Die Feuerwehr warnt vor einem möglichen Zusammenbruch der Energieversorgung: Nach 24 Stunden herrschen katastrophale Verhältnisse. Ein Gastbeitrag von Norman Hanert
Zumindest bislang ist die Versorgungssicherheit des deutschen Stromnetzes im internationalen Vergleich sehr hoch. Sicherheitsexperten warnen inzwischen allerdings immer eindringlicher vor den schwerwiegenden Folgen, die ein großflächiger und länger andauernder Stromausfall haben kann.
Der bisherige Chef des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, hat inzwischen mehrfach sehr deutlich gemacht, welche Sorgen ihm die Gefahr eines sogenannten Strom-Blackouts bereitet. Noch kurz bevor Broemme am 20. Dezember in den Ruhestand ging, benannte Broemme als eines der Hauptprobleme die mangelnde Vorbereitung der Bevölkerung auf einen längeren Stromausfall.
„Katastrophale Verhältnisse“
Christoph Unger, der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, hatte vor einigen Monaten in einem Interview den Ausfall der Stromversorgung sogar als „die zentrale Herausforderung“ bezeichnet und gewarnt: „Nach 24 Stunden ohne Strom hätten wir katastrophale Verhältnisse“.
Deutschlands oberster Katastrophenhelfer wies dabei ausdrücklich auf den Stromausfall hin, zu dem es im Februar des Vorjahres in Berlin-Köpenick gekommen war: In den Nachmittagsstunden des 19. Februar hatten Bauarbeiter bei einer Horizontalbohrung in Köpenick nicht nur ein 110-Kilovolt-Hauptkabel durchtrennt, sondern auch gleich das parallel laufende Ersatzkabel.
Die Folge war der größte Stromausfall, den Berlin in den letzten Jahrzehnten erlebt hatte. Schlagartig waren im Berliner Südosten 30 000 private Haushalte, 2000 Gewerbebetriebe, zwei Blockheizkraftwerke und auch zwei Krankenhäuser von der Stromversorgung abgeschnitten. Obendrein dauerte es bis in die Abendstunden des Folgetages, bis der Netzbetreiber die Stromversorgung wiederherstellen konnte.
Feuerwehr nicht erreichbar.
Bei ihrer nachträglichen Auswertung kam die Berliner Feuerwehr zu dem Schluss, dass die Arbeit der Behörden während des 31 Stunden andauernden Versorgungsausfalls im Großen und Ganzen funktioniert habe. Allein für die Bevölkerung in den betroffenen Ortsteilen Köpenicks waren 300 Feuerwehrleute und Helfer und 400 Einsatzkräfte der Berliner Polizei aufgeboten worden. In ihrem Abschlussbericht wies die Feuerwehr auch auf das besonnene Verhalten der Bevölkerung hin und lobte die nachbarschaftliche Hilfe.
Mangelnde Vorbereitung vieler Bürger
Allerdings finden sich in der Einschätzung auch besorgniserregende Punkte. Offensichtlich wurde die mangelnde Vorbereitung vieler Bürger kritisiert, zudem fielen in Teilen Köpenicks auch das Telefonfestnetz und die Mobilfunknetze aus. Damit waren auch die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr nicht mehr erreichbar. Zur Abhilfe wurden alle Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr in den betroffenen Ortsteilen Köpenicks mit Feuerwehrleuten besetzt, zusätzlich richteten Feuerwehr und Polizei auch mobile Wachen an Straßenkreuzungen ein, die als Anlaufstellen für hilfesuchende Bürger dienten.
Berlins Innenverwaltung will bei künftigen Notfällen beispielsweise in Rathäusern sogenannte „Katastrophenschutzleuchttürme“ einrichten. Diese sollen mit einer Notstromversorgung ausgerüstet sein, um auch nach dem Zusammenbruch des Stromnetzes als Anlaufpunkte für die Bürger bereit zu stehen.
Dass die Situation im vergangenen Februar in Köpenick noch glimpflich endete, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass sich die Berliner Feuerwehr bereits seit Jahren intensiv mit der Blackout-Problematik beschäftigt. Schon seit dem Jahr 2013 beteiligt sich die Feuerwehr etwa an dem Forschungsprojekt „TankNotStrom“. Dabei geht es um die Entwicklung eines Systems, das wenigstens Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben weiter einsatzfähig hält, wenn das Stromnetz zusammenbricht.
Patienten wurden evakuiert
In Köpenick sichtbar wurde allerdings auch, wie extrem wichtig eine sichere Notstromversorgung für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser ist. Während im Alexianer-Krankenhaus Hedwigshöhe eine hauseigene Notstromversorgung reibungslos funktionierte, fiel in den DRK-Kliniken Köpenick ein Notstromaggregat nach sieben Stunden aus. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk verhinderten Schlimmeres, indem sie für das Krankenhaus schnell eine weitere Notstromversorgung installierten. Patienten, die sich in einem kritischen Zustand befanden, waren bereits zuvor in andere Krankenhäuser evakuiert worden.
Millionenbeträge des Bundeninnenministeriums für Katastrophenhilfe
Wie vor Kurzem bekannt wurde, will das Bundesinnenministerium dem Technischen Hilfswerk (THW) und auch dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zweistellige Millionenbeträge zur Verfügung stellen, um besser auf solche Gefahrenlagen vorbereitet zu sein. Demnach sind im aktuellen Haushaltsplan des Bundesinnenministeriums für das Technische Hilfswerk allein 33,5 Millionen Euro für die Beschaffung von 670 Notstromaggregaten vorgesehen.
Ähnlich wie dies vergangenen Februar in Berlin-Köpenick geschehen ist, sollen die THW-Ortsverbände mit den Aggregaten im Notfall zum Beispiel Krankenhäuser mit Strom versorgen.
Der Beitrag erschien zuerst bei PREUSSISCHE ALLGEMEINE.
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