(David Berger) Zum 75. Mal jährt sich heute der Bombenangriff auf Würzburg im Jahr 1945. Der Krieg war für die Deutschen längst verloren, als britische Bomber eine der schönsten Städte Deutschlands am 16. März 1945 innerhalb von 20 Minuten in ein Trümmerfeld verwandelten. Für die Überlebenden ein Trauma, das auch noch mich als Nachgeborenen zutiefst prägte.
Heute, am 16. März jährt sich zum 75. Mal der Bombenangriff auf Würzburg. Innerhalb einer knappen halben Stunde zerstörte ein Feuerregen von hunderttausenden Bomben der britischen Royal Air Force die barocke Bischofsstadt, die vielleicht mit zu den schönsten Städten Europas gehörte, fast vollständig. Aus der heiteren mainfränkischen Metropole war das „Grab am Main“ geworden.
Ähnlich wie in Dresden
Ähnlich wie in Dresden hatte man nicht damit gerechnet, dass Würzburg bombardiert werden würde, da es militärisch nicht von Bedeutung und der Krieg gegen Hitlerdeutschland praktisch schon gewonnen war. So wurde auch Würzburg, ähnlich wie Dresden – wie der „Spiegel“ schreibt – zum Symbol der „sinnlosen Vernichtung, an dem sich die ganze Grausamkeit des Luftterrors festmacht.“
Die in der Altstadt eng aneinander gebauten Häuser, häufig mit Holz und Lehm konstruierte Fachwerkbauten, entzündeten sich rasend schnell, was von den Briten auch so intendiert war. Ich erinnere mich an eine Erzählung meiner Großmutter, die wenige Tage zuvor mit ihren drei kleinen Kindern aus der Stadt nach Großeibstadt, einem kleinen, etwa 70 Kilometer von der Stadt entfernten Ort im Grabfeld zu ihrer Familie geflohen war. Sie saß an jenem Abend am Fenster, stillte ihren Ende Februar geborenen Sohn und sah den Himmel über der Stadt blutrot gefärbt. Das Feuer hatte einen orkanartigen Feuersturm über der Stadt entfaltet, der bis ins Grabfeld sichtbar war. Und noch heute bewegt es mich, wenn ich daran denke, wie mir meine Großmutter von jenem Augenblick erzählte: ich sehe sie als junge Frau vor mir, deren Mann seit Monaten vermisst ist, das Kind stillend, wie die Tränen auf ihren Sohn an ihrer Burst tropfen.
Frauen und Kinder erstickten und verschmorten dann
Natürlich gibt es weitaus schlimmere Schicksale jener Bombennacht: Dem Bombenangriff auf Würzburg und dem anschließenden Feuersturm fielen bis zu viertausend Menschen zum Opfer. Keine Nachbarin meiner Großmutter, die nicht etwas zu erzählen wusste an Grausamkeiten jener Nacht…: „Offenbar entwickelte sich eine so entsetzlich große Hitze mit Rauchentwicklung, dass sämtliche Insassen des Luftschutzkellers, nur Frauen und Kinder, schließlich erstickten und verschmorten.“ Und: „Unter den Toten ist jedes Alter und Geschlecht vertreten, vom Säugling bis zum Greis. Es gibt unversehrte, blutige, zerquetschte, staubige, schwarze und verbrannte. Auch Teile von Leibern sind dabei.“ – sind nur zwei Aussagen von Zeitzeugen, die die Nacht überlebten.
Und doch sehe ich immer dieses Bild meiner Großmutter vor mir, wenn heute linksgrüne Aktivisten, die auch in Würzburg vermehrt ihren Terror verbreiten, erneut einen Bomber Harris für Dresden wünschen und ein hasserfülltes „Do it again“ hinausschreien: Welche neurotische Niedertracht, welcher grausame Selbsthass gegen die eigenen Vorfahren, gegen die Heimat, die einem jene Geborgenheit gegeben hat, in der wir ohne Krieg und in Wohlstand aufwachsen konnten?
Alle Glocken der Domstadt werden 20 Minuten lang läuten
Heute Abend werden um 21:20 Uhr alle Würzburger Kirchenglocken zum Gedenken an den Angriff genau jene 20 Minuten läuten, die die Bomben brauchten, um die Stadt zu zerstören. Ein Ereignis, das ich auch seit meiner frühesten Jugend kenne.
In Gedanken werde ich dann in der Stadt sein, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Und die in mir die Überzeugung geprägt hat, dass wir alles dafür tun müssen, damit es nie wieder zu solch einer Situation kommt bzw. der Frieden erhalten bleibt. Der Friede freilich ist das Werk der Gerechtigkeit, die im Recht eine ihrer wesentlichen Ausformungen erhält.
Der Kampf, den ich auf PP sowohl gegen den braunen wie den roten Faschismus, für Rechtsstaat und Demokratie auf der Basis des Menschenbildes des jüdisch-christlichen Abendlandes führe, hat hier eine seiner biographischen Wurzeln.