wir endlich erkennen, wie groß der Rassismus bzw. der Hass auf POCs bei uns in Deutschland ist, wäre gerade für diese benachteiligten Menschen eine solche App eine wahre Wohltat, um gegen Rassismus aktiv zu werden. Eine gesonderte Erfassung von Polizisten wäre hier ein dringendes Desiderat und wird in Berlin in etwas anderer Form ja schon angedacht. Überdies könnte man auch hier Rassisten von Veranstaltungen fernhalten; vermeiden, dass sie sich Kindern und Jugendlichen nähern usw.

Nun seien die Rechtstwitter-Freunde gefragt: Welche der vorgeschlagenen Apps haben denn derzeit die größeren Chancen? Ihre Apps, mit denen man Flüchtlinge aufspüren kann oder die, mit denen man Rassisten ausfindig macht? Vielleicht überdenken sie dann ihren Jubel nochmal …

Aber auch unsere links-grünen Faschisten sollten sich nicht zu früh freuen. Zwar seid ihr jetzt noch diejenigen, die bestimmen, was und wer in den Apps auftaucht. Aber wer garantiert euch, dass das ewig so bleiben wird?

Nur eines ist seit gestern Abend gewiss: Die Freiheit ist längst gestorben – auch deshalb, weil die Zahl der Liberalen und ihrer Freunde in Deutschland auf ein Minimum geschrumpft ist.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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